KRONE Trailer

Dr. Stefan Binnewies, im Vorstand der Krone Holding, und Hendrik Kramer, Co-Founder und CEO von Fernride, trafen sich auf der Teststrecke des Unternehmens (v.l.).

Bild: Lukas Barth-Tuttas

Corporate Content „Als Unternehmer kann man die Welt verändern“

26.02.2025

Hendrik Kramer und sein Team von Fernride wollen mit autonomem elektrischem Trucking dem Fahrermangel begegnen. Die Krone Gruppe unterstützt das Start-up als Investor und arbeitet zusammen mit Fernride an verschiedenen innovativen Technologieprojekten. Dr. Stefan Binnewies, im Vorstand der Krone Holding verantwortlich für deren Nutzfahrzeugsparte, besuchte Hendrik Kramer auf der Teststrecke des Unternehmens in München.

Dr. Stefan Binnewies: Lieber Hendrik, ihr arbeitet bei Fernride seit fünf Jahren an autonomen elektrischen Truckinglösungen, und wir als Krone Nutzfahrzeug Gruppe sind stolz, dabei als Partner an eurer Seite sein zu dürfen. Dass ihr gute Arbeit macht, wird wahrgenommen: Volkswagen und DB Schenker haben ebenfalls in euch investiert, und du bist vom Wirtschaftsmagazin „Forbes“ in der Kategorie „Fertigung und Industrie“ in die Riege der „30 under 30“ gewählt worden. Was motiviert dich ganz persönlich auf diesem Weg?

Hendrik Kramer: Ich will hier aus Europa heraus ein global relevantes Tech-Unternehmen aufbauen, das reale Probleme löst. Wir müssen uns mit Themen in der Logistik wie Fahrermangel und Elektrifizierung auseinandersetzen, um resiliente Lieferketten zu sichern und den Alltag in unseren Demokratien aufrechtzuerhalten. Und das können wir jetzt schaffen. Ich finde Unternehmertum so spannend, weil man damit Impact haben kann. Man kann die Welt verändern – und das ist mein Ziel. Man muss natürlich Schritt für Schritt vorgehen. Aber wir haben alle Kompetenzen in Europa und können diese Transformation von manuell und Diesel zu autonom und elektrisch hier mit den richtigen Partnern angehen – und das mal nicht nur den Chinesen und den Amerikanern überlassen. Dass ich dabei mit ganz vielen spannenden Leuten zusammenarbeiten kann, von denen ich auch persönlich viel lerne, ist ein großes Privileg.

Erzähl doch bitte noch mal, wie es dazu kam und was genau ihr tut!

Fernride ist eine Ausgründung der Technischen Universität München. Nach zehn Jahren Forschung am automatisierten Fahren war die Technologie so reif, dass wir sie in den Markt einführen wollten; wir wussten aber anfangs gar nicht, in welchen Markt und mit welchem Geschäftsmodell. Wir haben mit ganz vielen Kunden geredet und uns dabei in die Logistik verliebt. Denn dort haben wir gesehen, dass es riesige Herausforderungen und entsprechendes Potenzial gibt.

„Wir haben alle Kompetenzen in Europa und können diese Transformation von manuell und Diesel zu autonom und elektrisch hier mit den richtigen Partnern angehen – und das mal nicht nur den Chinesen und den Amerikanern überlassen.“ - Hendrik Kramer

Andere Start-ups wollen dieses Potenzial ebenfalls ausschöpfen. Wie geht ihr vor?

Andere konzentrieren sich direkt auf den schwierigsten Anwendungsfall: die öffentliche Straße. Wir haben entschieden, dass wir pragmatischer vorgehen und da anfangen, wo autonomes Fahren heute schon funktioniert: in Distributionszentren, auf Werksgeländen oder in Hafen, also Privatgelände, wo man nicht die Gesetzgebung verändern muss und wo mit maximal 30 Stundenkilometern gefahren wird. Wir wollen diesen ersten Anwendungsfall im Hafen fundiert skalieren und da Weltmarktführer werden. Dann entscheiden wir über die nächsten Schritte. Was wir anbieten möchten, ist keine Technologie, sondern eine Lösung, die am Ende für den Kunden Nutzen bringt. Und die muss ganzheitlich sein, das gesamte System berücksichtigen. Die Trucks autonom fahren zu lassen, heißt bei uns, dass der Mensch der Technologie assistiert: Wir nehmen ihn nicht komplett aus der Gleichung heraus, sondern setzen ihn in ein Büro, von dem aus er für mehrere hoch automatisierte Lkws verantwortlich ist – heute sind es vier Fahrzeuge. Das erhöht die Produktivität und die Sicherheit und macht den Job attraktiver. Wir arbeiten nun weiter daran, das System skalierbar zu machen. Der nächste Meilenstein ist es, in den nächsten sechs Monaten den Sicherheitsfahrer aus dem Fahrzeug zu nehmen. Dafür müssen bestimmte Sicherheitsaspekte, -normen und -regelungen beachtet werden. Das ist eine recht lange Liste, womit wir aber die Anforderungen der „Machinery Directive“ erfüllen werden. Der Schritt, der dann kommt, ist die CE-Kennzeichnung. Danach können wir weiter optimieren und skalieren. Gerade investieren wir sehr viel in unsere Lieferkette, um perspektivisch nicht nur 20 Lkws in den Betrieb bringen zu können, sondern eher Hunderte, Tausende.

Zur Person

Hendrik Kramer, Jahrgang 1995, gründete bereits mit 16 sein erstes Unternehmen mit der Idee, Dressurpferde online zu verkaufen. Er hat an der Technischen Universität München und der Stanford University studiert. Im Studium lernte er seine Fernride-Co-Gründer Jean-Michael Georg und Dr. Maximilian Fisser kennen.

Wieso bist du auf Krone zugekommen?

Wenn wir den Fahrer rausnehmen möchten, müssen wir uns den gesamten logistischen Prozess anschauen. Der Fahrer steuert ja nicht nur, zu seinen Aufgaben zahlt auch das An- und Abkuppeln, er muss die Türen öffnen und schließen, die Bremse lösen und sich um die Ladungssicherung kümmern. Diese Sekundartätigkeiten müssen auch abgedeckt werden, und da liegt es auf der Hand, mit einem Trailerhersteller zusammenzuarbeiten. Ich komme ja selber aus dem Emsland, deswegen war es klar, dass ich bei Krone anklopfe. Zum Glück wart ihr sehr offen dafür, über Innovation zu sprechen, und wir haben in euch tolle Partner gefunden, mit denen wir jetzt auch schon lange vertrauensvoll zusammenarbeiten. Wie kultiviert ihr diese Offenheit eigentlich im Unternehmen?

Wir sehen natürlich, dass die Welt sich ändert. Und alle sprechen darüber, dass sich die Produktivität der Transportlogistik auf der Straße erhöhen muss, aber da hat sich die letzten Jahrzehnte kaum etwas getan. Nun drängen die Änderungen durch Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung, und wir brauchen eine höhere Produktivität; allein deswegen, weil es immer weniger Fahrer gibt. Gleichzeitig kann der Straßentransport nicht ersetzt werden und wird weiter wachsen. Für uns ist das die Chance, unser Produkt für den Kunden werthaltiger und funktionaler zu machen. Wir hatten gerade unsere Strategie dafür neu definiert, als du auf uns zugekommen bist. Es war schnell klar, dass wir gern mit euch zusammenarbeiten wollen, auch weil wir in unseren unternehmerischen Werten übereinstimmen. Dazu gehört auch Reibung: Ich schätze es sehr, dass wir einfach direkt sprechen, wenn es mal irgendwo hakt, und Themen schnell lösen.

Ja, das empfinde ich auch so. Dadurch kommen wir schnell voran.

„Wir haben uns in die Logistik verliebt, weil es dort riesige Herausforderungen und entsprechendes Potenzial gibt.“ - Hendrik Kramer

Weiterentwicklung bedeutet für mich immer, dass Menschen miteinander arbeiten, ohne vorher die Lösung genau zu kennen. Das Konzept kann noch so großartig sein: Wenn die Menschen nicht miteinander können, wird es schwierig.

Das sehe ich genauso. Es geht um gemeinsame Werte, während man gleichzeitig sehr divers sein kann. So leben wir das bei Fernride auch: Die 150 Mitarbeitenden bei uns im Unternehmen haben 40 Nationalitäten und kommen aus allen Altersgruppen. Wir brauchen die junge, dynamische Energie genauso wie die Industrialisierungskompetenz. Erfahrene Ingenieure sorgen dafür, dass wir Fehler nicht wiederholen, die vermeidbar sind.

Stichwort, Fehler vermeiden‘: Als Start-up ist für euch selbstverständlich, dass ihr neue Wege geht. Wie entscheidet ihr euch, welche Richtung ihr jeweils einschlagt?

Ich glaube, am wichtigsten ist es, aus Erkenntnissen immer schnell die richtigen Rückschlüsse zu ziehen. Wenn man als Start-up versucht, sehr gut in allem zu sein, kann man eigentlich nur scheitern. Ich will immer einen starken Fokus mitbringen. Denn überall, wo wir Komplexität rausnehmen, können wir schneller werden. So können wir in Zukunft mehr Use Cases hinzunehmen und wieder mehr Komplexität aufbauen. Die Entscheidungen, die dafür nötig sind, kann man nicht per PowerPoint-Präsentation oder im Meetingraum treffen, sondern indem man etwas ausprobiert und auch mal Fehler macht. Ich denke, wir bei Fernride sind sehr gut darin, die richtigen Rückschlüsse zu ziehen – auch gemeinsam mit dem Kunden: Man muss auch mit ihm als Team schnell sein.

Während der Trailer bisher vor allem quasi als einfache Hülle für Waren gesehen wurde, hauchen wir ihm Leben ein. Wir sorgen zum Beispiel dafür, dass er automatisch kuppeln kann und dieser Arbeitsschritt damit ohne Fahrer auskommt. Wir geben dem Trailer also Arme – und die Beine bekommt er durch unsere Kooperation mit Trailer Dynamics, bei der er mit einer elektrischen Achse ausgestattet wird und sogar die Zugmaschine unterstützt. Was denkst du, wann eure Technologie es auf die Straße schaffen wird?

Die Entscheidung, ob wir auf die Straße gehen, werden wir in den kommenden zwei Jahren treffen, denke ich. Die Alternative ist etwa, andere Anwendungsfälle auf Privatgelände anzugehen, wir haben ja beispielsweise schon mit Volkswagen oder DB Schenker erfolgreiche Projekte umgesetzt. Und für diese mittelfristige Entscheidung führen wir natürlich bereits jetzt Gespräche mit möglichen Partnern. Denn unsere heutigen Zugmaschinen sind optimiert für den Containeryard im Hafen. Wenn man auf die öffentliche Straße geht, bedeutet das höhere Geschwindigkeiten und andere Fahrzeugtypen und damit andere Fahrzeughersteller.

Ich persönlich glaube, automatisiertes Fahren wird aus diesen abgegrenzten Anwendungsfeldern wie Häfen schrittweise hinausgehen. Und das wird schneller passieren, als wir alle denken. Ich komme aus der Intralogistik, und dort hat man vor 15 Jahren auch nicht gedacht, dass fahrerlose Transportsysteme sich so etablieren würden. In unserem neuen Ersatzteillager fahren diese Carrier heute ganz selbstverständlich.

Ja, für unsere großen Logistikkunden sind automatisierte Prozesse im Lager inzwischen absoluter Standard, genauso im Hafen. Für sie ist das also eigentlich der nächste logische Schritt, quasi mobile Roboter dann eben auch im horizontalen Transport anzuwenden. Zum Thema Fahrer kann ich noch sagen, dass für uns wirklich nicht Priorität hat, autonomes Fahren möglich zu machen, sondern, das Problem zu fokussieren: Bis 2026 fehlen zwei Millionen Kraftfahrer in Europa. Das ist ein riesengroßes Thema für uns als Gesellschaft. Und wenn wir nicht bald eine Lösung dafür finden, werden die leeren Supermarktregale, die wir aus der Pandemie kennen, zur Normalität. Wir müssen die Fahrer, die wir haben, produktiver machen, neue Talente qualifizieren und den Job attraktiver gestalten. Wir schaffen das bei Fernride alles gleichzeitig, indem wir den Job des Teleoperators neu kreieren. Als Teleoperator managst du von einem Büro aus eine Flotte von autonomen Fahrzeugen, bist also nicht mehr so viel unterwegs, musst nicht im Lkw schlafen und kannst perspektivisch mehr Geld verdienen. Außerdem ist der Job sicherer: In Containerterminals, wo alles schnell gehen muss und Metallmassen bewegt werden, passieren auch Unfälle.

Das ist ein großer Fortschritt gegenüber dem Status quo. Ich denke: Arbeitsunfälle passieren nicht an den Schnittstellen zur Automatisierung, sondern dort, wo immer noch manuell gearbeitet wird. Menschen suchen sich immer den besten Weg – den effizientesten, den für sie bequemsten. Unsere Kunden nutzen unsere Produkte auch nicht immer so, wie sie es eigentlich gemäß den Sicherheitsregularien tun sollten.

Das ist nur menschlich.

„Für uns hat wirklich nicht Priorität, autonomes Fahren möglich zu machen, sondern wir fokussieren das Problem: Bis 2026 fehlen zwei Millionen Kraftfahrer in Europa.“ - Hendrik Kramer

Ja, auf jeden Fall. Was ich noch sagen möchte: Auch als Partner haben wir uns sehr über deine Nominierung zu den „30 under 30“ von „Forbes“ gefreut, weil sie dazu beiträgt, die Wahrnehmung von Logistik in der Gesellschaft zu fördern und ihr damit ein höheres Ansehen zu geben. Dazu möchten wir als Krone Nutzfahrzeug Gruppe auch beitragen und Verständnis dafür schaffen, dass reibungslose Logistik ein Wettbewerbsvorteil ist. Beim Anteil der Logistikkosten am Bruttoinlandsprodukt hat Europa mehrere Prozentpunkte Vorteil gegenüber anderen sich entwickelnden Ländern. Wir können also nicht nur die besten Maschinen bauen, sondern sie auch im Logistikprozess am besten in die Märkte bringen und haben unsere Supply Chain im Griff. Diesen Wettbewerbsvorteil müssen wir stärker als Geschäftsmodell verstehen und nutzen. Und gemeinsam dafür sorgen, dass Logistik auch gesellschaftlich ein besseres Standing in Europa bekommt. Wie genau die Zukunft des autonomen Fahrens mit dem Lkw aussehen wird, weiß jetzt Aufgaben, unseren Kunden eine Vorstellung davon zu vermitteln; ihnen zu zeigen, was technisch bereits möglich ist und was noch kommen wird. Das aus einem sicheren Hafen heraus zu entwickeln – im wahrsten Sinne des Wortes –, dafür ist jetzt genau die richtige Zeit.

Das sehen wir ganz genauso. Die Auszeichnung ist für mich vor allem eine schöne Würdigung unserer Arbeit als Team bei Fernride. Die Aufmerksamkeit, die wir dadurch auf globaler Ebene bekommen, hat uns als neuer Marke sicherlich sowohl in puncto Kunden und Investoren als auch bei Talenten geholfen. Gerade weil wir im Arbeitsmarkt mit Hightech-Unternehmen konkurrieren. Die Nominierung hilft, Vertrauen zu schaffen, und ich bin dankbar dafür. Schön war, dass die lokale Zeitung in meinem Heimatort darüber berichtet hat, das hat meine Mutter sehr stolz gemacht – so konnte sie auch noch einmal besser nachvollziehen, woran wir hier in München die ganze Zeit arbeiten.

Bildergalerie

  • Das Fernride-Team will keine reine Technologie anbieten, sondern eine Lösung mit hohem Kundennutzen.

    Das Fernride-Team will keine reine Technologie anbieten, sondern eine Lösung mit hohem Kundennutzen.

    Bild: Lukas Barth-Tuttas

  • Dr. Stefan Binnewies (rechts) und Hendrik Kramer diskutierten die Herausforderungen und Perspektiven des autonomen Fahrens.

    Dr. Stefan Binnewies (rechts) und Hendrik Kramer diskutierten die Herausforderungen und Perspektiven des autonomen Fahrens.

    Bild: Lukas Barth-Tuttas

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