Die EU schreibt vor, dass dem an ihren Flughäfen vertankten Kerosin bis 2050 ein zunehmender Anteil nachhaltigen Treibstoffs (SAF) beigemischt werden muss.

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EU-Kommission sieht Luftfahrtbranche auf Kurs bei SAF

07.03.2025

Die Kraftstoffindustrie, Airlines und Flughäfen seien auf dem besten Weg, die EU-Vorgaben für die Beimischung von nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen bis 2030 zu erfüllen, heißt es in einem Bericht der Kommission. Von einem „virtuellen Handelssystem“ zur Ankurbelung der Produktion, das sich etliche Unternehmen wünschen, ist nicht die Rede.

Mit monatelanger Verspätung hat die EU-Kommission einen Bericht darüber vorgelegt, wie sich der Markt für nachhaltige Flugzeugtreibstoffe (SAF – Sustainable Aviation Fuels) entwickelt. Aufgabe der Beamten war es auch, zu bewerten, ob Kraftstoffherstellern, Airlines und Flughäfen über die bestehenden Regeln der Verordnung ReFuel Aviation hinaus noch mehr Flexibilität bei der Erfüllung ihrer SAF-Vorgaben gewährt werden sollte. Der bestehende Flexibilitätsmechanismus liefere „in Kombination mit dem kontinuierlichen Ausbau der SAF-Produktionskapazität in der EU bereits positive Ergebnisse“, teilte die Kommission dazu mit. Zahlreiche Unternehmen wünschen sich dagegen ein „virtuelles Handelssystem“ für SAF, um die Produktion anzukurbeln.

Kraftstoffhersteller sind durch die EU-Verordnung seit dem 1. Januar 2025 verpflichtet, großen EU-Flughäfen SAF zu liefern, das in zunehmendem Maße dem dort vertankten Kerosin beigemischt wird. Zunächst muss der SAF-Anteil an der gesamten Flugbenzinmenge 2 Prozent betragen – bis 2050 steigt er auf 70 Prozent an. Die Branche sei auf dem besten Weg, das Ziel für 2025 zu erreichen und nähere sich dem bis 2030 vorgegebenen Ziel von 6 Prozent SAF an, heißt es in dem Kommissionsbericht.

DHL befürchtet zu langsame Steigerung der Produktion

„Wenn wir nur auf die verpflichtenden Quoten setzen, riskieren wir, dass der Hochlauf von SAF zu langsam vorankommt“, hat allerdings Markus Otto, der als Senior Vice President für Koordination und Leitung der Luftfahrtaktivitäten von DHL Express in Europa verantwortlich ist, Ende 2024 im Gespräch mit der DVZ moniert. Die Hersteller würden wegen der unsicheren Verkaufsaussichten kaum über die Pflichtquoten hinausgehen und zudem die von der EU-Verordnung bis 2035 gestattete Flexibilitätsmöglichkeit nutzen, ihre gesamte SAF-Produktion an einem oder an nur wenigen Flughäfen in Verkehr zu bringen. Das soll die Vertriebskosten gering halten. Laut Otto führt es aber auch dazu, dass viele Airlines gar kein SAF bekommen, weil sie nicht dorthin fliegen, wo es angeboten wird. Die Hersteller bekommen dann von ihrem Interesse an dem nachhaltigen Treibstoff nichts mit.

DHL gehört deshalb zu einer Gruppe von Unternehmen der Luftverkehrs-, Kraftstoff- und Logistikwirtschaft, die fordern, einen flexiblen Handelsmechanismus für SAF – ein sogenanntes „Book-and-Claim-System“ – in die EU-Gesetzgebung aufzunehmen.

Ziel ist, dass eine Airline eine beliebige Menge SAF bei einem Hersteller kaufen kann, ohne sie physisch abzunehmen. Der Hersteller bringt das SAF stattdessen an Flughäfen seiner Wahl in der EU in Verkehr, die Airline bekommt aber Klimaschutzzertifikate dafür und könnte damit beispielsweise die CO₂-Menge vermindern, für die sie EU-Emissionsrechte kaufen muss. Von einem Book-and-Claim-System ist in der Mitteilung der EU-Kommission zu ihrem Bericht allerdings keine Rede. Stattdessen heißt es, die Verfahren zur Umsetzung der Verordnung sollten transparenter und für Unternehmen weniger aufwändig gemacht werden.

Kommission will Rückverfolgbarkeit von SAF verbessern

„Auf der Grundlage des heutigen Berichts werden wir Maßnahmen ergreifen, um die Rückverfolgbarkeit nachhaltiger Flugkraftstoffe zu verbessern, die Berichtspflichten zu vereinfachen und den Überprüfungsmechanismus zu stärken“, erklärte EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas. „Diese Verbesserungen gehen auf die Bedenken der Industrie ein, stärken den Markt für nachhaltige Flugkraftstoffe in der EU und unterstützen den Übergang zu einer nachhaltigen Luftfahrt.“

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