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Bild: FERNANDO MO/iStock

Boom bei erneuerbaren Energien

25.11.2024

Der Klimaschutz-Index 2025 von Germanwatch und NewClimate Institute zeigt, dass viele emissionsstarke Länder sich um den Ausbau erneuerbarer Energien und der Elektrifizierung bemühen. Eine konsequente Abkehr von fossiler Energie ist allerdings noch nicht erreicht.

In fast allen emissionsstarken Staaten sind Elektrifizierung und erneuerbare Energien stark im Aufstieg. Das ist dem Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index – CCPI) 2025 zu entnehmen, der während der UN-Klimakonferenz in Baku veröffentlicht wurde. In viel zu wenigen Staaten führt der Ausbau erneuerbarer Energien zu einer konsequenten Abkehr von fossilen Energien, insbesondere von Gas, heißt es weiter. Die vier Letztplatzierten im CCPI – Iran, Saudi-Arabien, Vereinige Arabische Emirate und Russland – gehörten zu den größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Der Anteil Erneuerbarer in ihrem jeweiligen Energiemix liege unter drei Prozent. „Dort ist keine Abkehr vom fossilen Geschäftsmodell erkennbar“, sagt Niklas Höhne vom New Climate Institute und Co-Autor vom CCPI.

„Während 61 von den 64 untersuchten Staaten den Anteil erneuerbarer Energien in den vergangenen fünf Jahren ausgebaut haben, haben 29 Staaten noch immer einen schlechten oder sehr schlechten Emissionstrend“, erklärt Jan Burck von Germanwatch und Hauptautor des CCPI. Trotzdem deuten viele Anzeichen darauf hin, dass sich die Welt am Wendepunkt befindet. „Der Höhepunkt der weltweiten Emissionen ist in greifbarer Nähe, Nun kommt es darauf an, dass wir in einen schnellen Sinkflug kommen“, schätzt Höhne die derzeitige Lage ein. Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus könnte allerdings ein Bremsklotz für diese Entwicklung werden. „Der Index zeigt eindrucksvoll, wie groß der Widerstand der fossilen Lobby ist. In den USA war sie mitentscheidend dafür, Trump zurück ins Weiße Haus zu hieven“, sagt Höhne.

Deutschland mit Fortschritten beim Emissionstrend

Auch in Deutschland sei das Bild nicht eindeutig. Es gebe zwar klare Fortschritte im Ausbau der erneuerbaren Energien, aber das zeige sich fast ausschließlich im Strommix. „In den Problembereichen Verkehr und Gebäude kommt die Elektrifizierung bisher zu wenig an“, bemängelt Burck. Aus diesem Grund hat sich die Platzierung Deutschlands im Vergleich zum Vorjahr um zwei Plätze verschlechtert und wird nur noch als „mäßig“ und nicht mehr als „gut“ eingestuft. Weitere Gründe seien ein verwässertes Klimaschutzgesetz und drohende Haushaltskürzungen, fügt Thea Uhlich von Germanwatch und Co-Hauptautorin des CCPI hinzu.

Auf der anderen Seite gebe es aber auch deutliche Fortschritte, zum Beispiel beim Bürokratieabbau beim Ausbau der Erneuerbaren, so Uhlich. Zudem rechte es bei der Emissionsentwicklung für eine Platzierung in den Top Ten. „Die nächste Bundesregierung sollte die Chance ergreifen, den Trend mit wirksamen Maßnahmen im Verkehrs- und Gebäudebereich zu beschleunigen“, empfiehlt die Co-Hauptautorin.

Dänemark der Vorreiter und Großbritannien auf Achterbahn-Kurs

Während Dänemark das vierte Jahr in Folge der Vorreiter beim Klimaschutz ist, ist Großbritannien als einer der größten Absteiger des Vorjahres in diesem Jahr einer der größten Aufsteiger (von Platz 20 auf Platz 6). Laut des CCPI hat der Regierungswechsel in Großbritannien stark zu einer ambitionierteren Klimapolitik geführt. Das Regierung hat den Kohleausstieg in diesem Jahr abgeschlossen und zugesagt, keine neuen fossilen Projekte zu genehmigen.

Bei Dänemark als Vorreiter reicht es mit der Bewertung „gut“ allerdings nur für den vierten Platz. Laut den Autoren des CCPI tue auch das beste Land noch nicht genug zum Erreichen der Pariser Klimaziele.

Hintergrund zum Klimaschutz-Index

Der von Germanwatch und NewClimate Institute veröffentliche Klimaschutz-Index (Climate Change Performance Index, CCPI) ist eine Rangliste von 63 Ländern plus EU gesamt. Die vier bewerteten Kategorien sind: Treibhausgasemissionen (40 Prozent), Erneuerbare Energien (20 Prozent), Energieverbrauch (20 Prozent) und Klimapolitik (20 Prozent). Er wird seit 2005 jährlich veröffentlicht.

Die EU als Ganzes kann ihre Vorjahresplatzierung ungefähr halten. Sie ist nun auf dem 17. Platz, aber damit nur noch unter den als „mittelmäßig bewerteten Staaten. Positiv fällt auf, dass kein einziges EU-Land als „sehr schlecht“ bewertet wird. Den Autoren zufolge konnte Polen sich nach dem Regierungswechsel aus dieser Kategorie lösen (von Rang 55 auf 47). Während aber noch immer elf EU-Staaten als „schlecht“ bewertet werden, schaffen es nur sechs in die Kategorie „gut“.

Größte Absteiger: Schweiz, Finnland, Argentinien

Zu den größten Absteigern gehören die Schweiz (minus 12 Plätze auf 33), Finnland (minus 11 auf 37) und Argentinien (minus 6 auf 59). Alle drei Länder haben vor allem bei der Bewertung der Klimapolitik erheblich schlechtere Noten bekommen. Argentiniens neuer Präsident Milei leugne sogar den menschgemachten Klimawandel. Entsprechend sei sein Land in der Bewertung der Klimapolitik unter die letzten Fünf gerutscht und im Gesamttableau unter die letzten Zehn, heißt es in dem Bericht.
Die größten Emittenten weltweit, China (Platz 55) und die USA (Platz 57), erhalten die Bewertung „sehr schlecht“. Die Wahl von Donald Trump sei sicher keine gute Nachricht, aber wie stark eine künftige Trump-Regierung die Klimapolitik zurückwerfen wird, bleibe abzuwarten, so Höhne. „Auch Trump kann den Boom der erneuerbaren Energien nicht aufhalten“, betont der Co-Autor.

„In China erleben wir einen beispiellosen Boom bei den erneuerbaren Energien und der Höhepunkt der Emissionen scheint nahezu erreicht zu sein“, sagt Burck. Aber um die immensen Emissionen des Landes nachhaltig und zügig zu senken, brauche es jetzt eine klare Abkehr von fossilen Energien. Die sei noch nicht zu erkennen – das könne sich aber mit dem bevorstehenden neuen Fünf-Jahres Plan ändern, führt der Hauptautor aus.

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