Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat seine Pläne für ein wasserstoffbetriebenes Verkehrsflugzeug bis 2035 aufgegeben. Wie das Unternehmen mitteilte, sei die Entwicklung der Technologie langsamer vorangekommen als erwartet. Einen neuen Zeitplan nannte Airbus nicht.
Zeitgleich zum vorläufigen Rückzug von Airbus aus der Wasserstoffforschung tritt Nicole Dreyer-Langlet, Mitglied der Airbus-Geschäftsleitung, von ihrem Posten als für Forschung und Technik zuständige Top-Managerin ab. Laut ihrem LinkedIn-Post wird sie ab 1. April im Bereich digitale Transformation von Airbus tätig sein.
Die hochrangige Managerin stand maßgeblich für die Wasserstoffambitionen des Flugzeugbauers und pries in der Öffentlichkeit die Antriebsform als einzige Möglichkeit, die Luftfahrt CO₂-neutral zu machen.
Wasserstoff gilt als zentrale Technologie für ein klimaneutrales Fliegen. Airbus hatte 2020 mit dem Konzept „ZEROe“ das Ziel formuliert, bis 2035 ein erstes emissionsfreies Passagierflugzeug mit Wasserstoffantrieb in Betrieb zu nehmen. Dies dürfte damit vom Tisch sein.
Luftfahrt hat nun keine Alternative mehr zu SAF
Marktbeobachter waren stets skeptisch, ob Wasserstoff wegen seiner geringen Energiedichte tatsächlich eine realistische alternative Antriebsform für Flugzeuge sein könnte. Die Dekarbonisierungsstrategie der Airlines fußt derweil seit längerem auf der Beimischung von Sustainable Aviation Fuels (SAF), mit denen die globale Airlinebranche bis 2050 CO₂-neutral sein soll.
Der große Vorteil von SAF ist, dass das nachhaltige Kerosin verwendet werden kann, ohne dass das vorhandene Fluggerät ertüchtigt oder gar ersetzt werden müsste. Allein schon aus diesem Grund erschienen die Wasserstoffambitionen von Airbus vielen als nicht plausibel.
Dies scheint nun auch der Vorstandsvorsitzende von Airbus so zu sehen. Laut „Financial Times“ sagte Guillaume Faury derweil: „Es reiche nicht aus, ein Flugzeug zu haben, wenn es keine Infrastruktur gibt, kein Wasserstoff am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, in der richtigen Menge und zum richtigen Preis.“
Laut Medienberichten hat Airbus derweil Budgets für die Wasserstoffprojekte des Konzerns deutlich zurückgefahren. Auch die geplanten Tests eines Wasserstofftriebwerks an einem Airbus A380, die für das kommende Jahr vorgesehen waren, sollen demnach vorerst ausgesetzt werden.
Die Entscheidung ist ein Rückschlag für die Bemühungen des Luftfahrtkonzerns, in der emissionsarmen Luftfahrt eine Vorreiterrolle einzunehmen. Der Rückschlag der Wasserstoffambitionen von Airbus beseitigt die de facto einzige Alternative zu SAF als Möglichkeit der Luftfahrt, das Nettonullziel erreichen zu können.