Das neue Gateway Terminal in Duisburg: im Vordergrund die Zufahrt mit der neuen Brücke.

Bild: Duisport

Teuer – aber klimaneutral

20.06.2024

Es ist eine der modernsten Anlagen im Hinterland in Europa: das Gateway Terminal in Duisburg. Im September 2024 ist die Eröffnung geplant. Im Endausbau soll die Umschlagkapazität bis zu 1 Million TEU betragen.

Eines der wichtigsten Zukunftsprojekte im Duisburger Hafen nimmt den Betrieb auf: Das Duisburg Gateway Terminal (DGT) auf der ehemaligen Kohleinsel in Duisburg-Hochfeld wird im September 2024 eröffnet, wie der Sprecher des Duisburger Hafens, Andreas Bartel, bestätigt.

Erste Verkehre in dem neuen Terminal für den Kombinierten Verkehr (KV) könnten bereits im Juli abgewickelt werden. In Betrieb geht zunächst ein erster Teilbereich. Die endgültige Fertigstellung ist für die Jahre 2026/2027 geplant. Auf einer Fläche von 235.000 Quadratmetern wird das DGT dann über sechs Krananlagen, zwölf Ganzzuggleise, vier Lösch- und Ladeplätze für Binnenschiffe sowie reichlich Stellplätze für Container verfügen. Die Besonderheit: Das DGT wird dann komplett klimaneutral betrieben.

Transformation geglückt

„Mit der Umwandlung der Kohleinsel zum ersten klimaneutralen Containerterminal im europäischen Hinterland wird gezeigt, wie die transformativen Herausforderungen in den Binnenhäfen gemeistert werden können“, lobt Marcel Lohbeck, Geschäftsführer des Bundesverbands Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB). Der Vorteil sei, dass bei der Planung alle Bereiche über die Verkehrsinfrastruktur und Umschlaganlagen bis zur Energieversorgung von vornherein zusammen gedacht worden seien.

Das Projekt zeige zudem aber auch, dass eine ambitionierte Transformation in den Binnenhäfen ohne öffentliche Unterstützung nicht gelingen werde. Die Gesamtinvestition betrage allein im Jahr 2023 über 100 Millionen Euro. Das könnten die Betreiber nicht allein stemmen: Das Projekt wird im Rahmen der „Technologieoffensive Wasserstoff“ vom Bund gefördert.

Mit der Eröffnung des ersten Bauabschnitts geht es im Sommer auf 149.000 Quadratmetern Fläche erst einmal los, davon 65.000 Quadratmeter zum Abstellen von Containern. Zunächst werden drei Kräne in Betrieb gehen. Im Endausbau soll die Kapazität 850.000 bis 1 Million TEU pro Jahr betragen. Bis zu sechs Ganzzüge mit einer Länge von 730 Metern können parallel abgefertigt werden. Alle Güterbewegungen werden digital gesteuert. Es werden zudem vier Lösch- und Ladeplätze für Binnenschiffe sowie ein Leercontainer-Depot für 1.100 TEU bereitstehen.

Schonung der Anwohner

Das DGT ist aber mehr als nur ein modernes KV-Terminal. Für Duisburg ist es auch eine Investition in die Stadtentwicklung. So wurden Straßen und eine Brücke gebaut, um den Schwerlastverkehr aus dem Stadtteil Ruhrort fernzuhalten. Über die 85 Meter lange Brücke, die Ruhrort mit dem DGT verbindet, fließt der Verkehr in Richtung der Autobahnen ab. Mit einer neuen Straße werden zudem die großen Terminals im Hafen angebunden, und es entstehen Lkw-Parkplätze.

Bis zum dritten Quartal 2024 werde auch die Wasserstoffinfrastruktur stehen, sagt Bartel. Davon wird die Kommune ebenfalls profitieren. Im Endausbau kann das DGT durch selbst erzeugten Strom bestenfalls vollständig klimaneutral betrieben werden. Der notwendige Wasserstoff soll lokal in Duisburg erzeugt werden. Ziel ist es, möglichst viele Prozesse im Terminal zu elektrifizieren. Den Strom dafür liefern Brennstoffzellen und wasserstoffbasierte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit Energiespeichern. Die Wärme, die dabei entsteht, kann die Kommune in ihr Wärmenetz einspeisen.

Die Klimaneutralität bezieht sich indessen nur auf den Betrieb des Terminals. Denn nach wie vor ist ein erheblicher Lkw-Verkehr erforderlich. Nach Fertigstellung sollen täglich neben 20 Zügen 400 Lkw und sechs Schiffe Container ab- und umladen. Ziel ist aber ein Modal Split, der 40 Prozent Transporte per Bahn, 40 Prozent per Binnenschiff und lediglich 20 Prozent auf der Straße vorsieht.

„Container statt Kohle: In seiner über 300-jährigen Geschichte hat sich der Hafen stets auf die Bedürfnisse der Zeit eingestellt. Das ist die richtige Strategie“, meint Ocke Hamann, Geschäftsführer der Niederrheinischen IHK Duisburg. „Natürlich wäre ein Betriebsstart in wirtschaftlich weniger herausfordernden Zeiten leichter. Was aber zählt, ist die langfristige Perspektive“, meint er – die Sicherung der Vorreiterrolle als Logistikdrehscheibe im Inland.

Investor zieht sich zurück

Dabei lief es zunächst alles andere als reibungslos. Corona-Krise und Ukraine-Krieg sorgten für Verzögerungen. Eigentlich sollte das DGT bereits Mitte 2023 in Betrieb gehen. Politische Diskussionen um die Abhängigkeit von China sorgten außerdem im Kreis der Beteiligten für Veränderungen und das Ausscheiden eines Investors. Neben Duisport, der schweizerischen Hupac und der H.T.S. Intermodaal Group aus den Niederlanden wurde mit dem Hafen- und Logistikkonzern PSA International aus Singapur ein neuer Partner gefunden.

Die Gesellschafter des DGT sind bislang offenbar auch die wichtigsten Nutzer. Das Terminal sei aber diskriminierungsfrei zugänglich, betont Bartel. Während HTS über die Pläne im DGT keine Angaben machen wollte, spricht die Hupac von frischer Kapazität für den KV im Rhein-Ruhr-Gebiet und einem Produktivitätsschub. Hupac will den Verkehr im DGT schrittweise ausbauen, in erster Linie durch Neuverkehre. (cd)

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