Das vierköpfige Gründerteam des Start-ups Logistikbude sieht den Mangel an Digitalisierung in der Branche als Potenzial für Innovationen (v.l. Jan Möller, Dr. Philipp Wrycza, Patrik Elfert und Michael Koscharnyj).

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Logistikbude: „In der Logistik kann man viel mit Logik lösen"

26.07.2023

An dieser Stelle präsentieren wir unseren Lesern regelmäßig junge Unternehmen aus der Logistik- und Transportbranche. Wie kommt man dazu ein Start-up zu gründen, was bewegt junge Unternehmer und wie verändert sich die Branche? Das Start-up Logistikbude aus Dortmund beschäftigt sich mit Software in der Logistik und hat sich zur Aufgabe gemacht, das Management von Mehrweg-Objekten zu digitalisieren.

Warum haben Sie ein Start-up in der Logistik gegründet und dabei den Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit gelegt?

Weil sich in unserem Bereich, also dem Management von Mehrweg, Nachhaltigkeit hervorragend mit Wirtschaftlichkeit kombinieren lässt. Gleichzeitig haben wir beobachtet, dass es in vielen Bereichen der Wirtschaft sofort nutzbare Standardsoftware gibt, in der Logistik jedoch die meisten Unternehmen komplizierte historisch gewachsene Systeme einsetzen. Dies führt zu aufwändiger Kommunikation mit Partnern und macht es schwer Personal zu finden. Unser Ziel ist es daher, einfach zu bedienende und sofort nutzbare Software anzubieten, die gleichzeitig einen Beitrag zur Nachhaltigkeit liefert.

Welches Problem bei der Nachhaltigkeits-Transformation von Unternehmen entlang der Lieferkette lösen Sie?

Wir digitalisieren das Management von Mehrweg-Objekten wie Paletten, Behältern und Gestellen. Dadurch werden Bestände und Schwund reduziert, was wiederum dazu führt, dass bestehende Objekte länger genutzt werden und weniger neu produziert werden müssen. Gleichzeitig reduzieren wir durch unseren Netzwerkansatz Transportstrecken für Leergut und sparen damit ebenfalls CO2. Wir lösen das Ganze mit einer Standard-Software, die ohne individuelle Entwicklung sofort eingesetzt werden kann.

Wo haben etablierte Logistikdienstleister bei der Nachhaltigkeitstransformation den größten Nachholbedarf?

In unseren Augen liegt der größte Aufholbedarf im Bereich der Digitalisierung. Wir beobachten, dass in vielen Unternehmen noch papierbasierte Prozesse vorherrschen und alte IT-Systeme oder sogar Excel eingesetzt werden. Das führt dazu, dass Unmengen an Papier verbraucht werden und Optimierungen unmöglich sind, da es keine vernünftige Datenbasis gibt.

Welchen Sektor/Teil der Logistik adressiert Ihr Unternehmen konkret?

Unsere Kunden sind in der Regel Logistikdienstleister und Produktionsunternehmen. Wir haben aber auch Kunden im Bereich Handel, B2C-Mehrweg - zum Beispiel Becher oder Geschirr - und in der Letzte-Meile-Logistik. Dabei sind für uns jene Unternehmen relevant, die Mehrweg-Objekte unternehmensübergreifend einsetzen und eine gewisse Größe haben. Keine Rolle spielt hingegen, welche Art von Mehrweg die Unternehmen nutzen, da wir hier einen unabhängigen Ansatz fahren.

Wer sind Ihre Partner und Kunden?

Wir haben aktuell eine zweistellige Kundenzahl und darunter Produktions- und Logistikunternehmen verschiedener Größe. Partnerschaften haben wir mit Microsoft bei der Cloud-Infrastruktur und der Telekom im Bereich IoT.

Welches Marktpotenzial für Nachhaltigkeitslösungen in der Logistik beziehungsweise entlang der Lieferkette sehen Sie?

Ich glaube ähnlich hoch wie in den meisten Branchen. Neben dem Wunsch vieler Unternehmen nachhaltiger zu werden, beobachten wir auch, dass nachhaltige Lösungen häufig auch einen positiven Impact auf die Wirtschaftlichkeit und die Mitarbeiterzufriedenheit haben. Zudem wird man als Unternehmen perspektivisch nicht mehr die Wahl haben, ob man nachhaltig sein will, sondern es wird vom Gesetzgeber vorgeschrieben. So arbeitet die EU gerade an einer Order, die vorschreibt Transporte im B2B ausschließlich auf Mehrweg-Objekten durchzuführen.

Wo kann Ihr Unternehmen selbst noch nachhaltiger werden?

Wir betreiben unsere Software auf Servern der Firma Microsoft. Diese benötigen natürlich Strom und aktuell kommt nur ein gewisser Teil dieses Stroms aus erneuerbaren Energien. Daher freut es uns sehr, dass Microsoft intensiv daran arbeitet dies vollständig auf grünen Strom umzustellen.

Ist eine klimaneutrale Logistik ein realistisches Zukunftsszenario? Wann könnte es so weit sein?

Für unseren Bereich glaube ich, dass es möglich ist, bestehende Mehrweg-Objekte viel länger zu nutzen und dadurch die Neuproduktion deutlich zu reduzieren. Gleichzeitig können durch die Digitalisierung dieser Prozesse Papier und unnötige Leergut-Transporte eingespart werden. Das Wichtigste ist jedoch, dass man anfängt, ausreichend Daten zu erheben, denn nur so kann man den Fortschritt auch seriös messen.

Welche Frage hätten wir euch noch stellen sollen? Und wie hätte eure Antwort darauf gelautet?

Warum findet ihr die Logistik spannend?

Die Logistik verbindet nahezu alle Unternehmen miteinander. Dadurch bekommt man sehr viele Einblicke in die unterschiedlichen Branchen. Darüber hinaus kann man, wie der Name schon sagt, in der Logistik viel mit Logik lösen und durch den Mangel an Digitalisierung bietet die Branche großes Potenzial für Innovationen und neue Technologien.

Fakten zum Unternehmen

• Unternehmen: Logistikbude GmbH
• Sitz: Dortmund
• Gründung: 2021
• Mitarbeiterzahl: 11
• Branche: Software in der Logistik

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