Photovoltaikanlagen erzeugen klimafreundliche Energie und zahlen auf die Nachhaltigkeitsstrategie von Nutzern wie Eigentümern von Logistikimmobilien ein. Bei verringerter Sonneneinstrahlung geht allerdings auch die Stromproduktion zurück, bei intensiven Einsätzen ist daher eine kostspielige Reststromversorgung notwendig. Batteriespeicherlösungen begegnen dieser Herausforderung, indem sie Überschüsse speichern und diese zur Verfügung stellen, wenn die Sonne wenig oder sogar überhaupt nicht scheint. In Dorsten in Nordrhein-Westfalen ist seit Juni dieses Jahres zu sehen, wie das in der Praxis gelingen kann: Für das Projekt von Delta Development hat das niederländische Unternehmen Sunrock dort erstmalig eine Batteriespeicherlösung auf dem deutschen Markt in Betrieb genommen.
Alle Wirtschaftsbereiche müssen sich mit der Herausforderung der Dekarbonisierung auseinandersetzen. Neben einer größeren Sensibilisierung für Umweltthemen liegt dies zunehmend an wirtschaftlichen und regulatorischen Faktoren: Unternehmen sind angehalten, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, um den nationalen wie internationalen Klimazielen gerecht zu werden und die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Speziell im Logistikimmobilien-Segment können Photovoltaikanlagen dabei eine zentrale Rolle spielen: Die groß dimensionierten und ebenen Dachflächen bieten sich für die Installation von PV-Anlagen an. Die fossilfrei erzeugte Energie deckt einen Teil des Strombedarfs des Immobiliennutzers. Da Umlagen entfallen, bietet die Stromabnahme vom eigenen Dach zudem finanzielle Vorteile. Nicht zuletzt profitieren Eigentümer vom gestiegenen Wert der Immobilie und einer besseren ESG-Einstufung.
Schwankende Energiebedarfe
Eine Herausforderung jedoch bleibt: Nicht immer gehen die Energieverbräuche im Betrieb des Mieters damit einher, wie intensiv die Sonne gerade scheint. Die Stromproduktion einer PV-Anlage ist tagsüber am höchsten, während Energiespitzen auch abends oder nachts auftreten können – abhängig von der Einsatzintensität, die bei einem Rund-um-die-Uhr-Betrieb tageszeitenunabhängig auftreten können. Damit sind Mieter im Bedarfsfall darauf angewiesen, Strom in sonnenarmen Zeiten zuzukaufen, während Stromüberschüsse zu sonnenintensiven Zeiten in das öffentliche Netz eingespeist werden müssen. Eine Lösung hierfür sind Batteriespeichersysteme. In den letzten zehn Jahren ist ihr Marktpreis stark gesunken. Faktoren wie die wachsende Nachfrage nach Elektromobilität und Energiespeichern sowie technologische Fortschritte haben dafür gesorgt, dass die Speicherung von Energie wirtschaftlich rentabel und immer öfter nachgefragt wird.
Versorgung mit grüner Energie
Die Kombination von PV-Anlagen mit Batteriespeicherlösungen bietet vor allem einen Vorteil: Die Immobilie wird kontinuierlich mit Solarstrom versorgt. Die Speicherlösung hält überschüssige Energie, die die PV-Anlage am Tag produziert, vor, und stellt sie bei Bedarf zur Verfügung – etwa am Abend oder bei höherem Energiebedarf. Wie das genau funktioniert, zeigt sich im nordrhein-westfälischen Dorsten. Das von Delta Development errichtete Pilotprojekt erhielt bereits im vergangenen Jahr eine PV-Anlage von Sunrock, Anbieter von Solarenergielösungen. Der größte Akteur in Europa, der bereits über 5 Millionen Quadratmeter Dachfläche mit Photovoltaikanlagen ausgestattet hat, nahm dort im Juni nun ein „Battery Energy Storage System” (BESS) in Betrieb. Dieses verfügt über eine Kapazität von 1.000 Kilowattstunden und speichert die von den Solarmodulen erzeugte Energie, die nicht sofort im Betrieb verbraucht wird.
Die Batteriespeicherlösung besteht aus Lithium-Eisenphosphat-Speichern sowie einem intelligenten Energiemanagementsystem (EMS). Letzteres nutzt Algorithmen und maschinelles Lernen, um kontinuierlich die Energieproduktion und den Verbrauch zu überwachen. Dadurch kann es die Energieflüsse so steuern, dass die Nutzung des grünen Stroms maximiert wird. Das Speichersystem rundet das Maßnahmenpaket für das Projekt von Delta Development ab. Dieses entwickelte das Unternehmen als „The Levi Strauss & Co. European Distribution Center“ für den Jeansbekleidungshersteller.
Herausfordernde Entwicklung
Vom Beginn der Planungen bis zum Go-Live galt es jedoch einige Herausforderungen zu meistern. So mussten zuerst die spezifischen Anforderungen des Standorts und die vorhandene Infrastruktur geprüft werden. Sunrock stimmte sich dafür eng mit allen Stakeholdern ab, um sämtliche Aspekte – von den technischen Spezifikationen bis hin zu regulatorischen Vorgaben – zu berücksichtigen. So war etwa die Entwicklung eines Messkonzeptes erforderlich. Dieses bildet die Kombination des Batteriesystems mit der PV-Anlage ab und wird vom Netzbetreiber auf Konformität mit dem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) und den Anschlussvoraussetzungen geprüft. Auch die Entwicklung und, parallel zur Bauphase, die Implementierung des EMS, das in Echtzeit auf Änderungen in der Energieproduktion und -nachfrage reagieren muss, übernahm Sunrock. Schließlich begleitete das Unternehmen die Inbetriebnahme des Systems mit umfangreichen Testläufen, um die stabile Funktionsweise der Anlage sicherzustellen.
Wie die PV-Anlage bleibt auch der Energiespeicher Eigentum von Sunrock, damit stellt das Unternehmen die Komponenten, zudem inspiziert es das System regelmäßig und übernimmt Wartung sowie Instandhaltung. Die integrierte Fernüberwachung ermöglicht zudem, den Zustand und die Leistung der Batterien auch aus der Distanz kontinuierlich zu überprüfen. Kommt es zu Abweichungen oder treten Probleme auf, kann Sunrock schnell eingreifen und Wartungsarbeiten durchführen. Der größte Nutzen für eine klimaneutrale Energieversorgung ergibt sich zwar aus der Kombination von BESS und einer PV-Anlage, Sunrock bietet die Batteriesysteme jedoch auch als eigenständige Lösung an.
Batteriespeicher der Zukunft
In den Niederlanden gehören Batteriespeicherlösungen schon länger zum Portfolio des Unternehmens. Dort geht der Trend bereits in Richtung der Kombination von Energielösungen mit PV-Anlagen. Zu den Treibern zählen die wachsende Volatilität auf dem Energiemarkt und die zunehmende Elektrifizierung von Logistikimmobilien–Entwicklungen, die sich auch auf europäischer Ebene abzeichnen. Mit dem Projekt in Dorsten läutet das Unternehmen die Ausweitung seines Angebots von Solarstromlösungen auch in Deutschland ein. Wie es in Sachen Batteriespeichertechnik weitergehen könnte, zeichnet sich ebenfalls ab: Natrium-Ionen-Speicher sind kostengünstiger und haben eine längere Lebensdauer als die bisher etablierten Lösungen. (tof)