Im Bereich der sozialen Verantwortung legt die CSDDD den Fokus auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Einhaltung der Menschenrechte entlang der Lieferkette.

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Neue EU-Richtlinie CSDDD setzt Unternehmen unter Zugzwang

12.06.2024

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), oder auch CS-Triple-D genannt, die kürzlich von der Europäischen Union verabschiedet wurde, zielt darauf ab, Unternehmen zu mehr Verantwortung in ihren Lieferketten zu bewegen. Was Transport- und Logistikdienstleister jetzt wissen müssen, fassen Armin Neises und Laurin Neises im Gastbeitrag zusammen.

Mit der Umsetzung der CSDDD erleben wir eine signifikante Ausweitung der betroffenen Unternehmen gegenüber dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), was bedeutet, dass stufenweise startend von 2027 bis 2029 alle EU-Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und einem Nettojahresumsatz von über 450 Millionen Euro inklusive entsprechender Drittstaatenunternehmen, die in der EU agieren, einbezogen werden. Die CSDDD fordert von den Verladern eine durchgehende Transparenz und Verantwortung über die gesamte Lieferkette. Dies schließt die Bereitstellung von Informationen über Transportketten durch Logistikdienstleister ein. Erstmals wird über Pflichtverstößen gesprochen, die in Zukunft von den national zuständigen Aufsichtsbehörden in Form von Bußgeldern in Höhe von mindestens bis zu 5 % des weltweiten Unternehmensumsatzes verhängt werden sollen. Genaueres muss jeder EU-Mitgliedstaat regeln. Neben der Reduzierung von CO2-Emissionen werden Unternehmen auch dazu angehalten, eine Vielzahl anderer Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Indikatoren zu berücksichtigen.

Umweltbezogene Sorgfaltspflichten gehen über CO2 hinaus

Ein zentraler Aspekt der Richtlinie ist die umweltbezogene Sorgfalt. Unternehmen müssen nicht nur ihre CO2-Emissionen minimieren, sondern auch auf eine Vielzahl anderer Umweltrisiken achten. Dazu zählen Wasser- und Bodenverschmutzung, Biodiversitätsverlust und der effiziente Umgang mit Ressourcen. Die CSDDD schreibt vor, dass Unternehmen einen Klimaplan erstellen, der Strategien zur Erreichung des 1,5°C-Ziels des Pariser Klima-Abkommens aus dem Jahr 2015 beinhaltet.

Im Bereich der sozialen Verantwortung legt die CSDDD den Fokus auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und die Einhaltung der Menschenrechte entlang der Lieferkette. Unternehmen müssen nicht nur bei sich selbst, sondern bei sämtlich allen Lieferanten und Dienstleistern, darunter auch die Logistikdienstleister sicherstellen, dass keine Kinder- oder Zwangsarbeit vorkommt, faire Löhne gezahlt und die Rechte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gewahrt werden.

Die Governance-Anforderungen umfassen die Integration von Sorgfaltspflichten in die Unternehmenspolitik, das Risikomanagement und den Einbezug von Stakeholdern. Zudem müssen Unternehmen einen effektiven Beschwerdemechanismus einrichten, nachweislich gegen Korruption vorgehen und regelmäßig über ihre Bemühungen berichten.

Was sind CSRD, EU-Taxonomie und CSDDD?


CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive):
• legt fest, dass Unternehmen und Organisationen, die eine bestimmte Größe haben, regelmäßig über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten müssen, und zwar nicht nur in Nachhaltigkeitsberichten, sondern auch im jährlichen finanziellen Lagebericht
• hat das Ziel, Transparenz und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsinformationen zu verbessern und Organisationen dazu zu ermutigen, nachhaltige Praktiken anzuwenden


EU-Taxonomie:
• ist ein Klassifizierungssystem, das von der EU entwickelt wurde, um Investoren und Unternehmen dabei zu helfen, nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu identifizieren, um eine kohlenstoffarme und nachhaltige Wirtschaft aufzubauen, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen: Temperaturanstieg unter 2°C, wenn möglich 1,5°C
• gibt einen standardisierten Rahmen für die Bewertung und Offenlegung der Umweltleistung von Unternehmen und Investitionen, um wirtschaftliche Aktivitäten als Taxonomie-konform und damit nachhaltig bezeichnen zu dürfen


CSDDD:
• verpflichtet Unternehmen bestimmter Größenordnung zur Einhaltung sowie zum Nachweis der Einhaltung von Menschenrechten und Umweltstandards entlang ihrer globalen Wertschöpfungskette im Sinne der Verantwortung
• betrifft auch kleinere Unternehmen indirekt, wenn sie in der Lieferkette von größeren Unternehmen stehen, die unter die Einhaltung der CSDDD fallen und deshalb Nachweise über die Nachhaltigkeitsleistung von den Lieferanten und Logistikdienstleistern einfordern werden

Der indirekte Druck durch Kundenanforderungen

Auch wenn nicht alle Unternehmen direkt gesetzlich von der CSDDD betroffen sind, wird der Druck durch Kunden und Geschäftspartner, die diese Richtlinien erfüllen müssen und Nachweise von ihren Lieferenten innerhalb der Lieferkette einfordern, zunehmen. Dies bietet jedoch auch die Möglichkeit, sich durch frühzeitige Anpassungen und transparente ESG-Berichterstattung einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

Für die komplexen Aufgaben, die unterjährig und zum jeweiligen Jahresabschluss erledigt werden müssen, sind digitale Lösungen unerlässlich. Hier spielt beispielsweise die Waves Software-Plattform SMP (Sustainability Management Platform) eine entscheidende Rolle, indem sie Echtzeitdaten und Schnittstellenanbindungen bietet, die den Aufwand für Unternehmen auf ein Minimum reduzieren und gleichzeitig eine Rechtssicherheit herstellen.

Die Richtlinie wird schrittweise implementiert: Ab 2027 für Unternehmen mit über 5.000 Mitarbeitern und 1,5 Milliarden Euro Umsatz, ab 2028 für Unternehmen mit über 3.000 Mitarbeitern und 900 Millionen Euro Umsatz und ab 2029 für alle weiteren betroffenen Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten und einem Nettojahresumsatz von über 450 Millionen Euro.

Chancen trotz Herausforderungen

Trotz des erhöhten Aufwands bietet die CSDDD Unternehmen die Chance, durch verbesserte Praktiken in Umwelt- und Sozialstandards sowie durch Governance-Strukturen nicht nur gesetzliche Anforderungen zu erfüllen, sondern auch das Vertrauen von Kunden und Investoren zu stärken und die eigene Marktposition zu festigen. Die erhöhte Transparenz und Verantwortlichkeit, die von der Richtlinie gefordert werden, können zu einer tieferen und wertvolleren Beziehung zwischen Unternehmen, ihren Lieferanten und Kunden führen.

Die CSDDD stellt eine signifikante Herausforderung, aber auch eine erhebliche Chance für Unternehmen im Transportsektor dar. Durch frühzeitige Anpassung und Investition in nachhaltige Praktiken können Unternehmen nicht nur regulatorischen Anforderungen gerecht werden, sondern auch einen Wettbewerbsvorteil erzielen und zur globalen Nachhaltigkeit beitragen. Unternehmen, die proaktiv handeln, werden nicht nur in der Lage sein, den regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden, sondern auch ihre Marktposition in einer zunehmend nachhaltigkeitsorientierten Welt stärken.

Bildergalerie

  • Armin Neises, Gründer und CEO von Waves, und Laurin Neises, Sustainability Project Manager bei Waves.

    Armin Neises, Gründer und CEO von Waves, und Laurin Neises, Sustainability Project Manager bei Waves.

    Bild: Tania Feller

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