Drei Jahre nach der ersten Neuausrichtung strebt Sovereign Speed eine Evolution seiner „Our way to Zero“-(OWTZ-)Strategie an, die weiterhin das Leitbild des Unternehmens bleiben soll. „Wir haben in den letzten drei Jahren alle Ziele erreicht, die wir geplant hatten. Jetzt gehen wir die nächsten Schritte an“, sagt Moritz Tölke, Director Strategic & Green Projects bei Sovereign Speed, im Gespräch mit der DVZ.
Der Logistikdienstleister möchte in diesem Jahr seine Nachhaltigkeitsbemühungen verstärken und den Fokus noch mehr in Richtung Emissionsreduzierung im Transport lenken. Dafür launcht das Unternehmen ein neues HVO-Produkt, während es seine bisherige Kompensationsstrategie weiter vorantreibt und sich zudem die Setzung von Klimazielen im Rahmen der Science Based Targets Initiative vorgenommen hat.
Zielsetzungen für die Zukunft
„Wir müssen jetzt Klimaziele setzen. Das ist notwendig für die Evolution unserer Strategie. Und es ergibt meiner Meinung nach keinen Sinn, sich Klimaziele zu setzen, die nicht sofort auf Science Based Targets beruhen“, erläutert Tölke die Pläne des Unternehmens. Sovereign Speed ist damit nach eigener Aussage eines der ersten mittelständischen Unternehmen, mit großem eigenen Fuhrpark, die sich der Initiative anschließen. Als Basis für die kurzfristigen Ziele und das Net-Zero-Ziel dient dem Unternehmen der berechnete CO₂-Fußabdruck des Jahres 2022. Es wird eine 42-prozentige Reduzierung von Scope 1 & 2 bis 2030 und Net Zero in 2042 angestrebt.
HVO ist die greifbarste Lösung
Um eine weitere Reduzierung der CO₂-Emissionen zu erreichen, bringt Sovereign Speed ein neues HVO-Produkt namens „OWTZ Boost“ auf den Markt. Bisher hat das Unternehmen die Emissionen bei der Nutzung seines Hub-to-hub-Netzwerkes durch Kompensation pauschal neutralisiert. Mit dem neuen HVO-Angebot sollen nun die Door-to-door-Emissionen der Kunden individuell auf Sendungsebene betrachtet und eine direkte Reduktion an der Quelle möglich gemacht und beschleunigt werden. Hierzu wird HVO100 in entsprechenden Mengen direkt in der eigenen Flotte des Netzwerkes getankt.
Bei dem OWTZ Boost sollen die Kosten auf Kilogrammbasis auf den Transportpreis aufgeschlagen werden. Dafür garantiere das Unternehmen im Gesamttransport inklusive Vor- und Nachlauf eine Emissionsreduzierung von 50 Prozent. Um diese zu erreichen tankt Sovereign Speed innerhalb des Netzwerks die erforderlichen Mengen. HVO besitze aber grundsätzlich ein Reduzierungspotenzial von 80 bis 90 Prozent, betont Tölke. Derzeit geht er bei der Betankung von einem Aufpreis von 10 bis 20 Prozent für HVO aus.
Kunden des Logistikdienstleisters haben außerdem die Möglichkeit, den HVO-Anteil zu erhöhen und eine höhere Reduzierung zu erreichen. Die Kosten seien letztendlich kunden- und streckenabhängig. Das Unternehmen baue zudem darauf, dass sich die Tankinfrastruktur in Zukunft weiter verbessere und demnach eine Skalierung von HVO vorangetrieben werden kann.
„Durch die laufende Freigabe ist HVO derzeit in vieler Munde. Ich führe inflationär mehr Gespräche mit Kunden, die explizit nach HVO fragen, und das zeigt uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden“, führt Tölke aus. Es werde auch eine Mindestbetankung mit HVO innerhalb der Flotte von Sovereign Speed geben. Im vergangenen Jahr wurden bereits im FTL- sowie LTL-Bereich über 200.000 Liter HVO getankt. In diesem Jahr möchte das Unternehmen, auch durch die Produktkommerzialisierung, HVO noch weitaus mehr einsetzen.
Mit der Book-and-Claim-Plattform, die Sovereign Speed in Zusammenarbeit mit dem Start-up Shipzero für das neue Produkt entwickelt hat, können die Kunden für ihre Klimaziele eine Reduzierung ihrer Scope-3-Transportemissionen mit einem Zertifikat nachweisen. „Auf der Plattform wird eine akkreditierte CO₂-Berechnung mit einer HVO-Zuweisung verheiratet“, so Tölke: „Das Besondere am OWTZ Boost ist, dass er innerhalb unseres eigenen Netzwerkes wirkt und nicht wie klassische Book-&-Claim-Modelle wie zum Beispiel bei SAF in weltweiten, unabhängigen Transportketten.“
Kompensation weiterhin wichtig
Die Kompensation von Emissionen soll laut Tölke neben den drei Hauptsäulen – Messen, Reduzieren und Vermeiden – weiterhin wichtig sein. Denn auch beim Einsatz von HVO würden immer noch Emissionen ausgestoßen, die damit neutralisiert werden können. Auch der bereits in den vergangenen Jahren zu beobachtende positive Beitrag, den zertifizierte Klimaschutzprojekte leisten, sei ein Grund, die Kompensation weiter voranzutreiben, so Tölke. Die Stiftung für Entwicklung und Klima hat kürzlich die ganzheitliche Strategie von Sovereign Speed auditiert und mit dem SDGold-Siegel ausgezeichnet.
Auch intern nachhaltig agieren
Dieses Jahr sei nicht nur extern viel an neuen Nachhaltigkeitsmaßnahmen geplant, sondern auch intern solle einiges passieren, so Tölke. Das Unternehmen hat hierzu vor kurzem die interne Kampagne „Sustainability matters“ ins Leben gerufen und befindet sich derzeit in der Projektphase, in der die Mitarbeitenden ihre Ideen aktiv einbringen können. „Motivation erhalten wir durch die positiven Effekte, die wir durch bereits umgesetzte Maßnahmen sehen“, betont Tölke. Das Unternehmen führt zudem Eco-Driving-Trainings durch und schafft Bonusprogramme, um den Treibstoffverbrauch zu reduzieren.
Herausforderungen der Zukunft
Langsam komme auch der regulatorische Druck mit ins Spiel, da das Unternehmen ab 2025 CSRD-pflichtig werde, stellt Tölke heraus. „Ich will gar nicht bestreiten, dass die CSRD-Pflicht ein richtiger Ansatz ist, aber gerade für ein mittelständisches Unternehmen ist es eine sehr starke administrative Belastung. Wir sind momentan mit vier Abteilungen an dem Thema dran und in der Finalisierung, wie es in Zukunft in unserem Unternehmen behandelt werden soll.“ 2024 dient dem Logistiker als letztes Vorbereitungsjahr, um sicherzustellen, dass alle Zahlen, die 2025 angegeben werden müssen, auch erhoben werden können.
Neben der CSRD-Pflicht stelle die Elektromobilität die größte Hürde für das Unternehmen dar. Während Sovereign Speed derzeit verstärkt HVO einsetzt, ist der langfristige Plan allerdings die E-Mobilität. „Unser Ziel ist es, bis 2042 klimaneutral zu sein. Und das kann nur mit E-Mobilität geschehen“, meint Tölke.