„Nachhaltiger Logistikpartner auf der letzten Meile“ – mit diesem Motto verfolgt Leafr das Ziel, den Lieferverkehr in den Innenstädten nachhaltiger zu gestalten. An der Spitze des jungen Unternehmens steht seit Oktober 2024 Venture CEO Maximilian Klostermann, der sich nach fast acht Jahren in einem internationalen IT-Konzern beruflich weiterentwickeln wollte und den Schritt in die nachhaltige Logistik wagte. Zuvor war er bei Microsoft im Key-Account-Management tätig und betreute Kunden aus unterschiedlichen Branchen wie Healthcare, Research und zuletzt Logistics. Klostermann wollte aber etwas Handfestes machen und durch sein Tun einen positiven Einfluss auf die Umwelt nehmen. „Nachhaltigkeit, die Frage, wie wir unsere Welt hinterlassen und wie man einen Beitrag leisten kann, interessiert mich sehr“, sagt er im Gespräch mit der DVZ.
Eine Charaktereigenschaft ist laut Klostermann ganz entscheidend für sein Handeln: „Ich bin einfach ungeduldig, ich will Dinge vorantreiben“. Der Venture COO von Leafr, Sören Loeck, der seit der Gründung vor zwei Jahren dabei ist, ist dagegen eher ein besonnener und ruhiger Typ, so dass sich die beiden gut ergänzen. Loeck leitet das operative Geschäft, Klostermann kümmert sich um Vertrieb, Strategie und Stakeholder- Management.
Corporate Venture
In seiner Beraterfunktion bei Microsoft kam Klostermann vor kurzem auch mit der Nagel-Group, dem Mutterkonzern von Leafr in Kontakt. Im Sommer 2024 erfuhr er so von der Suche nach einem neuen Venture CEO für Leafr. „Ich habe mir damals überlegt, wie es nach meiner Zeit bei Microsoft weitergehen soll. Wir kamen ins Gespräch und es war schnell klar, dass ich Teil des Teams werden möchte, um Leafr auf die nächste Stufe zu bringen“, blickt Klostermann zurück.
Leafr ist ein eigenständiges Corporate Venture der Nagel-Group. Es wurde als Tochterunternehmen gegründet, um innovative und umweltfreundliche Geschäftsmodelle innerhalb der Logistikbranche zu entwickeln, agiert aber weitgehend unabhängig. Finanziell wird Leafr von der Nagel-Group unterstützt, so dass das Unternehmen nicht auf externe Investoren angewiesen ist. Trotzdem hat Leafr das Ziel, zukünftig eigenständig profitabel zu sein.
Seit der ersten Tour im März 2023 mit gekühlten Lebensmitteln in Hamburg habe sich Leafr in den vergangenen zwei Jahren sehr gut entwickelt, so Klostermann. Mittlerweile gibt es einen zweiten Standort in Hamburg und von einem weiteren Standort in Langenfeld werden die Metropolregionen Köln und Düsseldorf beliefert. Das Team ist auf elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Leafr hat sich auf aktive Kühllogistik spezialisiert. Das bedeutet Transport und Lagerung von gekühlten Lebensmitteln. Mit zehn Elektro-Sprintern, die an verschiedenen Standorten stationiert sind, werden die Waren ausgeliefert. Dabei setzt das Unternehmen bei der Routenplanung auf künstliche Intelligenz, um die Wege zu optimieren und Emissionen zu reduzieren.
„Ein Anruf genügt“
Leafr setzt auf einen einfachen und flexiblen Service: Kundinnen und Kunden erhalten eine Lieferbenachrichtigung, können eine Wunschzeit angeben und ihre Lieferung in Echtzeit verfolgen. Auch kurzfristige Bestellungen sind kein Problem. „Wir sind flexibel. Ein Anruf am Abend genügt und wir holen die Ware am nächsten Tag ab“, sagt Klostermann. Die Kunden des Start-ups lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Auf der einen Seite stehen die direkten Kunden wie Lebensmittelproduzenten, Großhändler und Food-Tech-Start-ups. Auf der anderen Seite stehen alleine in Hamburg über 1.500 Empfänger – darunter Hotels, Catering-Unternehmen, Restaurants, Schulen und Kindertagesstätten. Leafr versteht sich nicht nur als klassischer Lieferservice, sondern will die Lieferwege optimieren. „Wir wollen nicht nur auf der letzten Meile liefern, sondern auch konsolidieren. Wir wollen möglichst viele Anbieter auf unserer Plattform zusammenbringen“, erklärt Klostermann.
Im Jahr 2024 hat Leafr 12.000 Sendungen ausgeliefert. Bis Ende 2025 soll sich diese Zahl auf Monatsbasis verdoppeln. Neben zwei weiteren Standorten in Frankfurt und Hannover bis Sommer 2025 arbeitet das Unternehmen derzeit an der Einführung von Tiefkühllieferungen, einem Bereich mit besonderen Herausforderungen. Derzeit werden elektrisch betriebene Fahrzeuge mit Kofferaufbau getestet, da herkömmliche E-Sprinter mit Kühlboxen nur begrenzt Tiefkühlware ausliefern können. Die Anschaffungskosten und die begrenzte Reichweite erfordern eine sorgfältige Abwägung. Leafr beschäftigt sich zudem mit der Frage, ob Lastenfahrräder in Städten mit Fahrverboten für Lieferwagen eine Alternative sein können.
Maximilian Klostermann blickt optimistisch in die Zukunft seines Start-ups und der letzten Meile im Allgemeinen. Er sieht aber auch eine entscheidende Herausforderung: „Nachhaltigkeit kostet heute noch Geld und ich bin einfach sehr gespannt, wie sich das entwickeln wird.“ Viele Kunden seien heute noch nicht bereit, die Mehrkosten zu tragen, die auch der umweltfreundliche Transport von Leafr mit sich bringt. Dennoch ist er überzeugt, dass sich nachhaltige Lösungen langfristig durchsetzen werden – nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus ökonomischer Sicht. Mit innovativen Ansätzen und einem starken Netzwerk im Rücken soll Leafr in den kommenden Jahren einen entscheidenden Beitrag zur umweltfreundlichen Stadtlogistik leisten.