Die LEO-Preisträgerin in der Kategorie Managerin: Kristin Kahl.

Bild: Marco Grundt

Kristin Kahl: Nachhaltigkeitsmanagerin – und was für eine

16.09.2024

Die DVZ hat die Leiterin des Bereichs Sustainable Solutions von Contargo mit einem LEO-Award ausgezeichnet. Sie schafft es, Menschen zu nachhaltigem Handeln zu bewegen, die richtigen Akteure einzubinden, und stößt so eine Transformation hin zu emissionsärmeren Transporten an.

Wer Nachhaltigkeit in einem Unternehmen managt, muss sehr dicke Bretter bohren. Denn es geht eben nicht nur um neue Technologien, sondern vor allem darum, Menschen zu sensibilisieren, zu informieren und zu aktivieren. Es braucht mindestens eine Person, die es schafft, andere in die richtige Richtung zu lenken. Kristin Kahl, die Leiterin Nachhaltigkeit beim Containerlogistiker Contargo, ist so eine – und was für eine!

Ihre engste Kollegin Kristiane Schmidt sagt über sie: „Egal wie groß die Rückschläge sind: Sie beschwert sich nicht, bleibt immer optimistisch. Sie schafft es, Menschen zu begeistern, zu inspirieren und zu nachhaltigem Handeln zu bewegen. Dank ihr wird Nachhaltigkeit im Unternehmen gelebt. Ihr ständiges Engagement, ihre Aufklärungsarbeit und ihre Motivationskunst haben dazu entscheidend beigetragen.“

Die Nachhaltigkeitsabteilung besteht nur aus den beiden Frauen. „Entscheidend ist aber eben nicht die Größe der Abteilung, sondern inwieweit es gelingt, alle zu befähigen, Nachhaltigkeit im Arbeitsalltag umzusetzen“, betont Kahl.

Aufgewachsen ist sie im sächsischen Oberwiesenthal. Der Ort liegt im Erzgebirge an der tschechischen Grenze, direkt am Fichtelberg. Schon in ihrer Jugend hat Kahl große Ziele: Sie ist Rennrodlerin und will einmal bei den Olympischen Spielen starten. Doch mit 18 entscheidet sie sich gegen den Sport und für ein Studium. Sie geht nach Lüneburg und studiert Angewandte Kulturwissenschaften. In einem Fach landet sie beim Thema Verkehr. Das fasziniert sie. So schreibt sie ihre Magisterarbeit 2002 über die Zukunft der Fahrradkuriere.

Wichtige Erfahrungen sammelt Kahl auch im Ausland, erst bei einem Studienaufenthalt in Colorado und nach ihrem Uni-Abschluss in Indien. Dorthin geht sie, weil sie wissen will, wie es ist, in einer ganz anderen Kultur als der westlichen zu leben. Sie arbeitet sechs Monate in einer Eventmanagement-Agentur, wo sie unter anderem Verkehre organisiert.

Zurück in Deutschland wird Kahl zunächst Beraterin und absolviert dann noch ein Aufbaustudium in Transport und Logistik. Da erzählt ein Dozent von einem Unternehmen, das sie sofort begeistert. Sie meldet sich bei Contargo – und dann geht alles ganz schnell. „Für das Management war Nachhaltigkeit damals schon wichtig“, sagt sie heute, 15 Jahre später. Sie bekommt viele Freiheiten, darf bereits 2011 eine Nachhaltigkeitsabteilung aufbauen. Der erste Nachhaltigkeitsbericht erscheint 2014.

Vom E-Lkw überzeugt

Eine Herausforderung im Job einer Nachhaltigkeitsmanagerin: Es geht nicht um das Hier und Jetzt, sondern um die Zukunft. Das erfordert viel Überzeugungsarbeit. „Reden wir darüber“, lautet deshalb eines ihrer Erfolgsgeheimnisse. Dabei scheut die LEO-Gewinnerin keine kontroversen Diskussionen, denn sie versteht, dass es Bedenken geben kann. Nur ein „Kein Bock“ – das akzeptiert sie nicht. Neue Entwicklungen erklärt sie immer frühzeitig und versucht, alle im Unternehmen zu ermutigen, selbst Ideen zu entwickeln.

Kristin Kahl ist überzeugt von der E-Mobilität. Seit fünf Jahren sammelt das Unternehmen bereits positive Erfahrungen mit batteriebetriebenen 44-Tonnern. Aktuell sind es 37, in wenigen Monaten werden 90 vollelektrische Sattelzugmaschinen unterwegs sein und zunächst jährlich 5,5 Millionen Kilometer zurücklegen.

Zwar wird die weitere Umstellung der Flotte durch das Ende der Förderprogramme gebremst. Das hält das Unternehmen aber nicht davon ab, parallel ein Schnellladenetz mit 90 Ladepunkten an 16 Standorten aufzubauen. Kahl geht zudem davon aus, dass die E-Lkw-Nachfrage weiter steigen und der Fahrzeugpreis damit sinken wird.

Eine echte Herausforderung bleibt es, die Binnenschiffsflotte emissionsärmer zu machen. Aber auch hier arbeitet das Unternehmen an innovativen Lösungen. So sind seit diesem Jahr drei Binnenschiffe mit Elektromotoren im Einsatz.

Verwandte Artikel