Lkw.App: Zeitersparnis für Fahrer

Warum haben Sie ein Start-up in der Logistik gegründet und dabei den Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit gelegt?

Die Logistik stellt das Rückgrat der europäischen Versorgungssicherheit dar, bei dem der Straßengüterverkehr eine besonders wichtige Rolle einnimmt. Während unser Zugang zu alltäglich genutzten Produkten maßgeblich von Transporten durch Lkw abhängt, werden die einhergehenden Nachhaltigkeitspotentiale aber noch lange nicht ausgeschöpft.

Welches Problem bei der Nachhaltigkeits-Transformation von Unternehmen entlang der Lieferkette lösen Sie?

Die Lkw.App setzt sich für die Verbesserung des Berufsalltags von Lkw-Fahrern in ganz Europa ein. Dabei fokussiert sich die App mit ihrer Auslastungsanzeige für Lkw-Parkplätze auf das Lösen des Parkplatzmangels. Auf diesem Wege fördern wir die Nachhaltigkeits-Transformation sowohl auf ökologischer Ebene wie auch auf sozialer. Ökologisch gesehen funktioniert die Lkw.App als Parkleitsystem, das die direkte Anfahrt freier Parkplätze ohne langwierige Suchmanöver ermöglicht. Die einhergehende Zeitersparnis bewirkt eine erhebliche CO₂-Reduktion von 16 kg pro Fahrzeug – und das bei jeder Fahrt (Quelle: Fraunhofer IML - Endbericht ITP).

Auch auf sozialer Ebene möchten wir einen maßgeblichen Beitrag zur Transformation leisten, da den Berufskraftfahrern trotz ihrer hohen Systemrelevanz nicht der nötige Respekt entgegengebracht wird. Der Vorwurf bei den nächtlichen, katastrophalen Parkplatz-Zuständen trifft vermehrt fälschlicherweise die Lkw-Fahrer. Sie aber sind Leidtragende eines größeren, strukturellen Problems und nicht die Ursache. Die Lösung des Parkplatzproblems soll dazu führen, dass sich diese ungerechtfertigte Angriffsfläche für Lkw-Fahrer verkleinert, und so Platz für den Respekt des Berufes entsteht, von dem wir als Konsumenten täglich profitieren dürfen.

Wo haben etablierte Logistikdienstleister bei der Nachhaltigkeitstransformation den größten Nachholbedarf?

Grundsätzlich beobachten wir eine starke Bewegung der Branche in Richtung einer nachhaltigeren Logistik. Und diese begrüßen wir ausdrücklich. Dennoch gibt es einige Bereiche, die trotz fortgeschrittener Digitalisierung und technischen Fortschritt noch nicht das Ausmaß an Veränderung bringen, zu denen sie eigentlich fähig wären. Dazu gehören unserer Meinung nach insbesondere die Parkplatzsuchzeiten von Lkw, denen wir uns nun aktiv widmen, aber auch die noch zu hohe Zahl an Leerfahrten sowie die Wartezeiten an Laderampen.

Welchen Sektor/Teil der Logistik adressiert Ihr Unternehmen konkret?

Wir adressieren den gesamten europäischen Straßengüterverkehr, dabei insbesondere den Langstreckentransport.

Wer sind Ihre Partner und Kunden?

Für die Lkw.App ist Partnerschaftlichkeit ein essenzieller Teil des Geschäftsmodells. Dabei ist die Lkw-Fahrer-Community selbst unser wichtigster Partner, um sämtliche Funktionen der App auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen. Weitere Partnerschaften bestehen zu Anbietern von Verkehrsdaten sowie verschiedenen Multiplikatoren, die sich ebenfalls aktiv für Berufskraftfahrer einsetzen. Die letztendlichen Kunden der Lkw.App sind Transportunternehmen, die ihren Fahrern die Einhaltung der Lenkzeit ermöglichen wollen.

Welches Marktpotenzial für Nachhaltigkeitslösungen in der Logistik beziehungsweise entlang der Lieferkette sehen Sie?

Mit 100.000 Lkw in Deutschland und über 400.000 Lkw in ganz Europa, die täglich einen Parkplatz finden müssen, ist das Nachhaltigkeitspotential der Lkw.App enorm.

Wo kann Ihr Unternehmen selbst noch nachhaltiger werden?

Das Potential für nachhaltige Prozesse oder Einsparungen ist als Start-up noch relativ gering, wird aber dennoch in vielen Aspekten bereits mitgedacht. Dazu gehörten u.a. eine Remote-First-Strategy zur Förderung von Homeoffice-Zeiten, gesundheitsfördernde Maßnahmen für Beschäftigte, Bemühungen hin zum Paperless Office sowie der Dienstreiseverkehr nach Möglichkeit per ÖPNV und Schiene.

Ist eine klimaneutrale Logistik ein realistisches Zukunftsszenario? Wann könnte es so weit sein?

Eine klimaneutrale Logistik ist nicht nur ein realistisches Zukunftsszenario, sondern auch ein Unausweichliches. Allerdings ist der Zeitrahmen von verschiedenen Faktoren abhängig und
benötigt schnelles Handeln auf allen Ebenen.
· Technologie: Fortschritte bei emissionsarmen Transportmitteln sind entscheiden·
· Infrastruktur: Ausbau von Ladestationen und Wasserstofftankstellen
· Politik: Maßnahmen zur Förderung umweltfreundlicher Logistik
· Effizienz: Logistikoptimierung und bessere Routenplanung
· Konsument: Bewussteres Konsumverhalten und entsprechender Einfluss auf generellen Transportbedarf