Unternehmen behindern nach Ansicht des Hamburger Unternehmers Michael Otto oft das Erreichen der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDGs). „Unternehmen sind oft die Ursache dafür, dass die SDGs nicht erreicht werden“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der Otto Group bei der Hamburg Sustainability Conference (HSC). Er verwies auf den Ressourcenverbrauch der Wirtschaft und unzureichende Arbeitsbedingungen in den Lieferketten. Auf der anderen Seite, so Otto, böten Unternehmen oft auch Lösungen an.
Die Vereinten Nationen haben sich 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer und ökologischer Ebene gesetzt. Sie gelten weltweit – es geht um das Ende von Armut und Hunger, um sauberes Wasser und saubere Energie, aber auch um menschenwürdige Arbeit, gute Bildung, Klimaschutz und Frieden. Das Problem: Bald neun Jahre nach Inkrafttreten der Ziele hapert es immer noch an der Umsetzung – ein Umstand, den die neue internationale Nachhaltigkeitskonferenz in Hamburg konkret angehen will.
Scholz: „Das gegenseitige Vertrauen der Weltgemeinschaft wieder stärken“
Rund 1.600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehr als 100 Staaten sind zur HSC angereist. Sie wollen bis einschließlich Dienstag darüber beraten, wie die gesteckten Ziele bis 2030 noch annähernd erreicht werden können. Es sei gut, dass die HSC als mehrjähriger Prozess angelegt sei, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der Eröffnung im Hamburger Rathaus. „Das gegenseitige Vertrauen der Weltgemeinschaft wieder zu stärken und gleichzeitig zu zeigen, dass mit starken internationalen Partnern globale Herausforderungen gemeistert werden können – das ist das Ziel dieser Konferenz.“
Am Nachmittag fand im Rahmen des HSC eine Podiumsdiskussion zum Thema „Green Shipping“ statt. Die globale Schifffahrt ist für mehr als 80 Prozent der CO₂-Emissionen des internationalen Handels und für fast 3 Prozent der globalen Gesamtemissionen verantwortlich. Die Dekarbonisierung des maritimen Sektors ist daher für die Erreichung der im Pariser Abkommen festgelegten Klimaziele von entscheidender Bedeutung.
Nach Vorträgen von Pralhad Joshi, indischer Minister für neue und erneuerbare Energien, und dem brasilianischen Botschafter in Deutschland, Roberto Jaguaribe Gomes De Mattos, zum Thema diskutierte unter anderem Mirja Nibbe, Deutschlandchefin von CMA CGM, wie der Übergang zu einer kohlenstofffreien Schifffahrt gelingen kann. Laut Nibbe ist dies nur möglich, wenn alle Beteiligten auf Kollaboration setzen.
Bis 2050 will CMA CGM Net-Zero erreichen, bis 2040 sollen die Emissionen im Vergleich zu 2008 bereits um 80 Prozent gesenkt werden. Entscheidend für eine grüne Schifffahrt ist für Nibbe die Treibstofffrage: „Welcher Treibstoff ist verfügbar, skalierbar und bezahlbar?“ Weder Methanol noch LNG oder andere Alternativen seien bisher in ausreichender Menge auf dem Markt. Nibbe machte aber auch deutlich, dass die Reedereien sich gegenüber den Kraftstoffherstellern zu festen Abnahmemengen verpflichten müssten, damit diese Planungssicherheit für den Hochlauf der Produktion hätten.