Die Gerolsteiner Staplerflotte wurden zum Großteil elektrifiziert. Anstrengungen zur Reduzierung von Transportemissionen sind meist an eine funktionierende Infrastruktur gekoppelt – doch diese fehlt im ländlichen Raum oftmals.

Bild: Gerolsteiner

Gerolsteiner: Beim Klimaschutz ausgebremst

10.02.2025

Die deutsche Mineralwassermarke möchte seine Emissionen weiter reduzieren. Das Unternehmen hat bereits Pläne geschmiedet, doch um alle umzusetzen, fehlt es noch an konkreten politischen Rahmenbedingungen.

Gerolsteiner ist bemüht, mehr in nachhaltige Produktions- und Transportweisen zu investieren. Für das Getränkeunternehmen aus der Vulkaneifel ist Nachhaltigkeit ein fundamentaler Aspekt des Wirtschaftens. Nicht zuletzt, weil das Gerolsteiner Mineralwasser selbst ein natürliches Produkt ist. Durch den ländlichen Standort mit schlechter Bahnanbindung, warten aber bislang substantielle Maßnahmen auf dem Abstellgleis.

Anbindung lässt zu wünschen übrig

Seit dem verheerenden Hochwasser in 2021 befindet sich die stark beschädigte Eifelstrecke im Wiederaufbau. Es gibt derzeit keinen zuverlässigen Schienenverkehr ab Gerolstein. Dabei ist der Plan eigentlich, mehr Transporte auf den Kombinierten Verkehr (KV) zu verlagern: Gerolsteiner würde die elektrifizierte Schiene gerne maximal auslasten. „Mit Pendelverkehr per E-Lkw zur Verladung, dann mittels Schienengüterverkehr in Metropolen und Kerngebiete und zuletzt die Feindistribution wieder per E-Lkw“, so beschreibt Ulrich Rust, Geschäftsführer Technik und Logistik, die Vision, mit der ein Großteil der Transportemissionen eingespart werden könnten. Allerdings ist dafür der Ausbau der Infrastruktur nötig. Dieser sollte die Elektrifizierung der Schienenstrecke sowie eine Zweigleisigkeit dieser, oder zumindest Beipässe zum Ausweichen an kritischen Streckenabschnitten, beinhalten.

Immerhin wird zumindest die Strecke Köln–Hamburg seit 2023 mit Spezialtrailern für den KV befahren. Während das Unternehmen auf einen zügigen Ausbau der Bahnstrecke wartet, setzt es im Betrieb selbst Maßnahmen zur Emissionsreduzierung um. So wurde die Staplerflotte größtenteils elektrifiziert und die eigenen Lkw zu 100 Prozent auf HVO100 umgestellt. Bei Transporten durch Vertragsspediteure ist (Bio-) LNG im Einsatz. Zudem wurden Lkw-Dachspoiler aerodynamisch angepasst, um durch einen geringeren Luftwiderstand Energie zu sparen.

Politik muss mehr für ländliche Gebiete tun

Gerolsteiner möchte darauf Aufmerksam machen, wie wichtig der ländliche Raum für die gesamte Bundesrepublik ist. Dafür haben mehr als 20 Unternehmen aus der Region vor rund einem Jahr das „Bündnis zum Ausbau der Eifelstrecke“ gegründet.

Standortnachteil „Ländlicher Raum“?

• Ca. 50% der Bevölkerung wohnt jenseits der Metropolen
• Rund 50 % der Wirtschaftskraft entsteht im ländlichen Raum
• Verkehrsinfrastruktur ist im ländlichen Raum deutlich schlechter ausgeprägt als in urbanen Gegenden
• Verkehr im ländlichen Raum v.a. fossilgebunden
• Vulkaneifel ist einer der ländlichsten Regionen Deutschlands und kann als Referenzbeispiel für viele weitere Regionen genommen werden

Quelle: Präsentation Gerolsteiner Mediengespräch „Infrastruktur“ 28.01.2025

Zu den zentralen Forderungen gehört die Schaffung eines Ministeriums für den ländlichen Raum, langfristige Planungssicherheit beispielsweise bei der Förderung von Brückentechnologien. Sowie Berücksichtigung und Priorisierung des ländlichen Raums im Bundesverkehrswegeplan, insbesondere durch den Ausbau und die Elektrifizierung von Nebenstrecken.

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