Die Concrete Chemicals GmbH kann staatliche Beihilfen von 350 Millionen Euro einplanen, um in Rüdersdorf bei Berlin eine Anlage zur Produktion nachhaltiger Flugzeugtreibstoffe (SAF) zu bauen. Nach wettbewerbsrechtlicher Prüfung hat die EU-Kommission einen Zuschuss in dieser Höhe genehmigt.
Die Ausweitung der SAF-Produktion in Europa sei ein wichtiges politisches Ziel der EU, teilte die Kommission zur Begründung mit. Ohne die Subventionen hätten die Projektträger nicht investiert. Die Beihilfe übersteige den tatsächlichen Finanzierungsbedarf nicht. Zudem sei festgeschrieben, dass bei kommerziellem Erfolg der SAF-Herstellung Subventionen zurückgezahlt würden. Insgesamt kam die Kommission zu dem Schluss, der Nutzen der Beihilfe sei größer als mögliche Nachteile durch eine Verzerrung von Wettbewerb und Handel im EU-Binnenmarkt.
Zement- und Kerosinherstellung sollen nachhaltiger werden
Das Konsortium Concrete Chemicals will in Rüdersdorf synthetische Flugzeugkraftstoffe (Power-to-Liquids-Kerosin – „PtL-Kerosin“) in industriellem Maßstab herstellen. Dabei sollen Strom, erneuerbarer Wasserstoff und in der Zementfabrik von Cemex abgeschiedenes Kohlendioxid (CO₂) genutzt werden. Der nachhaltige Treibstoff wird mit Hilfe von Elektrolyseuren und Verfahren wie der umgekehrten Wassergas-Shift-Reaktion und der Fischer-Tropsch-Synthese hergestellt.
Laut Kommission soll die Produktion 2028 beginnen. Angestrebt wird letztlich die Herstellung von etwa 30.000 Tonnen PtL-Kerosin pro Jahr. Gleichzeitig wird die Zementproduktion in Rüdersdorf klimafreundlicher und es fallen als Nebenprodukt jedes Jahr 6.500 Tonnen erneuerbares Naphtha (PtL-Naphtha) an, das als Ausgangsstoff für die Herstellung verschiedener Kunststoffprodukte verwendet werden kann.
Die genehmigte Subvention trage „zur Dekarbonisierung des Luftverkehrs bei und stimuliert die Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff, was mit dem EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 im Einklang steht“, erklärte Teresa Ribera, die für „sauberen, fairen und wettbewerbsfähigen Wandel“ zuständige Vizepräsidentin der EU-Kommission.
Berlin und Den Haag fördern Wasserstoffproduktion
Am Donnerstag genehmigte die Kommission zudem eine deutsch-niederländische Beihilfenregelung mit einem Volumen von 3 Milliarden Euro, durch die weltweit die Produktion von „grünem“ Wasserstoff und anderen erneuerbaren Kraftstoffen nicht-biologischen Ursprungs (RFNBO) – zu denen auch PtL-Kerosin gehört – angekurbelt werden soll. Deutschland darf im Rahmen des genehmigten Programms 2,7 Milliarden Euro zahlen, die Niederlande 300 Millionen Euro.
Mithilfe der Subventionen soll weltweit der Aufbau von Elektrolysekapazitäten von mindestens 1,875 Gigawatt gefördert werden. Geplant ist laut Kommission, das Geld über Doppelauktionen zu vergeben, bei denen die Verkäufer von RFNBO mit dem niedrigsten Preis – die hauptsächlich außerhalb Europas erwartet werden – mit den Kraftstoffkäufern in Deutschland und den Niederlanden zusammengebracht werden, die das höchste Gebot abgeben. Die Preisdifferenz wird dann aus der Staatskasse ausgeglichen. „Durch die Ausgestaltung der Regelung können nur besonders kosteneffiziente Projekte gefördert werden. So spart der Steuerzahler Geld, und etwaige Wettbewerbsverzerrungen werden so gering wie möglich gehalten“, sagte Ribera. Das Programm werde dazu beitragen, die Nachfrage Deutschlands und der Niederlande nach klimafreundlichem Kraftstoff ab 2030 zu decken. (fh)