Hebel für mehr Nachhaltigkeit: Stretchfolie, mit der Bio-Brennstoffe vor dem Transport auf den
Paletten fixiert werden.

Bild: Lorenz Lenk/Mercer Torgau

Nachhaltig über die Produkte hinaus

04.12.2023

Das Unternehmen Mercer Torgau, europaweiter Europalettenhersteller, senkt seine CO2-Bilanz mit einer umweltfreundlicheren Stretchfolie – und spart damit Kunststoff im großen Stil.

Umwelt- und Klimaschutz hat viele Facetten. Europalettenhersteller Mercer Torgau, bekannt für die 100-prozentige Nutzung der Ressource Holz, hat deshalb die eigenen Prozesse über die Produktion hinaus hinterfragt.

Das Unternehmen hat den Anspruch, dass jeder Stamm, der das Werk erreicht, zu 100 Prozent genutzt wird. Die Stämme werden digital vermessen, um sie optimal zu Paletten und Schnittholz, oder zu Garten- und Fräsholz zu verarbeiten. Sägespäne und Hackschnitzel werden für Palettenklötze, hochwertige Briketts und Pellets verwendet und Baumrinde in den unternehmenseigenen Kraftwerken in CO2-neutrale Energie umgewandelt.

Mit der integrierten, autarken Produktion arbeitet Mercer Torgau sowohl wirtschaftlich als auch nachhaltig. Und dies aus Überzeugung. „Nachhaltigkeit ist ein zentraler Bestandteil der konzernweiten Unternehmensphilosophie“, erläutert Frank Badeda, Geschäftsführer von Mercer Torgau. „Bereits die Unternehmensgründer hatten die Idee, der Umwelt nicht mehr zu entnehmen, als wir ihr zurückgeben können. Diesen Gedanken leben wir bis heute und arbeiten daran, unsere Umweltbilanz kontinuierlich zu verbessern.“

Nun wurde ein weiterer wichtiger Hebel für mehr Nachhaltigkeit im Werk entdeckt und umgesetzt: die Stretchfolie, mit der die im Werk produzierten Bio-Brennstoffe vor dem Transport auf den Paletten fixiert werden. So werden die Pellets in Gebinden von jeweils 10 oder 15 Kilogramm abgepackt und ohne seitlichen Überhang gestapelt. Ohne zusätzliche Sicherung würden die Brennstoffe in der ersten Kurve oder dem ersten Bremsmanöver von den Paletten rutschen. Deshalb werden die Beutel mit zwei vollautomatischen Stretchanlagen auf den Paletten fixiert, bevor sie in den Lkw verladen werden.

Nicht jede Folie ist für jede Maschine geeignet

Für diese Anlagen suchte Mercer Torgau dann eine passende, umweltfreundlichere Lösung. Eine Herausforderung dabei war der Umstand, dass nicht jede Folie für jede Maschine geeignet ist, erinnert sich Lena Seemann, Leiterin des Technischen Einkaufs in Torgau. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie sich intensiv mit den Möglichkeiten auf dem Markt beschäftigt, die Folien ausgeschrieben und mit Herstellern umfangreiche Tests durchgeführt.

Im Bereich Pellets lag der Fokus dabei auf einer Maschine, mit der jährlich über 100.000 Paletten versandbereit foliert werden. Verwendet wurde dazu bislang eine 23-Meter-Folie. Für den umweltfreundlicheren Versand wurden etwa drei Monate lang alternative Folien mit 17 beziehungsweise 15 Metern getestet. Mit Erfolg: Beide Folien erwiesen sich im Praxistest als reißfest und haben die Pellets wie gewünscht geschützt. Und dies, obwohl sie mit 236 Prozent sehr viel stärker an der Palette gedehnt wurden als die bisher verwendeten, dickeren Folien. Dort lag der Dehnungsgrad bei 160 Prozent.

Auch bei der zweiten Anlage, die von einem anderen Hersteller stammt, wurden diese beiden dünneren Folien erfolgreich getestet. Hier wurde die Dehnung der Folie von 167 Prozent auf circa 210 Prozent erhöht. Durch Optimierungen an der Anlage wurden zudem die Wicklungen besser verteilt und so die Stabilität der Paletten weiter erhöht. Ergebnis: Allein im Bereich Pellets werden durch die Umstellung auf die 15 Meter starke Folie jährlich 45.995 Kilogramm Kunststoff eingespart.

Bei den Verbrauchern noch beliebter als die Pellets sind die Briketts von Mercer Torgau: Jährlich verlassen über 336.320 Paletten mit dem zertifizierten Bio-Brennstoff das Werk in Nordsachsen. Um die Gebinde sicher auf den Paletten zu fixieren, brauchte das Team bislang 150.000 Kilogramm Stretchfolie jährlich – mit einem entsprechenden ökologischen Fußabdruck von 344.999 Kilogramm CO2 für die Folien selbst sowie weiteren 21.429 Kilogramm CO2 für den Transport der Folien.

Hintergrund für diese Menge an Folie ist die Transportsicherheit: Jede Palette mit Briketts wird vor dem Versand etwa 19-mal umwickelt und zusätzlich mit Umreifungsbändern geschützt. Dabei wurden bisher pro Palette knapp 450 Gramm Folie verbraucht. Eindeutig zu viel, weshalb auch hier Folie mit den Stärken 17 Metern respektive 15 Metern getestet wurde – mit Erfolg. Zusammen mit der dünneren Folie konnte das benötigte Material um knapp 60 Prozent, respektive 53 Prozent bei 17 Metern reduziert werden. Mit der Entscheidung für die 15 Meter starke Folie spart Mercer Torgau allein im Bereich Briketts nun jährlich 87.444 Kilogramm Folie ein. Zusammen mit den Reduzierungen bei den Pellets entspricht das einer Reduzierung von 133.439 Kilogramm pro Jahr.

Gegen die Umstellung auf die dünnere Stretchfolie sprach auf den ersten Blick der Preis. Denn der lag aufgrund der Produkteigenschaften deutlich höher als bei der 23 Meter starken Folie. Da der Verbrauch an Folien so immens zurückgegangen ist, spart Mercer Torgau durch die Umstellung tatsächlich Kosten ein.

Der größte Gewinner ist aber die Umwelt: Weniger Folie bedeutet weniger Ressourcenverbrauch, weniger Reststoffe, weniger Transporte – und vor allem weniger CO2-Emissionen. Diese sind mit 143.879 Kilogramm für die Folien sowie 8.937 Kilogramm für den Transport weitaus geringer als bei der bislang verwendeten dickeren Folie. Rechnet man den Transport der Folien heraus, spart Mercer Torgau jährlich die Menge CO2-Emissionen ein, die circa 1.526.900 Flugkilometern entsprechen. Das entspricht etwa 38 Erdumrundungen mit dem Flugzeug.

Heike Steinmetz ist freie Journalistin mit Sitz in Dortmund.
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