Vor ihrer Zeit bei Paki hatte Anne Kramer-Münch diverse Führungsrollen im Bereich FMCG Unternehmen inne.

Bild: Paki Logistics

„Wir sind immer auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten“

14.03.2025

Anne Kramer-Münch ist seit rund einem Jahr Geschäftsführerin von Paki Logistics. Im Interview spricht sie über die Bedeutung der Nachhaltigkeit im Palettenkreislauf.

DVZ: Frau Kramer-Münch, Sie sind nun seit knapp einem Jahr Geschäftsführerin von Paki Logistics. Ursprünglich kommen Sie aus einer anderen Branche. Wie ist es zu dem Wechsel gekommen?

Anne Kramer-Münch: Ich bin im Bereich FMCG (Fast Moving Consumer Goods) groß geworden und habe vor fünfeinhalb Jahren bei Tomra, einem Innovationsführer in der Kreislaufwirtschaft sowie im Clean Loop Recycling und Anbieter von Lösungen für Rücknahmesysteme, angefangen. Als VP-Commercial konnte ich dort zu Lösungen für Leergut-Rücknahmesysteme beitragen und seit dieser Zeit steht das Thema Nachhaltigkeit ganz oben auf meiner persönlichen Agenda, was zu der offenen Pooling-Lösung von Paki sehr gut gepasst hat. Insbesondere die Nachhaltigkeitsaktivitäten sowie die Zugehörigkeit zu einem international aufgestellten Familienunternehmen waren zwei ausschlaggebende Punkte, die mir zeigten, dass Paki mir die Möglichkeiten bietet, als CEO mehr Verantwortung in der Kreislaufwirtschaft übernehmen zu können.

Können Sie mehr über die Strukturen von Paki als Teil der Faber Group sagen?

Ja, die Faber Group ist ein Familienunternehmen, das verschiedene Divisionen unter ihrem Dach führt. Heute besteht die Faber Group aus mehreren Pooling- und Dienstleistungsunternehmen: Paki Logistics, IPP Logipal, PRS Return System, Vpool und Satim. Die niederländische Unternehmensgruppe blickt auf über 130 Jahre Fertigungsgeschichte im Bereich hölzerner Ladungsträger aller Typen zurück, hat 1993 die erste hölzerne Palette mit ISO 9001 Qualitätszertifikat entwickelt und war früh Vorreiter digitaler Lösungen und Dienstleistungen für das Ladungsträgermanagement.
Paki ist seit 2012 Teil der Faber Group und als eigenständige GmbH sowohl in Deutschland als auch im Ausland tätig. So haben wir beispielsweise Standorte in Frankreich, Italien und Polen. Was uns an allen Standorten verbindet, ist, dass Nachhaltigkeit ein zentrales Thema ist.

Paki Logistics ist der führende Open-Pooling-Dienstleister für die Verwaltung von Tauschpaletten und -behältern. Einfacher ausgedrückt: Paki Logistics vermietet Paletten an Unternehmen, damit diese sie wiederverwenden können. Können Sie dieses Pooling-System etwas genauer erklären?

Im offenen Pooling-System ist Paki Dienstleister für das Management, die Lieferung und den Tausch von standardisierten, tauschfähigen Paletten und Boxen. Das heißt, wir fungieren als eine Art „Palettenbank“ und unsere Kunden können Paletten bei uns, u.a. auch online, bestellen. Wir liefern die Paletten den Kunden dann zur gewünschten Zeit, an den gewünschten Ort und in der gewünschten Qualität. Der Kunde gibt die Paletten nach Gebrauch wieder in den offenen Palettenpool zurück, indem er sie entweder an einen weiteren Teilnehmer des offenen Pools weitergibt, beispielsweise durch die Lieferung seiner Waren, oder sie von uns abholen lässt. Der gesamte Prozess vereinfacht das Ladungsträgermanagement, da die Kunden keine Paletten mehr lagern müssen und sich stattdessen auf absolute Zuverlässigkeit und unsere Expertise im Pooling verlassen können. So decken wir den individuellen Ladungsträgerbedarf von Transportunternehmen, Handel, Herstellern und der Industrie in ganz Europa ab.

Annegret Kramer-Münch
Die CEO von Paki Logistics, einem Open-Pooling-Dienstleister für standardisierte Ladungsträger, ist eine Führungspersönlichkeit mit über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung in der Konsumgüterbranche (FMCG) und der Kreislaufwirtschaft. Ihre Expertise erstreckt sich über Vertrieb, Marketing, Geschäftsentwicklung sowie Nachhaltigkeit, insbesondere im Kontext von Rücknahme- und Recyclinglösungen. Vor ihrer Zeit bei Paki hatte sie diverse Führungsrollen im Bereich FMCG Unternehmen inne und war zuletzt über fünf Jahren als Commercial Vice President bei Tomra Systems GmbH tätig, einem Unternehmen im Bereich der Leergut-Rücknahmesysteme und Recycling-Technologien.

Was sind die konkreten Vorteile dieses Pooling-Systems?

Früher gab es diesen Palettentausch eins zu eins, eine beladene Palette kam an, eine leere Palette wurde im Austausch zurückgegeben und in den LKW gepackt. Das funktioniert bei uns jetzt anders. Der Vorteil ist natürlich neben der nicht mehr benötigten Lagerhaltung sowie der Zeitersparnis, dass die Palette mehrfach verwendet werden kann. Es ist ein offener Pool, das heißt, nach der Freigabe kann sie direkt wieder durch jemand anders verwendet werden. Das reduziert den Zeitaufwand aller Beteiligten, steigert die Effizienz und ist umweltschonend, denn teure Leertransporte, eine reduzierte Laderaumkapazität (durch die Rückführung von Leerpaletten) oder aufwändiges Umladen von Waren sind nicht mehr nötig.

Wie oft wird eine Palette bei Ihnen durchschnittlich verwendet?

Mehrere Zahlen sind hier wichtig. Zum einen kann die Palette etwa 28-mal wiederverwendet werden. Außerdem lassen wir sie natürlich reparieren, wenn sie die Qualitätskriterien nicht mehr erfüllt. Im Durchschnitt hat eine Palette eine Lebensdauer von 7 Jahren.

Wie hat sich die Lebenszeit der Paletten in den vergangenen Jahren entwickelt?

Konkret lässt sich das schwer sagen, aber allein durch die Automatisierung hat sich die Lebensdauer auf jeden Fall erheblich verlängert.

Wie kann der Palettenkreislauf in Ihrem Unternehmen noch nachhaltiger und klimafreundlicher gestaltet werden?

Wir sind immer auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten. In Frankreich und einigen anderen Ländern haben wir zum Beispiel die Anzahl der Paletten pro LKW erhöht. Dadurch erreichen wir eine bessere Auslastung des Lkw und damit weniger Emissionen. Wir testen alternative Kraftstoffe wie HVO oder E-Trucks. Intermodalität ist auch ein Thema, das bei uns im Konzern sehr stark diskutiert wird. Und dann gibt es natürlich viele Möglichkeiten, auch über digitale Lösungen Einsparungen zu erzielen. Wir haben den E-Voucher, eine digitale Alternative zu dem „O-Schein“, den man nicht mehr auf Papier ausdrucken und postalisch versenden muss. Mit unserem digitalen Kundenkonto bieten wir zudem volle Transparenz und Verfügbarkeit und helfen so, Nachhaltigkeit in der Logistik unserer Kunden zu erzielen. Darüber hinaus glaube ich, dass es wichtig ist, dass jeder einen gewissen Mehrwert liefert, um unser aller Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Firmenwagen, Policies, Getränke, es gibt so viele Möglichkeiten und ich glaube, es ist auch wichtig, das zu leben und das Mindset im täglichen Tun, im Büro, aber auch in unseren Hauptprozessen weiter zu stärken.

Gibt es in Ihrem Unternehmen ein Team, das sich ausschließlich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt?

Wir haben schon seit über drei Jahren ein bereichsübergreifendes Team dafür im Haus, aber seit dem 1. Dezember 2024 auch einen Nachhaltigkeitsmanager, der ausschließlich das Thema Nachhaltigkeit verantwortet.

Was hat dazu geführt, dass Sie einen Nachhaltigkeitsmanager eingestellt haben?

Nachhaltigkeit ist eines unserer zentralen Anliegen beim Tausch von Ladungsträgern im offenen Pooling-System. Das bedeutet, dass es natürlich die Kernprozesse bei uns gibt, die einen starken Einfluss auf die CO₂-Emissionen haben, wie zum Beispiel der Transport. Diese Themen sind mir und der gesamten Faber Group immer schon wichtig und das spiegelt sich auch in unseren Nachhaltigkeitsberichten wider, die wir seit mehreren Jahren freiwillig veröffentlichen. Und eben auch im professionellen Management durch einen Nachhaltigkeitsmanager. Darüber hinaus geht es mir darum, auch eine gute Kommunikation zu haben, sowohl intern als auch extern. Es ist wichtig, das Thema zu forcieren, also auf dem aufzubauen, was wir haben.

Ein wichtiges Thema für Sie ist sicher auch die EU-Verpackungsverordnung PPWR. Wie ist die Position dazu? Wie kann Open Pooling hier einen Beitrag leisten?

Natürlich beschäftigt uns die Frage: Wie können wir Lösungen anbieten, damit die Wiederverwendung von Paletten noch weiter gesteigert werden kann? Denn wir nutzen den Kreislauf und verwerten die gebrauchten Paletten wieder. Das führt zu Einsparungen im Transportbereich. Das sind dann die Punkte, die für die Handelspartner relevant sind. Und unseren Kunden zu zeigen, dass wir eine Lösung für ihre Probleme haben, ist elementar.

Ist die neue Verpackungsordnung denn eine große Herausforderung für Sie?

Im Gegenteil, wir haben mit unserem Konzept definitiv mehr Vorteile, weil es den Nutzern ermöglicht, die Palette mehrfach zu verwenden. Sie wird nicht im Leerzustand zurückgeführt, sondern ist für eine mehrfache Verwendung ausgelegt. Die Verordnung schafft Anreize, den Verpackungseinsatz, auch von Transportverpackungen, zu optimieren und nachhaltige Logistiklösungen zu etablieren, die wir bei Paki Logistics bieten. Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Handel und Herstellung erfüllen gesetzliche Anforderungen dadurch, dass sie auf wiederverwendbare langlebige Ladungsträger setzen und damit u.a. ihren ökologischen Fußabdruck reduzieren können.

Vor kurzem haben Sie eine umfassende Lebenszyklusanalyse (Life Cycle Analysis) durchgeführt, um die Umweltauswirkungen verschiedener Palettensysteme zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigen, dass das offene Pooling-System von Paki signifikante Einsparungen bei CO₂-Emissionen, fossilen Ressourcen und Holzverbrauch ermöglicht. Können Sie die Zahlen genauer einordnen?

Laut der LCA-Studie führt die Nutzung des offenen Pooling-Systems von Paki zu einer Reduktion der CO₂-Emissionen um 8 bis 24 Prozent pro Nutzung im Vergleich zu anderen Pooling-Systemen und um 78 Prozent im Vergleich zu Einwegpaletten. Verantwortlich dafür sind vor allem die optimierten Logistikprozesse. Ein typischer Kunde mit 10.000 Paletten könnte durch den Wechsel vom eins zu eins Palettentausch zum offenen Pooling-System bei Paki jährlich 2.800 kg CO₂-Emissionen, was ca. 14.000 Autokilometern oder knapp 700 kg Frischholz entspricht, einsparen. Dies zeigt das enorme Potenzial und die Vorteile des offenen Pooling-Systems.

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  • Anne Kramer-Münch hat über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung in der Konsumgüterbranche (FMCG) und der Kreislaufwirtschaft.

    Anne Kramer-Münch hat über zwei Jahrzehnten Berufserfahrung in der Konsumgüterbranche (FMCG) und der Kreislaufwirtschaft.

    Bild: Paki Logistics

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