Von links nach rechts: Die Alpha-Gründer Joachim Paech (CAO), Laurin Paech (CIO, Mitte) und Massimo Rossetti (CEO).

Bild: Alpha Augmented
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Unterstützung vom „deutschen Warren Buffett“

15.02.2025

Alpha Augmented bietet mit ihrer Softwarelösung seinen Kunden die Möglichkeit, Transporte effizienter und damit klimafreundlicher zu gestalten. Im Interview sprechen Massimo Rossetti und Joachim Paech über die aktuelle Geschäftsentwicklung und neue Investoren.

DVZ: Alpha Augmented hat kürzlich den Air Cargo Sustainability Award der International Air Cargo Association (TIACA) gewonnen. Spüren Sie dadurch ein gesteigertes Interesse?

Massimo Rossetti: Das hat eine große Wirkung bei unseren Kunden und Partnern. Sie nehmen auch durch solche Auszeichnungen wahr, dass wir nicht nur irgendeine Softwarefirma sind, die eine Lösung anbietet. Partner wie JAS, Scan Global, UPS oder DP World nutzen das auch, um das Thema wiederum bei ihren eigenen Kunden zu platzieren. Die Auslastung im Flugzeug zu optimieren und damit den Transport nachhaltiger zu gestalten und auch noch die Marge zu erhöhen, ist logischerweise für viele Unternehmen relevant. Eine Auszeichnung der TIACA, die als Organisation viele Regeln in der Luftfracht vorgibt, hilft uns sehr, unsere Marktpräsenz zu erhöhen.

Ihr Start-up wurde auch in das Google Accelerator Program für Nachhaltigkeit aufgenommen - als eines von nur 15 Unternehmen aus 1000 Bewerbern. Wie profitieren Sie davon?

Rossetti: Von einem Konzern wie Google als einziges Logistik-Start-up für ein solches Programm ausgewählt zu werden, war für uns zunächst eine große Auszeichnung und Ehre. Wir bekommen dadurch Kontakt zu Mentoren, die uns bei der Weiterentwicklung unseres Produkts unterstützen oder uns auch mit potenziellen Kunden zusammenbringen. Wir waren eine Woche mit den anderen Unternehmen in Paris. Google hat dort ein umfangreiches Programm zu den Themen Wachstum, Entwicklung und Nachhaltigkeit angeboten. Dieser Austausch, auch mit den anderen Start-ups, war für uns sehr lehrreich.

Joachim Paech: Über Google hatten wir die Möglichkeit, an der Slush, einer der wichtigsten Technologiekonferenzen Europas, in Helsinki teilzunehmen. Das ist eine wichtige Veranstaltung, um mit Investoren in Kontakt zu kommen. Das hat uns dann auch dazu gebracht, darüber nachzudenken, ob wir weitere Investoren mit ins Boot holen wollen.

Zu den Personen:
Massimo Rossetti ist CEO und Mitbegründer von Alpha Augmented Services. Er war zuvor für verschiedene andere Logistikunternehmen, unter anderem 18 Jahre in unterschiedlichen Funktionen für den kuwaitischen Dienstleister Agility.
Joachim Paech ist ebenfalls Mitbegründer von Alpha Augmented Services und agiert dort als Verwaltungschef (CAO). Er blick auf über 40 Jahre Erfahrung in der Finanzwirtschaft zurück. Unter anderem war er in leitenden Positionen für Institute wie Lehman Brothers und UBS tätig.

Mit Hendrik Leber ist nun kürzlich ein Investor bei eurem Start-up eingestiegen, der auch als deutscher Warren Buffet bezeichnet wird. Was bedeutet das?

Paech: Wir waren hier in den letzten Jahren sehr zurückhaltend. Wir wollten uns nicht auf mögliche VC-Investoren konzentrieren, sondern auf den Kunden und unser Softwareprodukt. Ehrlich gesagt habe ich auch den Eindruck, dass die meisten VC-Investoren einfach keine Ahnung von Logistik haben. Ich habe auf den entsprechenden Veranstaltungen viel Oberflächlichkeit erlebt.

Was ist bei Herrn Leber anders?

Paech: Ich bin tatsächlich direkt von Herrn Leber angesprochen worden, der über einen gemeinsamen Bekannten von uns erfahren hat. Er hat sich unser Unternehmen sehr genau angeschaut, war sehr gut vorbereitet und hat mich ganz direkt gefragt, ob er bei uns einsteigen kann. Kurz darauf ist er mit einer Million Euro eingestiegen. Unmittelbar danach kamen weitere Investoren auf uns zu, die ebenfalls einsteigen wollten. Grundsätzlich sind wir aber nicht auf der Suche nach Kapital. Es gibt aber zwei sehr renommierte Strategen, die mit ähnlichen Summen einsteigen wollen. Das könnte in den nächsten Monaten passieren. Aber auch ohne diese Investitionen sind wir finanziell gut aufgestellt.

Was ist das Besondere an dem Einstieg?

Paech: Die eine Million ist eigentlich nur der Anfang der Geschichte. Kurz nach der Kapitalerhöhung kam er auf mich zu, weil er noch mehr Geld investieren wollte. Ich habe ihm dann gesagt, dass wir im Moment kein weiteres Geld brauchen, uns aber natürlich über das Angebot freuen. Der Spitzname „Warren Buffet von Deutschland“ kommt nicht von ungefähr. Herr Leber ist seit Anfang der 90er Jahre als Investor sehr erfolgreich. Er ist ein klassischer Value-Investor, der eher risikoscheu ist. Umso mehr hat es uns überrascht, dass er mit einer solchen Summe bei uns investieren will. Im Gespräch mit Massimo, unserem CTO Laurin Paech und mir hat sich Herr Leber dann auch noch als absoluter KI-Experte herausgestellt.

Herr Leber ist sicher auch bestens vernetzt.

Paech: Das ist natürlich auch ein Vorteil für uns. Der Fonds von Herrn Leber umfasst mehrere Milliarden (Assets under Management). Er kennt viele CFOs und CEOs in Europa, Asien und Amerika. Das kann natürlich sehr hilfreich sein.

Finanziell sind Sie also gut aufgestellt. Wie sieht es auf der Kundenseite aus? Wie hat sich das Geschäft in den letzten Monaten entwickelt?

Rossetti: Wir haben im Jahr 2024 eine erhebliche Umsatzsteigerung verzeichnet. Da die Vertriebszyklen im Enterprise-Segment naturgemäß länger sind, liegt der Vorteil jedoch in der Skalierbarkeit auf weitere Standorte, was unser Wachstum zusätzlich unterstützt. Zudem erhalten wir vermehrt direkte Anfragen, da Kostensenkung und CO₂-Reduktion für unsere Kunden oberste Priorität haben. Darüber hinaus beobachten wir eine steigende Nachfrage seitens Logistikunternehmen, die großen Wert auf Produktivitätssteigerung und Gewinnoptimierung legen. Mit unserer Unterstützung können sie ihre Prozesse um bis zu 40 Prozent effizienter gestalten.

Paech: Sobald ein Kunde unterschrieben hat, können wir mit den Optimierungen beginnen. Die dadurch gewonnenen Daten und Insights ermöglichen zusätzliche Einsparungen sowie kontinuierliche Verbesserungen. Einige Kunden haben uns herausgefordert, indem sie angaben, dass ihr TMS bereits ähnliche Lösungen von großen Anbietern bietet. Dies konnten wir jedoch widerlegen und haben sogar mit einigen dieser großen TMS-Anbieter gesprochen. Sie möchten nun enger mit uns zusammenarbeiten, da sie die Alpha-Lösung als einen klaren Mehrwert für ihre Kunden sehen.

Ihre Softwarelösung bietet den Kunden einen Effizienzgewinn, der die Marge erhöht, aber auch für einen klimafreundlicheren Transport sorgt. Wie weit sind die Kunden in Sachen Nachhaltigkeit?

Rossetti: Wir stellen leider immer noch fest, dass bei vielen Kunden das Bewusstsein fehlt. Viele wissen noch nicht, was die CSRD von ihnen verlangt und wie sie diese Ziele erreichen können. Wir helfen, Kosten und CO₂-Emissionen zu reduzieren. Wir teilen aber auch wichtige KPIs mit unseren Kunden über unser Dashboard, damit sie überhaupt einen Überblick über ihre Emissionen haben. Wir stellen in der Tat fest, dass Logistikdienstleister hier zunehmend Druck von ihren Kunden bekommen, die ihre Scope-3-Emissionen reduzieren wollen. Hier suchen unsere Kunden zunehmend den Austausch auch mit uns. Das ist aber vor allem ein europäisches Thema. In den USA wird es auch immer wichtiger, aber in Asien spielt die CO₂-Reduktion noch kaum eine Rolle. Da geht es nur um Kosteneffizienz. Andererseits bekommen asiatische Dienstleister inzwischen durchaus Druck von ihren amerikanischen und europäischen Kunden.

Welche Branchen sind für Sie derzeit besonders interessant?

Paech: Es gibt bestimmte Branchen, die in Sachen Effizienz und Kosteneinsparung schon sehr weit sind. Dazu zähle ich zum Beispiel die Getränkeindustrie oder auch die Automobilindustrie. In anderen Branchen wie dem Handel oder der Pharmaindustrie ist dagegen bisher erstaunlich wenig passiert. Das sind insbesondere Branchen, in denen in den letzten Jahren hohe Margen erzielt wurden und dementsprechend wenig Druck bestand, effizienter zu arbeiten.

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