Pacemaker

Armin Neises (links) und Christian Jabs (rechts) wollen gemeinsam eine ganzheitliche Lösung für Forecasting und Nachhaltigkeitsmanagement schaffen.

Bild: Waves/Pacemaker [M]

Der One-Stop-Shop für Nachhaltigkeit und Forecasting

09.03.2025

Anfang des Jahres hat die Thyssenkrupp-Tochter Pacemaker das luxemburgische Softwareunternehmen Waves übernommen. Im Gespräch mit der DVZ geben die Geschäftsführer beider Unternehmen Einblick in die gemeinsamen Pläne.

Nachhaltigkeit stand bei Pacemaker nicht von Anfang an ganz oben auf der Agenda. Die Thyssenkrupp-Tochter entwickelt digitale Supply-Chain-Lösungen und nutzt dabei KI, um Daten aus verschiedenen Bereichen zu verknüpfen, zu analysieren und zu optimieren. „Unser Ziel war und ist es, die beste Vorhersage entlang der Lieferkette zu treffen, die mit der heutigen Technologie möglich ist“, erklärt der Pacemaker-CEO Christian Jabs im Gespräch mit der DVZ den Kern des Geschäftsmodells.

Im Jahr 2021 hatte der Industriekonzern Thyssenkrupp die zunehmende Komplexität von Prognosen entlang globaler Lieferketten als Geschäftsfeld identifiziert und das Projekt „Pacemaker.ai“ ins Leben gerufen. Das Ziel lautete: ein auf KI-Technologie basierender „Herzschrittmacher“ für aus dem Takt geratene Lieferketten. Nur ein Jahr später wurde Pacemaker.ai als eigene GmbH im Rahmen der Thyssenkrupp Corporate Ventures ausgegründet.

"Viele reden über Nachhaltigkeit, aber nur wenige wollen dafür Geld ausgeben."
- Armin Neises, Gründer und CEO Waves

„Schnell kamen damals Kunden auf uns zu und fragten: Wenn wir Bestände reduzieren, können wir dann auch sagen, wie viel CO₂-Emissionen wir damit einsparen? Damit war das Thema für uns auf dem Tisch“, blickt Jabs zurück. Neben seinen Kernleistungen, den Tools zur Prozessoptimierung und zur Bedarfsprognose, hat das junge Unternehmen deshalb mit „PCI Product Carbon Intelligence“ ein Produkt entwickelt, das mittels maschinellem Lernen entsprechende Footprints für alle Produkte der Kunden ermitteln kann.

Mit der Anfang 2025 erfolgten Übernahme von Waves, dem luxemburgischen Anbieter der digitalen Sustainability Management Platform, soll nun eine ganzheitliche Lösung für die Themen Forecasting und Nachhaltigkeitsmanagement geschaffen werden. Jabs fasst die Vision zusammen: „Wir wollen dem Kunden einen One-Stop-Shop bieten, also eine Plattform, auf der er über seine Nachhaltigkeit auf Unternehmens-, Transport- oder Produktebene berichten kann und die Möglichkeit hat, die Emissionen mit uns zu reduzieren.“

Waves bietet Tools für ein ESG-Reporting nach den Standards der Corporate Sustainability Reporting Directive und der EU-Taxonomie. Dazu gehören Emissionsberechnungen in der Lieferkette und die Berechnung des Corporate Carbon Footprints in Scope-1 bis -3.

Armin Neises beschäftigt sich seit 25 Jahren beruflich mit dem Thema Nachhaltigkeit. 2019 gründete er Waves mit dem Ziel, Emissionen sichtbar zu machen, erklärt er im Gespräch mit der DVZ. Seitdem haben er und sein Team ihre Module zur Berechnung von Treibhausgasemissionen weiterentwickelt und gesetzliche Berichtspflichten wie die EU-Taxonomie und die CSRD integriert. „Leider mussten wir feststellen, dass viele Unternehmen zwar über Nachhaltigkeit reden, aber nur wenige bereit sind, dafür Geld auszugeben“, bedauert Neises. So wuchs das Unternehmen langsamer als geplant. Viele Ideen zur Weiterentwicklung konnten in den vergangenen Jahren aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. Das soll sich nun ändern.

„Für eine gewisse Skalierung braucht man die entsprechenden finanziellen Mittel, zum Beispiel durch einen starken Partner“, sagt Neises. Auch andere Plattformanbieter hätten sich in den vergangenen Monaten finanziell breiter aufgestellt.

"Wir wollen den Kunden einen One-Stop-Shop zur Nachhaltigkeit bieten."
- Christian Jabs, CEO Pacemaker

Neben der finanziellen Ebene betont er aber auch die strategische Bedeutung der Partnerschaft. Der Thyssenkrupp-Konzern mit seinen rund 500 Gesellschaften biete Waves ein sehr großes Kundenpotenzial. „Wir wollen für all diese Einheiten den Status quo erheben, korrekte Nachhaltigkeitsberichte generieren, mit Pacemaker Prognosen erstellen und darauf aufbauend Maßnahmen zur Emissionsreduktion einleiten“, fasst der Waves-CEO zusammen. So soll der Schritt vom Start-up zum Scale-up gelingen.

Im Gespräch betonen Jabs und Neises, dass neben der inhaltlichen Ebene auch kulturell alles zusammenpasse. Deshalb war für Neises auch früh klar, dass er den Weg mit Pacemaker gehen wollte. Alternativ hatten auch Finanzinvestoren sowie Softwareunternehmen Interesse an dem Luxemburger Unternehmen gezeigt.

Die Marke Waves bleibt erhalten. „Für die bestehenden Kunden ändert sich nichts“, stellt Neises klar, der auch weiterhin CEO bleibt. Doch darüber hinaus läuft derzeit die Integration auf allen Ebenen. Zahlreiche Workshops haben dazu bereits stattgefunden. Jabs und Neises haben ehrgeizige Wachstumsziele für die kommende Zeit definiert. „Wir haben ein großes gemeinsames Interesse daran, sichtbarer zu werden und mehr Umsatz zu generieren“, sagt Jabs. Kunden aus der Logistikbranche erhalten bereits automatisierte Berechnungen von Transportemissionen bis auf Sendungsebene und können diese um die Erfüllung ihrer Berichtspflichten erweitern und nachweisliche Verbesserungen einleiten. Die Partner sind überzeugt, dass dieser Markt in den kommenden Jahren ein großes Potenzial bietet.

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