Eigentlich ist es nicht überraschend: Laut Weltwirtschaftsforum (WEF) verursachen Logistik und Transport mehr als 5,5 Prozent aller CO2-Emissionen weltweit, Tendenz steigend. In Deutschland schlagen Abgase aus dem Verkehrssektor mit fast einem Fünftel zu Buche. Kein Wunder: Auch die Menge der transportierten Güter nimmt zu. Traditionell emissionsarme Transportmittel wie Zug und Binnenschiff sind in Deutschland eher unterrepräsentiert. Die meiste Transportleistung passiert auf der Straße. Doch wie ist das mit dem Ziel vereinbar, die Emissionen zu senken und die Logistik grüner zu machen? Neben der Optimierung von Transportwegen und der Nutzung von Elektrofahrzeugen, suchen viele Logistikunternehmen Wege, sich anderweitig, weitreichender und nachhaltiger im Bereich des Umweltschutzes zu engagieren.
5,5 Prozent
aller CO2-Emissionen weltweit verursachen Logistik und Transport – Tendenz steigend.
Quelle: Weltwirtschaftsforum
Bewusst nachhaltig
Einer davon ist Talke. Als eines der führen-den Unternehmen in der Chemielogistik ist sich das Management seiner Verantwortungin Sachen Umweltschutz bewusst. Wie viele global agierende Logistiker will Talke seine CO2-Emissionen kontinuierlich senken und bis 2040 klimaneutral sein. Das Unternehmen setzt sich unter anderem dafür ein, beim Ab- und Umfüllen von Granulaten für die Chemieindustrie so sauber wie möglich zu agieren. Das Unternehmen ist Mitglied von Operation Clean Sweep (OCS). Diese Initiative der Kunststoffindustrie verfolgt weltweit das Ziel, den Austritt von Kunst-stoffgranulaten, -flocken und -pulvern zu verhindern. „Natürlich gehen wir mit all unseren zu verladenden Chemieproduktensehr sorgfältig um“, betont Sonja Becker, Sustainability Manager bei Talke, „undachten mit vielfältigen Maßnahmen darauf, dass die feinsten Granulate nicht in die Umwelt oder ins Wasser gelangen.“ Dazu gehört unter anderem die Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie das Verwenden von speziellen Schläuchen und Abflusssperren. Jedoch habe sich in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sich Talkes Kunden umfassende Selbstverpflichtungen im Hinblick auf den Umweltschutz gegeben haben. Diese werden an die Dienstleister, also auch an die Logistiker, weitergereicht.„Für uns stellt sich die Frage nach dem Warum eigentlich gar nicht. Wir sind uns unserer Verantwortung für eine saubere Umwelt bewusst – und haben diese in unseren Nachhaltigkeitszielen bewusst verankert“,erklärt Becker weiter. Bisher ist Talkes Engagement bei OCS freiwillig und selbstverpflichtend, doch bis Ende 2025 möchte der Logistiker alle seine Niederlassungen OCS-zertifizieren lassen. Becker findet das gut: „Ich glaube, die Branche könnte vielweiter sein, wenn auch das letzte Glied der Lieferkette bereit wäre, Umweltschutz als klares Ziel zu definieren.
Plastikmüll sammeln
Kühne + Nagel ist ein Unternehmen, das weltweit tätig und global aktiv ist. Der Konzern schreibt Nachhaltigkeit groß. Er hat sich das Ziel gesetzt, seine eigenen CO2-Emissionen bis 2030 um 33 Prozent im Vergleich zu 2019 zu reduzieren. Dabei bezieht er auch die Lieferanten und Kundenmit ein. Der Konzern ist Mitglied in zahlreichen Initiativen und ist vielfältige Partnerschaften eingegangen. Nicht immer hat das mit dem Kerngeschäft des Logistikers zu tun. Fast im Verborgenen engagiert sich das Unternehmen bei der Everwave GmbH, die Müllsammelboote und Barrieren einsetzt, um Flüsse und Seen von Plastikmüll zu befreien und so die weitere Verschmutzung der Ozeane zu verhindern. Kühne + Nagel transportiert die Müllsammelboote zu ihren Einsatzgebieten und zurück zur Werft. Kostenlos. „Die Initiative passt zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie. Als das Start-up 2019 an uns herangetreten ist, haben wir uns sehr gerne bereiterklärt, uns zu engagieren“, sagt Matthias Knicky, Mitglied der Geschäftsleitung und verantwortlich für die Seefracht. Denn ohne sauberes Wasser gebe es auch keine nachhaltige Zukunft, fügt er hinzu. „Aktuell hat Everwave drei Boote im Einsatz“, berichtet Daniel Lange, der für die Projektlogistik und damit für den Transport der Boote zuständig ist. „Die sind über 11 Meter lang, 2,50 Meter breit, fast 3 Meter hoch und wiegen 6,5 Tonnen – die passen nichtmehr in einen Container. Innerhalb Europas kommen die Boote auf Tieflader; außerhalb der EU verfrachten wir die Schiffe daher auf einen Flat Rack, also einen Container mit zwei Stirnwänden, aber ohne Seitenwände und Dach.“ Kühne + Nagel unterstützt den Verein ohne Gegenleistung. „Unser Logo ist auf dem Boot sichtbar, aber ansonsten tragen wir dieses Engagement nicht groß nach außen“, gibt Knicky zu. „Wir sind uns bewusst, dass wir als Logistiker per se einen ziemlich großen Anteil am CO2-Fußabdruckder Transportbranche haben. Daher übernehmen wir mit vielen unterschiedlichen Beiträgen Verantwortung für eine sauberere Umwelt und eine nachhaltige Zukunft.
2040
will der Chemielogistiker Talke, der Mitglied von Operation Clean Sweep (OCS) ist, klimaneutral sein.
Quelle: Talke
Konsequent nachhaltig
Doch als Logistiker muss man nicht in aller Welt Kunden haben oder ein globalagierender Konzern sein, um Schritte für mehr Umweltschutz zu tätigen. Reber Logistik hat seine Wurzeln in Rheinland-Pfalz und der Möbellogistik. Mittlerweile besitzt die Unternehmensgruppe zehn Standorte und eine Palette an Dienstleistungen vom Transport über die Produktionslogistik bis zu vielfältigen Logistikservices. „Wir richten seit Jahren alle Bereiche unseres Unternehmenskonsequent nachhaltig aus“, erklärt Geschäftsführer Mirko Kauffeldt. So beziehen alle Standorte des Logistikers, der bis 2035 klimaneutral sein will, ausschließlich Ökostrom. Für die Routenplanung und die Reduzierung von Leerkilometern nutzt Reber Logistik eigene Cloud- und KI-Lösungen.„Wo sinnvoll und möglich setzen wirauf alternative Antriebe. Zu unserem Fuhrpark,der aktuell mehr als 300 Fahrzeugeumfasst, gehören LNG- und CNG-betriebeneLkw, Lang-Lkw, die mit 25,25 Metern Länge eine höhere Auslastung pro Transportkilometerermöglichen, sowie Langauflieger.
Sinnvolles Recycling
Zeitgleich beweist Reber Logistik, dass Recycling beziehungsweise Refitting auch in der Logistik sinnvoll sein kann. „Wir haben uns entschieden, ältere Wechselbrücken nicht zu verschrotten, sondern einem Refit zu unterziehen. Damit hauchen wir den Brücken ein zweites Leben ein und verlängern die Lebenszeit erheblich“, sagt Kauffeldt, für den die Dekarbonisierung der Lieferketten eine strategisch unverzichtbare Managementaufgabe ist. Er ist überzeugt davon, dass künftig die Markt- und Wettbewerbsfähigkeit einer logistischen Dienstleistung wesentlich von Nachhaltigkeitsfaktoren und Maßnahmen zur Reduzierung von CO2-Ausstoß mitbeeinflusst werden. Die Mitarbeitenden spielen für Reber Logistik dabei eine wichtige Rolle. Nicht nur im Betrieb, sondern auch als Multiplikatoren. In Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen vermittelt der Logistiker den sparsamen Umgang mit Ressourcen. Als praktischen Ansatz für die Sensibilisierung der Mitarbeitenden gibt es etwa Baumpflanzaktionen. „Für uns ist Nachhaltigkeit mehr als ein Modewort, es ist eine Verpflichtung. Durch gemeinsames Handeln wollen wir Vorbild sein und zeigen,dass ökologisches und wirtschaftliches Handeln im Einklang stehen können“, betont der Geschäftsführer. „Die Logistik ist unsere Welt – sie zu schützen ist unsere Aufgabeund unser Antrieb.“