Die Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) mahnt größere Anstrengungen bei der Dekarbonisierung der Schifffahrt an.
Wie die internationale Organisation anlässlich der Vorstellung ihres jährlich erscheinenden Zahlenwerks „Review of Maritime Transport 2023“ sagte, müsse die Branche deutlich mehr auf alternative, klimaschonendere Brennstoffe setzen, um die Emissionen zu senken. Zudem bestünden nach wie vor regulatorische Unsicherheiten, die eine effektive Dekarbonisierung oftmals behinderten.
„Der Seeverkehr muss so schnell wie möglich dekarbonisiert werden und gleichzeitig das Wirtschaftswachstum sichern“, so die Generalsekretärin der UNCTAD, Rebeca Grynspan. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ökologischer Nachhaltigkeit, Einhaltung von Vorschriften und wirtschaftlichen Anforderungen sei für eine prosperierende, gerechte und widerstandsfähige Zukunft des Seeverkehrs unerlässlich.
Auf die Branche kommen immense Kosten zu
Die UNCTAD wertete es als ermutigendes Zeichen, dass immer mehr Reedereien Neubauten mit alternativen Antrieben orderten. Die fahrende Flotte bestehe zwar nach wie vor zu 99 Prozent aus konventionell betriebenen Schiffen, 21 Prozent der bestellten Schiffe würden hingegen mit Motoren ausgestattet, die auch emissionsarme Treibstoffe verbrennen könnten.
Gleichwohl verwies die UN-Organisation auf die beträchtlichen Kosten, die mit der Dekarbonisierung einhergingen. Die UNCTAD beziffert die pro Jahr anfallenden Investitionen bis 2050 auf eine Summe zwischen 8 und 28 Milliarden US-Dollar. Hinzu kämen Investitionen in einem jährlichen Umfang von 28 bis 90 Milliarden Dollar, die für die Entwicklung von Infrastruktur an Land aufgewendet werden müssten, um die flächendeckende globale Versorgung mit alternativen Brennstoffen zu gewährleisten.
Um den Übergang hin zu einer dekarbonisierten Schifffahrt zu beschleunigen, sprach sich die UNCTAD für die Einführung eines Regelungsrahmens aus, der für alle Schiffe gilt, unabhängig von ihren Registrierungsflaggen, Eigentumsverhältnissen oder Einsatzgebieten, um so einen Dekarbonisierungsprozess der zwei Geschwindigkeiten zu vermeiden und gleiche Wettbewerbsbedingungen zu erhalten.
Die Welthandelsflotte altert immer mehr
Shamika N. Sirimanne, UNCTAD-Direktorin für Technologie und Logistik, sagte: „Wirtschaftliche Anreize wie Abgaben oder Beiträge, die im Zusammenhang mit Schiffsemissionen gezahlt werden, können einen Anreiz zum Handeln bieten, die Wettbewerbsfähigkeit alternativer Kraftstoffe fördern und die Kostenlücke zu herkömmlichen Schwerölen verringern.“
Besorgt zeigt sich die UN-Organisation über die Überalterung der weltweiten Schiffsflotte: Anfang 2023 waren die Handelsschiffe im Durchschnitt 22,2 Jahre alt und damit 2 Jahre älter als noch vor zehn Jahren. Mehr als die Hälfte der weltweiten Flotte ist über 15 Jahre alt.
Schiffseigner stünden vor der Herausforderung, die Flotte zu erneuern, ohne dass Klarheit über alternative Kraftstoffe, umweltfreundliche Technologien und rechtliche Regelungen bestehe, an denen sich Schiffseigner und Häfen orientieren können, so die UNCTAD. Terminalbetreiber in Häfen stünden vor ähnlichen Herausforderungen, die wichtige Investitionsentscheidungen erschwerten.