Monokulturen, die gegen Stürme, Trockenheit und Schädlinge wenig Resistenzen aufweisen, sind bei der Anpflanzung zu vermeiden.

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Bäume pflanzen fürs Klima: Was dabei zu beachten ist

29.09.2023

Viele Unternehmen gleichen ihre CO2-Emissionen durch Aufforstung wieder aus. Dabei können allerdings viele Fehler gemacht und der ökologische Nutzen selten tatsächlich gemessen werden. Wissenschaftler weisen auf die „Do’s and Dont’s“ beim Aufforsten hin.

Bäume pflanzen fürs Klima ist in den letzten Jahren ein regelrechter Trend geworden, um CO2-Emissionen wieder auszugleichen. Dadurch, dass Bäume Kohlenstoff aus der Luft aufnehmen und Sauerstoff abgeben, ist das in der Theorie auch durchaus sinnvoll. Bei der Umsetzung können allerdings Fehler gemacht werden, auf die Wissenschaftler aufmerksam machen.

Wie viel Kohlenstoff Bäume binden können, hängt unter anderem von der Baumart, dem Alter und den Standortbedingungen ab. Je schwerer und dichter das Holz und je älter der Baum, desto mehr CO2 kann gespeichert und in Sauerstoff umgewandelt werden. Auch die geografische Lage sei zu beachten, schreibt die Stiftung Unternehmen Wald: Tropische Wälder wachsen schneller als Wälder in Deutschland und speichern daher im gleichen Zeitraum mehr CO2.

Monokulturen vermeiden

Demnach ist in erster Linie das Abholzen von Bäumen zu vermeiden, denn ein neugepflanzter Wald wird weniger CO2 aufnehmen als ein alter. Davon abgesehen sei eine Wiederaufforstung tendenziell besser als eine Neuanpflanzung, da hierbei zumindest sichergestellt werden kann, dass der Standort sich für einen Wald eignet. Hierauf weist der Wissenschaftler Christopher Reyer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hin. Bei einer Neuanpflanzung könnten bestehende Ökosysteme, wie Moore oder Steppen, zerstört, der Boden ausgetrocknet oder illegale Siedlungen geräumt werden, so dass die Menschen bei der Umsiedlung in ein anderes intaktes Ökosystem eindringen. Auch Monokulturen, die gegen Stürme, Trockenheit und Schädlinge wenig Resistenzen aufweisen, seien bei der Anpflanzung zu vermeiden. All diese Probleme seien bereits bekannt und es gebe auch wirklich tolle Projekte, die das beherzigen, betont Reyer. Allerdings kritisiert er die verschiedenen Zertifizierungssysteme auf dem Markt und den fehlenden rechtlichen Rahmen.

Darüber hinaus sei es für niemanden einfach zu beurteilen, ob Projekte Vorteile für Ökosysteme oder Menschen bringen. Darauf weist ein Forscherteam in dem Fachjournal „Science“ hin. Die Wissenschaftler haben 100 Nachhaltigkeitsberichte von weltweit größten Unternehmen ausgewertet und dabei festgestellt, dass es im Moment nur sehr wenig Transparenz gebe. „Wenn ein Unternehmen sagt, dass es Tausende von Bäumen gepflanzt hat, um Lebensraum wiederherzustellen und Kohlenstoff zu absorbieren – woher wissen wir dann, ob dies umgesetzt wurde, ob die Bäume überleben werden und ob dadurch ein funktionierendes Ökosystem entstanden ist, das der Artenvielfalt und den Menschen zugutekommt?“, fragt Hauptautor Tim Lamont von der Lancester University. Über 90 Prozent der Unternehmen gaben in ihren Berichten keine ökologischen Ergebnisse an und keines der Unternehmen ging auf die sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen auf lokale Interessengruppen ein.

Große internationale Konzerne könnten dabei eine Schlüsselrolle bei der Wiederherstellung von Ökosystemen spielen, schreiben die Wissenschaftler. Dafür sei allerdings mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht notwendig, um sicherstellen zu können, dass die Projekte der Unternehmen gute Ergebnisse hervorbringen. (dpa)

Do’s and Dont’s:

  • Wiederaufforstung statt Neuanpflanzung

  • Mischkulturen statt Monokulturen

  • Bevorzugt Hartholzbäume wie Eiche, Buche, Ahorn, Birke, Pappel, Esche, Ulme pflanzen

  • Zerstörung und Abholzung bereits bestehender, intakter Ökosystemen vermeiden

  • Transparent sein und Rechenschaft ablegen

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