Ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit sind tragende Säulen der Stückgutkooperation NG.Network. „Ohne soziale Nachhaltigkeit scheitert auch die beste ökologische Initiative“, betont Geschäftsführer Stephan Opel im Gespräch mit der DVZ und verdeutlicht so, dass alle Säulen miteinander verbunden sind. Um auf allen Ebenen voranzukommen, fokussiert NG.Network derzeit vor allem zwei Themen: transparente Prozesse und den konsequenten Einsatz digitaler Lösungen im gesamten Netzwerk, um Fortschritte messbar zu machen.
Erfolgreiche Tests mit E-Lkw
Einen entscheidenden Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit stellt für NG.Network ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit dem Gesellschafter Zufall dar. Im Mittelpunkt stehen die Umstellung auf Elektrofahrzeuge und die Entwicklung eines CO₂-freien Stückgutprodukts. Tatsächlich konnte Zufall laut Opel bereits verschiedene Fahrzeugmodelle erfolgreich in den Regelbetrieb integrieren. Mit den Reichweiten ist das Unternehmen sehr zufrieden; sowohl Sattel- als auch Nahverkehrsfahrzeuge schaffen rund 300 Kilometer. Je nach Zuladung, Wetterbedingungen und Streckenprofil können diese Werte allerdings stark schwanken. Mit den gesammelten Erfahrungswerten und vorausschauender Planung ließe sich das jedoch gut bewältigen. Zufall verlässt sich dabei nicht auf die öffentliche Infrastruktur, sondern hat eine eigene Ladeinfrastruktur entwickelt, um unabhängig planen und arbeiten zu können.
Die Erfahrungswerte aus dem Projekt sollen dabei helfen, das gesamte Netz emissionsfrei zu gestalten. Besonders wichtig ist dem Stückgutverbund damit einhergehend die transparente Darstellung der gesammelten Daten auf Sendungsebene, um die tatsächliche CO₂-Reduktion zukünftig nachweisen zu können. „Ziel ist es, über Durchschnittswerte hinauszugehen und konkrete Emissionsdaten zur Verfügung zu stellen. Die Herausforderung liegt dabei keineswegs in der technischen Machbarkeit“, erklärt Steffen Landsiedel, der bei NG.Network IT- und Logistikprojekte verantwortet. „In der Zentrale können wir Daten, beispielsweise aus der Fahrzeugtelematik, bündeln und auswerten. Aktuell beschäftigt uns vielmehr, welche Daten aus den unterschiedlichen Quellen gemäß ISO-Norm relevant sind. Wir arbeiten daran, sinnige Hebel zu identifizieren, um den CO₂-Ausstoß tatsächlich nachhaltig zu reduzieren.“ Und Opel ergänzt: „Transparenz ist für uns entscheidend, um gemeinsam mit unseren Partnern Fortschritte zu erzielen und glaubwürdig zu bleiben.“
KI optimiert Auslastung
Statt allein auf alternative Antriebe zu setzen, verfolgt der Verbund auf der Netzebene einen umfassenderen Ansatz: die Vermeidung unnötiger Transporte durch konsequente Überarbeitung der Hauptläufe. In einem weiteren Pilotprojekt mit dem Gesellschafter Hellmann werden dazu alle Hauptläufe im Netz simuliert. Künstliche Intelligenz analysiert dabei, wie die Auslastung verbessert, Transporte optimiert oder ganz vermieden werden können, um Emissionen zu reduzieren. Von diesem Ansatz profitiert der Verbund auch angesichts des akuten Personalmangels in der Logistik. „Verkehre im Netzwerk werden sich in Zukunft deutlich verändern. Für uns gilt aber immer: Jeder vermiedene Transport ist die beste Klimaschutzmaßnahme“, betont Opel.
Die Erkenntnisse aus den einzelnen Projekten sollen auf das gesamte Netzwerk übertragen werden, das langfristig grün werden soll. Die Struktur der Stückgutkooperation ermögliche schnelle Anpassungen und die Entwicklung neuer Standards, die wegweisend für die Branche sein könnten, so Opel. Analog zu den Projekten mit Zufall und Hellmann ist Opel auch mit den Gesellschaftern im Gespräch und arbeite über verschiedene Gremien an konkreten Teilschritten auf dem Weg zum Ziel.
„Wesentlich ist auch die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unsere Nachhaltigkeitsstrategie und den Projektverlauf“, so Opel. Dies steigere nicht nur die Motivation der Teams, sondern auch die Identifikation mit den Unternehmenszielen. „In den nächsten Jahren planen wir strukturelle Veränderungen, um unserer gesellschaftlichen Verantwortung für eine nachhaltige Logistik im Verbund gerecht zu werden“, erklärt Opel. „Allerdings sehen wir eine starke Abhängigkeit von Fahrzeugherstellern, Politik und Infrastruktur. Insbesondere das Auslaufen relevanter Fördermöglichkeiten sowie mögliche Umstrukturierungen im Zuge einer neuen Regierungsbildung führen zu Markt- und Planungsunsicherheiten.“