Bei Tiefkühlkost könnte eine Erhöhung der Temperatur auf minus 15 Grad Celsius die CO2-Emissionen in der Lieferkette um rund 10 Prozent senken – ohne negative Auswirkungen auf Sicherheit, Qualität oder Nährwert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts Campden BRI im Auftrag des britischen Konzerns Nomad Foods, zu dem auch Iglo Deutschland gehört. Die Marktforscher untersuchten zwischen November 2022 und Mai 2024 neun Produkte, darunter Geflügel, panierter Fisch, Naturfisch, Gemüse, pflanzliche Alternativen und Pizza.
Die Vorschriften in der EU erlauben bei Transport und Lagerung derzeit keine dauerhafte Abweichung von minus 18 Grad Celsius. „Angesichts der enormen Aufgaben, die vor uns liegen, müssen wir auch langjährig praktizierte Standards kritisch hinterfragen“, wird Markus Mischko, Vertriebsgeschäftsführer von Iglo Deutschland in einer Mitteilung des Branchenverbands dti zitiert.
Mischko ist zugleich Vorstandsvorsitzender des Deutschen Tiefkühlinstituts (dti). Die Interessenvertretung unterstützt die aktuellen Anstrengungen, die Auswirkungen einer Erhöhung der vorgeschriebenen Tiefkühltemperatur zu überprüfen. Geschäftsführerin Sabine Eichner betonte, dass sich das dti für weitere Forschung einsetze. „Wir sprechen uns dafür aus, die Studie von Nomad Foods auf alle TK-Kategorien einschließlich Speiseeeis auszuweiten, um zweifelsfrei zu belegen, dass eine Temperaturerhöhung keine Auswirkungen auf die hohe Sicherheit und Qualität unserer Produkte hat“, sagte sie.
Getestet wurden vier Temperaturen (von minus 18 bis minus 9 Grad Celsius) und acht Schlüsselbereiche, darunter Lebensmittelsicherheit, Beschaffenheit, Nährwert, Energieverbrauch und Auswirkungen der Verpackung. Die Ergebnisse zeigten laut Nomad Foods nach 18 Monaten keine signifikante Veränderung der Produkte bei minus 15 Grad Celsius im Vergleich zu minus 18 Grad Celsius, es sei denn, die Produkte hatten ihr Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, was bei einigen pflanzlichen Produkten zu einem Rückgang des Vitamin-C-Gehalts führte.
Nomad Foods ist nach eigenen Angaben der erste Lebensmittelhersteller, der sich „Move to -15 °C“ angeschlossen hat, einer Initiative, die im vergangenen Jahr auf der Weltklimakonferenz COP28 ins Leben gerufen wurde und sich für die Reduzierung der CO2-Emissionen in der Lieferkette für Tiefkühlkost einsetzt.
Über die Initiative „Move to -15 °C“
Die 2023 gegründete Initiative „Move to -15 °C“ hat sich zum Ziel gesetzt, die Temperaturstandards für Tiefkühlkost neu festzulegen, um Treibhausgase zu reduzieren, die Kosten in der Lieferkette zu senken und die weltweiten Lebensmittelressourcen zu sichern. Die Initiative wurde im Anschluss an die Veröffentlichung des Berichts „Three Degrees of Change“ ins Leben gerufen, einer wissenschaftlichen Arbeit, die vom globalen Logistikunternehmen DP World unterstützt und von Experten unter anderem des International Institute of Refrigeration in Paris, der University of Birmingham und der London South Bank University erstellt wurde.
Der Bericht kam zu dem Ergebnis, dass eine Umstellung von minus 18 auf minus 15 Grad Celsius einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt haben könnte, ohne die Lebensmittelsicherheit zu beeinträchtigen. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Temperaturveränderung Folgendes bewirken könnte:
17,7 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen, was den jährlichen Emissionen von 3,8 Millionen Autos entspricht
Energieeinsparungen von rund 25 Terawattstunden – das entspricht 8,63 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs des Vereinigten Königreichs
Senkung der Kosten in der Lieferkette um mindestens 5 Prozent und in einigen Bereichen um bis zu 12 Prozent.
Klar sei allerdings, sagte dti-Geschäftsführerin Eichner am Mittwoch: „Bis zu einer möglichen Novellierung der Vorschriften ist noch ein langer Weg zu gehen.“ Ein neuer Temperaturstandard müsse für alle TK-Warengruppen und alle nationalen und internationalen Lieferketten gelten. Alle Akteure in der Tiefkühlwirtschaft und die politischen Entscheider in Deutschland und der EU müssten überzeugt und mitgenommen werden. „Eine Umstellung muss auch kommunikativ sorgfältig begleitet werden“, fügte Eichner hinzu. Das gelte vor allem in Richtung der Verbraucher.
Über das Deutsche Tiefkühlinstitut
Das Deutsche Tiefkühlinstitut (dti) sieht sich als Interessenvertretung und Kommunikationsplattform der deutschen Tiefkühlwirtschaft und vertritt etwa 150 überwiegend mittelständische Unternehmen aus allen Teilen der Tiefkühlkette. Die Tiefkühlwirtschaft in Deutschland steht nach dti-Angaben für einen Umsatz von rund 22 Milliarden Euro. Unter Führung des dti haben sich 2021 Tiefkühlverbände weltweit zum International Frozen Food Network (IFFN) zusammengeschlossen, darunter das American Frozen Food Institute (AFFI) und die British Frozen Food Federation (BFFF).