Baustelle: Auf einem 17.000 Quadratmeter umfassenden Grundstück an der Autobahn A1 baut Sterac derzeit eine 10.000 Quadratmeter große Halle mit Platz für 25.000 Paletten.

Bild: Nicole de Jong

Maßstab für grünes Wachstum

17.09.2024

Sterac Transport & Logistik möchte mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur ökologische Ziele erreichen, sondern sich auch wirtschaftliche Vorteile sichern. Ein Element dabei ist die Erzeugung und Speicherung von Strom.

Sterac Transport & Logistik ist fest in der Metropolregion Hamburg verwurzelt und legt großen Wert auf nachhaltiges Wachstum. Das mittelständische, familiengeführte Logistikunternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Braak östlich der Hansestadt baut derzeit mit seiner Halle 8 eine neue Logistikimmobilie, die nicht nur die Lagerkapazitäten deutlich erweitert, sondern auch weitere Nachhaltigkeitsstandards setzt. Die Halle wird eine Photovoltaik-(PV-)Anlage mit einer Leistung von 300 Kilowatt-Peak und einem Stromspeicher mit 160 Kilowatt bekommen.

Eigener Strom für Eigenbedarf

Ziel ist es, möglichst viel des selbst produzierten Stroms auch selbst zu verbrauchen. Zumal ein Teil der neuen Immobilie als Kühlhalle konzipiert ist. „Wir brauchen die Energie für uns. Mit dem Zwischenspeicher müssen wir weniger Strom extern zukaufen“, betont Stefan Minhorst, Mitglied der Geschäftsleitung. Der Einkauf sei drei- bis viermal so teuer. Und den eigenen Strom ins Netz einzuspeisen, lohne auch nicht. „Wir haben mal 11 Cent bekommen, jetzt sind es nur noch 8 Cent“, sagt er.

Auf einem 17.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Autobahn A1 nördlich vom Kreuz Stapelfeldt wird derzeit die 10.000 Quadratmeter große Anlage mit Platz für 25.000 Paletten errichtet. Sie wird nach dem Kfw-40-Standard gebaut, das heißt so nachhaltig, dass sie 40 Prozent weniger Energie verbraucht als konventionelle Gebäude. Intelligente Beleuchtungssysteme, Fußbodenheizung und Wärmetauschpumpen sorgen für ein verbessertes Energiemanagement.

Überdies entstehen zwei separate Ebenen für Value Added Services wie Displaybau oder Etikettieren der Ware sowie Büroräume und ein großes Auditorium für Firmen-, Kunden- oder sonstige Veranstaltungen mit jeweils 1.500 Quadratmeter Fläche. Für den Warenein- und -ausgang sowie Cross-Dock stehen etwa 2.000 Quadratmeter zur Verfügung. Halle 8 soll im ersten Quartal 2025 ihren Betrieb aufnehmen.

Der Neubau wird mit 15 Verladetoren und einer Kühlung im Temperaturbereich von 12 bis 18 Grad Celsius für rund 6.000 Paletten ausgestattet. Es wurde zudem eine spezielle Folie ähnlich einer Wanne in den Hallenboden eingebracht, welche die Wassergefährdungsklassen (WGK) 1 und 2 erfüllt und verhindert, dass auslaufende Flüssigkeiten ins Erdreich gelangen. Alle Zu- und Ausgänge werden mit Schotts versehen, die automatisch schließen, sobald Flüssigkeit austritt.

Die Halle 8 erhält eine Fußbodenheizung, damit es auch im Winter nicht kälter als 15 Grad wird. Darüber hinaus wird sie für künftige Automatisierungsprozesse wie autonome Stapler und Reinigungsroboter vorgerüstet. „Die Konzepte dafür liegen in der Schublade“, sagt Minhorst. Für die Kühlung und die Vorkehrungen zur Einlagerung von Stoffen aus den Wassergefährdungsklassen hat sich die Geschäftsführung erst relativ spät in der Planungsphase entschieden, weil sie festgestellt hat, dass sich die Nachfrage für Standardgüter nur langsam entwickelt. „Damit wollen wir uns abheben, noch breiter aufstellen und andere Kunden erreichen“, betont er. Man habe vernünftig kalkuliert und hoffe nun, dass auch die Wirtschaft wieder anspringt. „Wir denken langfristig. Durch unsere Lage in der Metropolregion Hamburg und die künftige feste Fehmarnbeltquerung werden sicherlich weitere Warenströme entstehen“, fügt Minhorst hinzu.

Regeneratives Energiekonzept

Das in zweiter Generation familiengeführte Unternehmen hat bereits drei Hallen mit einem regenerativen Energiekonzept gebaut und Teile der bestehenden Immobilien umgerüstet, um seinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. „Wir haben bereits 2016 damit angefangen, weil wir davon überzeugt sind“, sagt Nicola Rackebrandt, geschäftsführende Gesellschafterin von Sterac. Seitdem erzeugt das Unternehmen Strom mit eigenen PV-Anlagen auf den Hallendächern mit bislang etwa 700 Kilowatt-Peak und Wärme mit Luftwärmepumpen.

„Als Stromspeicher dient ein doppelter Satz an Staplerbatterien, die immer zwischen 10 und 16 Uhr geladen werden“, erläutert Rackebrandt. Nach Schichtende werden die Stapler aus dem Speicher aufgeladen. Die 26 Firmen-Pkw sind alle elektrifiziert und können an 20 Ladepunkten, verteilt an den Hallen, mit sauberem, selbst produziertem Solarstrom geladen werden. Mitarbeiter, die privat E-Autos fahren, können diese dort während ihrer Arbeitszeit ebenfalls laden. Aber auch Kunden stehen die Ladesäulen zur Verfügung.

Halle 8 wird weitere acht Ladepunkte bekommen. Für Halle 6 mit 6.000 Quadratmeter Fläche, die Sterac 2022 in Betrieb genommen hat, wurde ein 67-Kilowatt-Stromspeicher angeschafft, um ein effizientes Laden der Hochregalstapler zu realisieren. „Mit dem Speicher erreichen wir für drei bis vier Monate einen Autarkiegrad von fast 100 Prozent, ohne Speicher sind es nur knapp 80 Prozent“, sagt Rackebrandt.

150.000 Euro Kostenersparnis

Bei allen Investitionen in die Nachhaltigkeit steht immer auch die Wirtschaftlichkeit im Fokus. Sterac produziert 51 Prozent des benötigten Stroms mit den PV-Anlagen selbst, 49 Prozent bezieht das Unternehmen aus dem Netz. „Wir sparen dadurch im Jahr Energiekosten in Höhe von 100.000 Euro ein“, berichtet Rackebrandt. Dazu komme eine Ersparnis von 50.000 Euro an Dieselkosten für die 26 Firmen-Elektro-Pkw.

„Trotzdem müssen wir die Investition gegenrechnen“, sagt sie. Der Vorteil als Mittelständler sei aber, in 10-, 15- oder 20-Jahres-Schritten denken zu können. „Nach einem definierten Zeitraum rechnet sich eine Investition für uns.“ Wenn es irgendwann noch besser gelingt, mehr Strom zu speichern, wird die Amortisation schneller erreicht. „Unsere Halle 8 bekommt schon einen sehr viel größeren Speicher. Die Batterien – auch die der Flurförderzeuge – werden immer besser“, beobachtet Minhorst. Sie halten nicht mehr nur 12, sondern 60 Stunden, und die Ladezyklen werden kürzer. „Das kommt uns natürlich entgegen“, fügt er hinzu. (tof)

Bildergalerie

  • Sterac-Geschäftsführer Stefan Minhorst mit Nicola Rackebrandt, geschäftsführende Gesellschafterin.

    Sterac-Geschäftsführer Stefan Minhorst mit Nicola Rackebrandt, geschäftsführende Gesellschafterin.

    Bild: Nicole de Jong

Firmen zu diesem Artikel
Verwandte Artikel