Da der Transport eine der kostenintensivsten und hinsichtlich der CO2-Emissionen stark belastenden Bereiche ist, beschäftigt sich Rewe intensiv mit alternativen Antriebsmöglichkeiten für die eigene Lkw-Flotte. „Wir beobachten den sich schnell wandelnden Markt sehr genau, haben den Mut, neue Technologien auszuprobieren und sind bereit, eine Vorreiterrolle einzunehmen“, erklärt Jochen Vogel, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Rewe Nord.
Die Rewe Group hat ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele für die gesamte Gruppe formuliert, zu der unter anderem auch der Discounter Penny oder Toom Baumarkt gehört. Für Rewe selbst gibt es sechs Zweigniederlassungen in Deutschland, die in ihrer Region etwa für den Einkauf, das Marketing, Controlling und den Vertrieb zuständig sind. „Die Nachhaltigkeitsmaßnahmen können sich je nach regionalen Gegebenheiten und Infrastruktur unterscheiden“, sagt Vogel. Während in den Regionen Nord und West jeweils ein Wasserstofffahrzeug im Testeinsatz ist, fahren in der Region Ost bereits 12 E-Lkw für den Lebensmitteleinzelhändler. Neben der Transformation des Fuhrparks arbeitet das Handelsunternehmen auch an der Optimierung seiner Lieferketten und der Verbesserung der Effizienz seiner Logistikprozesse.
In der Region Nord setzt Rewe seit einigen Monaten ein Fahrzeug des Wasserstoff-Lkw-Vermieters Hylane ein, welches die Märkte mit Ware zwischen Henstedt-Ulzburg und Schleswig-Holstein und Teile von Hamburg versorgt. Bisher zeigt sich Vogel sehr zufrieden: „Wir fühlen uns hervorragend von Hylane betreut. Von Anfang an waren sie bereit, gemeinsam mit uns innovative Schritte zu gehen, und zeigen kontinuierlich großes Interesse daran, unser Projekt weiter zu fördern und zu entwickeln.“
Komplexe Konfiguration
Für Hylane-Geschäftsführerin Sara Schiffer ist die Zusammenarbeit etwas Besonderes: „Rewe setzt das komplexeste Fahrzeug in unserer Flotte ein: einen Gliederzug, bei dem sowohl der Aufbau als auch der Anhänger mit einer Kühlanlage ausgestattet sind. Für die Brennstoffzelle bedeutet dies, dass sie neben der Energie für das Fahrzeug auch die Energie für die Kühlung liefern muss.“ Die komplexe Konfiguration des Fahrzeugs war für alle Beteiligten eine Herausforderung. Neben Rewe und Hylane waren auch Fahrzeughersteller Hyundai, der Aufbauhersteller Schmitz Cargobull und Carrier eingebunden.
Der Lkw hat eine Reichweite von rund 400 Kilometern, je nach Temperatur kann er in nur acht bis 20 Minuten vollständig betankt werden. Insgesamt kann das Fahrzeug rund 60 Rollbehälter oder circa 36 Paletten fassen. Der Einsatz des Wasserstoff-Fahrzeugs ist Teil des gruppenweiten Tests alternativer Antriebe. Aufbauend auf den Testergebnissen kann sich Vogel vorstellen, die Zusammenarbeit mit Hylane auszuweiten.
Für Hylane hat die Zusammenarbeit mit Rewe auch bereits wichtige Erkenntnisse gebracht. „Die Brennstoffzellen-Technologie hat sich als äußerst belastbar, stabil und flexibel erwiesen und erfüllt damit die hohen Anforderungen von Rewe. Eine besonders wichtige Erkenntnis ist, dass unsere Fahrzeuge auch im Anhängerbetrieb und mit Kühlanlage Reichweiten von über 400 Kilometern erreichen“, stellt Schiffer klar.
Für die Transformation der Rewe-Flotte hält Vogel den Infrastrukturausbau als entscheidenden Faktor: „Entscheidend wird sein, wie sich das Tankstellennetz in der Region beziehungsweise in der Bundesrepublik entwickelt.“ Zudem müsse die langfristige Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge und der Antriebe noch erprobt werden. Mit seinem Unternehmen will Vogel die Transformation vorantreiben: „Rewe wird auch hier Vorreiter sein und steht offen sowie sehr interessiert für die Entwicklung hin zur klimaneutralen Auslieferung.“