Ein manuelles Erfassen der Nachhaltigkeitsdaten ist mühsam, fehleranfällig und in vielen Fällen kaum zu stemmen.

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CSRD-Reporting: Wie sich Transportdienstleister vorbereiten können

08.06.2024

Die CSRD-Richtlinie der EU (Corporate Sustainability Reporting Directive) wird in ihrer gegenwärtigen Form stufenweise circa 15.000 Unternehmen in Deutschland bis 2029 zu einer umfangreichen Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichten. Dabei müssen betroffene Unternehmen bis zu 84 Angabepflichten und 1.178 Datenpunkte berücksichtigen. Ein Gastbeitrag von Sue Fortunato-Esbach, Manager Sustainability bei Assent.

Die CSRD verpflichtet Unternehmen zu einem Bericht über die Auswirkungen der aktuellen eigenen Aktivitäten auf Menschen und Umwelt. Außerdem müssen sie Auskunft erteilen, wie bestimmte Faktoren, etwa der Klimawandel, sich schon jetzt oder in Zukunft auf Leistung und Tätigkeit des Unternehmens auswirken. Auf identifizierte IROs (Impact, Risk, Opportunities) müssen sie reagieren, indem sie Abhilfemaßnahmen schaffen und Chancen zur Verbesserung ergreifen. Die Berichte müssen gemäß dem Prinzip der doppelten Wesentlichkeit erfolgen, festgelegten digitalen Standardformaten entsprechen und werden veröffentlicht. Aufgrund des Umfangs stellen die Reports insbesondere bei komplexen, feingliedrigen Wertschöpfungsketten und ausgedehnter internationaler Tätigkeit eine beträchtliche Herausforderung dar.

Die größten CSRD-Herausforderungen für Transportdienstleister

Je nach Art und Tätigkeit des betroffenen Unternehmens stehen bestimmte Aspekte ganz besonders im Fokus. Transportdienstleister sollten insbesondere den Umwelteinfluss der Fahrzeuge in ihrem Netzwerk priorisieren. Für das Reporting benötigen sie dabei unter anderem Daten zu den Treibhausgas-Emissionen Scope 1-3. Auch zum generellen Verbrauch von Ressourcen und Energie sowie zu den Bereichen Verschmutzung, Müll und Einflüssen auf die Biodiversität müssen Logistiker transparente Daten liefern.

Nicht zu vergessen sind Aspekte aus dem Bereich sozialer ESG-Faktoren. Auch hier gibt es Themen, die für die Branche hohe Relevanz haben. Hervorzuheben dabei vor allem die Auskunftsfähigkeit zu Arbeitsbedingungen, Menschenrechten sowie Einfluss auf soziale Gruppen und Umfelder.

Betroffene Unternehmen müssen Risiko und Auswirkung dieser Faktoren in der eigenen Wertschöpfungskette erheben und einer sorgfältigen Due Diligence unterziehen. Das umfasst sowohl die eigene Tätigkeit als auch die vor- und nachgelagerte Supply Chain, von der Treibstofferzeugung bis zu den Emissionen aus der Nutzung der transportierten Güter.

Schon auf den ersten Blick ist deutlich, dass diese Aufgabe äußerst umfangreich ist. Ein entsprechendes Programm zum Erfassen aller relevanten Datenpunkte kann nicht ohne weiteres aufgesetzt werden, viel zu umfangreich ist die Aufgabe und viel zu rar aktuell noch die damit vertrauten Experten. Besonders der Kontakt mit internationalen Partnern in der Supply Chain entwickelt sich oft zum Problemfaktor. Spezialisierte Services wie Assent helfen dabei, alle Daten aus der Wertschöpfungskette zu erheben und die Ausarbeitung eines Nachhaltigkeitsberichts so einfach wie möglich zu gestalten. Dennoch ist es unerlässlich, einen detaillierten Plan für den Aufbau einer CSRD-konformen Reporting-Struktur zu entwickeln.

Vier Schritte für den Aufbau einer CSRD-Struktur

Ein manuelles Erfassen der Nachhaltigkeitsdaten ist mühsam, fehleranfällig und wird in vielen Fällen kaum zu stemmen sein. Spezialisierte Plattformen von Anbietern mit entsprechendem Know-How schaffen Abhilfe und sind am Ende in der Regel kostengünstiger. Ist das Mittel der Wahl gefunden, so kann ein Aufbau des Programms zur Berichterstattung stufenweise erfolgen.

Zunächst gilt es, die neuen Anforderungen zu verstehen. Was davon muss das eigene Unternehmen berichten, in welcher Form und in welchem Umfang? Die Anforderungen umfassen zahlreiche Details zu wesentlichen Auswirkungen, Risiken und Chancen in der eigenen Wertschöpfungskette hinsichtlich Umwelt, Soziales, Menschenrechte sowie Governance. Für die Reports gilt verpflichtend ein digitales, maschinell auslesbares Format nach einheitlichen EU-Standards, den European Sustainability Reporting Standards – ESRS. Zudem macht es die CSRD zur Pflicht, die Nachhaltigkeitsberichterstattung abschließend durch Dritte prüfen zu lassen.

Der zweite Schritt im Aufbau des Setups ist es, innerhalb der eigenen Organisation Strukturen zu schaffen, die alle Stakeholder berücksichtigen und einbeziehen. Das umfasst auch Teams, die sich bisher häufg nicht mit ESG auseinandersetzen mussten. Dies sind etwa Abteilungen für Recht, Finanzen und Wirtschaftsprüfung. Mit Blick auf die Supply Chain gilt es, sämtliche Partner und Zulieferer miteinzubeziehen. Ziel ist, die komplette Wertschöpfungskette des Unternehmens miteinzubeziehen und auf die eigenen Ziele und Strategien auszurichten. Diese Kooperation ist die beste Voraussetzung für einen wirksamen und vollständigen Austausch zuverlässiger Daten. Es bedarf eines detaillierten Blicks, um dabei keine Partner zu übersehen.

In Phase drei gilt es, Risikoanalyse- und Management zu betreiben. Sobald Daten aus der Wertschöpfungskette vorliegen, müssen sie ausgewertet und auf Lücken untersucht werden. Hier ist eine Strategie notwendig, wie solche möglichen Lücken künftig geschlossen werden. Anhand der vorliegenden Befunde sollte mit der Arbeit an Handlungsempfehlungen zum Reduzieren gefundener ESG-Risiken in der Wertschöpfungskette begonnen werden.

Der abschließende vierte Schritt besteht natürlich darin, die ausgewerteten Daten und die implementierten Maßnahmen zu einem Nachhaltigkeitsreport zusammenzufassen, das allen Anforderungen entspricht und dann veröffentlicht wird. Die Aufgabe CSRD klingt nicht nur umfangreich, sie ist es auch. Doch mit einer klaren Struktur und einer Strategie für deren Aufbau steht am Ende neben belastbaren Berichten auch ein Zugewinn an Transparenz über die eigene Wertschöpfungskette.

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  • Die Autorin: Sue Fortunato-Esbach ist Manager Sustainability bei Assent.

    Die Autorin: Sue Fortunato-Esbach ist Manager Sustainability bei Assent.

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