Warum haben Sie ein Start-up in der Logistik gegründet und dabei den Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit gelegt?
Gryn wurde von Experten aus den Bereichen Logistik, Technologie und Nachhaltigkeit gegründet. Unser Ziel ist es, einen globalen Raum für Nachhaltigkeitsdaten zu schaffen, in dem wir gemeinsam arbeiten und CO2-Emissionsdaten austauschen können, um die Dekarbonisierung von Lieferketten voranzutreiben. Der Klimawandel kann nur durch koordinierte Anstrengungen bewältigt werden. Daher sind wir fest davon überzeugt, dass Zusammenarbeit, Datenaustausch, Konnektivität, Sichtbarkeit und Vertrauen die grundlegenden Schlüssel für eine erfolgreiche Transformation in Richtung Netto-Null-Emissionen sind.
Gryn stellt ein einzigartiges Ökosystem dar, das darauf abzielt, den Datenaustausch von Scope-1/3-Kohlenstoffemissionen zu erleichtern. Unser Ziel ist es, Treibhausgasemissionen (THG) messbar, konsistent, konform und vertrauenswürdig zu machen.
Welches Problem bei der Nachhaltigkeits-Transformation von Unternehmen entlang der Lieferkette lösen Sie?
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, gemäß neuer Regularien ihren Corporate Carbon Footprint zu dokumentieren, was auch die involvierte Logistik betrifft. Dieser Prozess gestaltet sich oft komplex, da es schwierig ist, Daten von Dienstleistern zu sammeln, sie zu standardisieren, zu validieren und auf Richtigkeit zu überprüfen. Zudem fehlt häufig die Möglichkeit, diese Daten zu auditieren und somit ihre Genauigkeit zu gewährleisten.
In Kürze zusammengefasst, was wir tun: Gryn ist eine Carbon Visibility & Collaboration Plattform. Mithilfe von Gryn können Unternehmen ihr Scope 3 Carbon Reporting automatisieren, Reduktionsziele und Maßnahmen festlegen sowie Verfolgungsinformationen erhalten. Gleichzeitig bieten wir eine Datenvalidierung und -standardisierung an, um die Qualität der Daten zu verbessern. Mit unserem Compliance Check werden die Daten im Einklang mit den gängigen Regularien gemessen und bieten somit zusätzlich eine Audit-Möglichkeit für die unternehmensweite Berichterstattung.
Wo haben etablierte Logistikdienstleister bei der Nachhaltigkeitstransformation den größten Nachholbedarf?
Anhand unserer Lösung erkennen wir immer wieder, wie essenziell eine gute Datenqualität für strategische Entscheidungen im Nachhaltigkeitsbereich ist. Viele Dienstleister verfügen noch nicht über diese Datenqualität und bewegen sich daher in einem unbekannten Bereich. Durch eine verbesserte Datenqualität entsteht ein klarer Überblick darüber, auf welcher Grundlage weitere Reduktionsmaßnahmen ergriffen werden können.
Welchen Sektor/Teil der Logistik adressiert Ihr Unternehmen konkret?
Wir richten uns hauptsächlich an Verlader und deren Logistikdienstleister, die Transporte zum und vom Unternehmen durchführen. Hierbei handelt es sich um den sogenannten Scope 3-Bereich der Emissionen, genauer gesagt Scope 3.4 und 3.9.
Dies umfasst sämtliche Transportarten (Straße, Schiene, Wasser und Luft).
Unsere Lösung ist in erster Linie im Logistikbereich angesiedelt und hat auch eine übergeordnete Rolle im Nachhaltigkeitsbereich.
Wer sind Ihre Partner und Kunden?
Unsere Lösung ist universell für alle produzierenden Unternehmen weltweit geeignet, sofern diese Transporte zum und vom Unternehmen durchführen. Unser Hauptfokus liegt dabei auf großen Unternehmen, aber wir haben auch kleine und mittlere Unternehmen als Kunden.
Logistikdienstleister nutzen unsere Plattform auf zwei Arten. Zum einen verwenden sie sie für ihr eigenes Reporting und um ihren Kunden Berichte zur Verfügung zu stellen. Hierbei setzen wir verstärkt auf den Netzwerkeffekt, wodurch die Dienstleister ein anderes Preismodell haben als die Verlader.
Welches Marktpotenzial für Nachhaltigkeitslösungen in der Logistik beziehungsweise entlang der Lieferkette sehen Sie?
Es besteht ein enormes Potenzial, da immer mehr Regularien implementiert werden. Diese sind teilweise sehr komplex und verlangen eine höhere Transparenz von Unternehmen. Innovative Lösungen können dabei erhebliche Zeit- und Kosteneinsparungen ermöglichen, die sonst anfallen würden.
Wo kann Ihr Unternehmen selbst noch nachhaltiger werden?
Wir sehen Potenzial für Verbesserungen in der gelegentlichen Nutzung von Einwegverpackungen während Mittags- oder Kaffeepausen. Seltene Geschäftsreisen werden hauptsächlich mit der Bahn durchgeführt, aber in einigen Fällen wird auch ein Auto verwendet, was natürlich vermieden werden sollte.
Ist eine klimaneutrale Logistik ein realistisches Zukunftsszenario? Wann könnte es so weit sein?
Dieses Szenario ist realistisch, aber auch herausfordernd, da es von den beteiligten Unternehmen viel verlangt. Wir sind der Ansicht, dass dieses Ziel nur durch gemeinsame Anstrengungen erreicht werden kann, wenn alle Unternehmen kooperieren und ihre eigenen Interessen etwas zurückstellen.
Gryn
Gündung: 28.04.2022
Sitz: Am Sandtorkai 32, 20457 Hamburg (Digital Hub Logistics Hamburg)
Mitarbeiter: 12
Kunden: 250+ Kundenaccounts (weltweit) in 12 verschiedenen Branchen