Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius (links) kommt zum Spitzentreffen von Vertretern der Autoindustrie mit Kanzler Scholz im Bundeskanzleramt. (Foto: picture alliance/dpa/Bernd von Jutrczenka)

Treffen im Kanzleramt löst Diskussion um E-Mobilität aus

01.03.2023

Wie kann der Verkehr klimafreundlicher werden? Die Bundesregierung setzt einige Hoffnung in Elektroautos. Doch es gibt Kritik an der Ladeinfrastruktur. Die Bundesregierung sieht vor allem die Wirtschaft am Zug.

Anlässlich eines Spitzentreffens im Kanzleramt am Dienstagnachmittag ist eine Diskussion um das Tempo der Umstellung auf Elektroautos aufgeflammt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der „Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft“ bekräftigten nach Angaben der Bundesregierung das Ziel, bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf die deutschen Straßen zu bringen. Zuvor hatte es Kritik am Tempo gegeben.

„Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sich einig, dass ein rascher Hochlauf der E-Mobilität erforderlich ist, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Dienstag nach dem Treffen in einer schriftlichen Mitteilung. Die Bundesregierung verwies auf den bereits im Herbst vorgestellten Masterplan zum Ausbau des Ladenetzes für Elektroautos. „Beim Aufbau und Betrieb von Ladeinfrastruktur ist nun in erster Linie die Energie- und Automobilwirtschaft gefordert“, sagte Hebestreit. Auch die Lkw-Ladeinfrastruktur soll vorankommen.

An der Gesprächsrunde hatten neben Kanzler Olaf Scholz (SPD) mehrere Minister sowie unter anderem Vertreter der Auto- und Mobilitätsbranche, Arbeitnehmern, Wissenschaft, Ländern und Kommunen teilgenommen. Erst nach der Zusammenkunft veröffentlichte die Bundesregierung die genaue Teilnehmerliste. Organisationen wie Lobbycontrol hatten die starke Beteiligung der Autobranche kritisiert. „Eine klimafreundliche Verkehrswende braucht mehr Bahn und weniger Autos. Damit sollte sich der nächste Mobilitätsgipfel befassen“, forderte Marissa Reiserer von Greenpeace.

„Wir sind in allen wesentlichen Zielgrößen, die sich die Bundesregierung selber gesetzt hat, deutlich im Verzug“, hatte IG-Metall-Chef Jörg Hofmann zuvor im „Deutschlandfunk“ kritisiert. Bürgerinnen und Bürger seien noch vorsichtig bei der Anschaffung von Elektroautos. Dies liegt aus seiner Sicht vor allem an der nicht ausreichenden Ladeinfrastruktur, die ein großes Hemmnis darstelle.

Ladeinfrastruktur müsse auch da entstehen, wo sie wirklich benötigt werde wie auf dem Land, und nicht nur dort, wo es sich lohne. Der IG-Metall-Vorsitzende sprach von Zögerlichkeit der Automobilindustrie und bei Plänen, die sich die Politik selbst gesetzt habe.

Der Umstieg auf E-Autos wird nach einer Verbraucherumfrage der Unternehmensberatung Deloitte von steigenden Kosten und fehlender Infrastruktur gebremst. Trotz wachsender Modellauswahl würden nur 16 Prozent der Befragten beim nächsten Autokauf einen reinen Stromer nehmen. Ende 2021 lag der Anteil demnach bei 15 Prozent. (dpa/cs)

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