Bei der von dem Logistik-Softwareunternehmen Transporeon durchgeführten jährlichen Umfrage zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs haben dieses Mal 181 Verlader und 527 Spediteure teilgenommen. Der zweite Teil der Ergebnisse beleuchtet die Prioritäten, die die Spediteure und Verlader bei der Antriebswende setzen, sowie weitere Strategien der Verlader und Spediteure für die Dekarbonisierung.
Unterschiedliche Prioritäten bei alternativen Antriebsmöglichkeiten
Im Jahr 2023 waren die drei wichtigsten Prioritäten der Verlader für kohlenstoffarme Kraftstofflösungen batteriebetriebene Elektrofahrzeuge, HVO und Biodiesel, während wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge wie schon 2022 am Ende der Liste stehen. Komprimiertes oder verflüssigtes Biogas ist vom letzten Jahr am stärksten zurückgegangen: von etwa 33 Prozent im Jahr 2022 auf circa 16 Prozent im Jahr 2023 (s. Grafiken 1 und 2).
Bei den Spediteuren sind dagegen Biodiesel, Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge und Batterie-Elektrofahrzeuge die drei wichtigsten Prioritäten. Komprimiertes oder verflüssigtes Biogas bildet bei den Spediteuren das Schlusslicht und hat im Vergleich zu den Angaben der Verlader einen noch stärkeren Rückgang erlebt, von 43 Prozent in 2022 auf zehn Prozent in 2023 (s. Grafiken 1 und 3). Die starke Präferenz der Spediteure für Wasserstoff-Lkw überrascht die Autoren des Berichts angesichts der vergleichsweise hohen Kosten.
Strategien und Pläne
Neben dem Einsatz von alternativen Antrieben setzen Verlader bei den Methoden zur Förderung der Dekarbonisierung im Jahr 2023 auf Verkehrsverlagerung und auf die Optimierung von Beladung und Streckenführung sowie der Transportunternehmen. Dieses Ergebnis sendet eine klare Botschaft an die Spediteure: Verlader wünschen sich multimodale Lösungen sowie kohlenstoffeffiziente Spediteure und Abläufe. So achten Verlader bei der Wahl der Transportunternehmen zunehmend auch auf die Umweltleistung. In der Umfrage von 2023 gaben 44 Prozent der befragten Verlader an, dass sie die Umweltleistung aller Frachtdienstleister anhand von Konformitätsprogrammen, wie beispielsweise externen Programmen wie CDP oder EcoVadis oder internen Instrumenten wie dem Smart Freight Procurement Fragebogen, bewerten. 2022 lag das Ergebnis dieser Umfrage noch bei 29 Prozent.
Außerdem gab etwas mehr als ein Viertel der befragten Verlader an, dass sie entweder eine Dekarbonisierungsstrategie ausgearbeitet oder Ziele festgelegt haben. 21 Prozent der Verlader haben beides eingeführt. Im Vergleich zu 2022 ist die Gruppe der Verlader, die weder eine Dekarbonisierungsstrategie noch Reduktionsziele haben, deutlich von 44 Prozent im Jahr 2022 auf 28 Prozent im Jahr 2023 gesunken. Allerdings gibt es auch Klärungsbedarf, da mehr als die Hälfte der Verlader keine Angaben zu ihrer Situation gemacht haben.
Die Spediteure können neben den kohlenstoffarmen Kraftstofflösungen auch Maßnahmen zur Treibstoffeffizienz einsetzen, um CO2-Emissionen zu senken. Die Prioritäten sind hierbei weitgehend die gleichen geblieben und variieren zwischen 2022 und 2023 nur geringfügig. Die Überwachung des Treibstoffverbrauchs, die Optimierung der Transportrouten und Schulungen für treibstoffsparendes Fahren stehen weiterhin ganz oben auf der Liste.
Off- und Insetting spielen auch im Straßengüterverkehr eine Rolle
Obwohl im Straßengüterverkehrssektor nicht viel darüber gesprochen wird, werden Emissionsausgleich und -verrechnung immer mehr zur gängigen Praxis. Beide Praktiken – Offsetting und Insetting – spielen inzwischen eine Rolle als Instrumente zur Erreichung der THG/CO2-Emissionsziele. Während 17 Prozent der befragten Verlader solche Optionen entweder nutzen oder in Erwägung ziehen, lehnen drei Prozent diese ab. Parallel dazu geben 19 Prozent der Verlader an, dass sie mit dem Thema nicht vertraut sind und ganze 61 Prozent haben keine endgültige Antwort auf diese Frage angegeben.
Auf Seiten der Spediteure zeigt sich ein ähnliches Bild, wenn auch auf niedrigerem Niveau. Hier gaben 18 Prozent der Befragten an, dass sie entweder die Nutzung erwägen (7 Prozent) oder solche Praktiken bereits nutzen (11 Prozent). 17 Prozent der befragten Spediteure lehnen beide Optionen ab. 60 Prozent sagen, dass sie mit dem Thema nicht vertraut sind.
Im ersten Artikel zu der Transporeon-Umfrage ging es um die Motivationen für die Dekarbonisierung und die Herausforderungen, die die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs erschweren.