Ein E-Lkw von Daimler beim Aufladen. (Foto: Daimler)

Studie: E-Lkw sind ab 2030 wirtschaftlicher als Diesel-Lkw

01.03.2023

Die Umweltverbände Agora Verkehrswende und Transport & Environment – Auftraggeber der Studie – fordern die EU-Kommission auf, ehrgeizige CO2-Normen für Lkw vorzuschlagen, um den Umstieg zu beschleunigen. Laut Kommission soll der Vorschlag bald kommen.

Batterieelektrisch betriebene Lkw werden ab 2030 in fast allen Anwendungsfällen in Europa bei der Gesamtkostenrechnung besser abschneiden als Diesel-Lkw, ohne dass die Betreiber Abstriche bei Reichweite, Laufzeit und Nutzlast machen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die von der Netherlands Organisation for Applied Scientific Research (TNO) im Auftrag der Umweltorganisationen Transport & Environment (T&E) und Agora Verkehrswende erstellt wurde.

2030 sollen demnach bei 99,6 Prozent aller Einsätze verschiedener Lkw-Typen die Total Costs of Ownership (TCO) für E-Lkw sprechen, ohne dass es dabei große Unterschiede zwischen den EU-Staaten gibt. Bis 2035 soll dieser Wert auf 99,8 Prozent gestiegen sein. Berücksichtigt wurden bei den TCO Kaufpreis, Wertverlust, geschätzter Preis der Antriebsenergie, Wartung, Straßennutzung und auch die Kosten für den Aufbau der Treibstoffinfrastruktur. Wasserstoff-Lkw mit Brennstoffzelle werden laut Studie bei den TCO dagegen nicht wettbewerbsfähig sein, außer bei „Nischenanwendungen“, wenn es etwa auf besonders große Reichweiten ankommt.

Verbände fordern strenge CO2-Normen für Lkw

T&E und Agora Verkehrswende fordern die EU-Kommission im Licht der Studienergebnisse auf, in ihrem Vorschlag für neue CO2-Grenzwerte für Lkw und Busse vorzugeben, dass diese 2030 im Flottendurchschnitt 65 Prozent weniger CO2 ausstoßen müssen als in den Jahren 2019 und 2020 und dass ab 2035 nur noch emissionsfreie Lkw auf den EU-Markt kommen dürfen.

Die CO2-Normen seien der Schlüssel zur Beschleunigung des Klimaschutzes im Güterverkehr, sagte Urs Maier von Agora Verkehrswende bei der Vorstellung der Studie in Brüssel. Sie gäben Kfz-Herstellern und Transportunternehmen Planungssicherheit. „Neben den Flottengrenzwerten hat die Politik weitere Instrumente in der Hand, um die Transformation zu beschleunigen“, ergänzte Fedor Unterlöhner von T&E. „Effektiv wären in den Jahren bis 2030 vor allem Kaufprämien für emissionsfreie Lkw und nach CO2-Emissionen differenzierte Straßennutzungsgebühren für Lkw.“

Kommissionsvorschlag soll spätestens im Januar kommen

Die EU-Kommission hat ihren Gesetzesvorschlag zunächst von Ende Juli auf Ende November verschoben und ihn dann kürzlich ganz von der Tagesordnung genommen. Es werde aber weiter daran gearbeitet, versicherte Daniel Mes aus dem Kabinett des für Klimaschutz zuständigen Kommissionsvizepräsidenten Frans Timmermans. Die Welt habe sich durch den Ukraine-Krieg verändert, der Aspekt der Energieeffizienz solle in dem geplanten Gesetz jetzt stärker betont werden. „Hoffentlich zum Ende des Jahres“ werde die Kommission den Vorschlag präsentieren, „spätestens im Januar“.

Er sehe, dass bei den Kfz-Herstellern die Technologie für den Umstieg auf E-Lkw vorhanden sei, sagte Mes. Es komme aber auch darauf an, dass Auflademöglichkeiten in der EU an den richtigen Stellen vorhanden seien. In Gesprächen sagten ihm Transportunternehmer manchmal, dass Wasserstoff- oder E-Lkw für sie eigentlich die günstigste Wahl wären, dass Diesel-Lkw aber immer noch die sicherste Wahl seien.

Branche dringt auf verlässliches Ladesäulennetz

In der TNO-Studie wird angenommen, dass E-Lkw und ihre Ladeinfrastruktur wie gewünscht verfügbar sind und dass die TCO das entscheidende Kriterium für die Wahl des Fahrzeugs sind. Wie wichtig aber die Tank- und Ladeinfrastruktur ist, wurde am Mittwoch bei einer Diskussion von Branchenteilnehmern über die Studie deutlich. „Genug Energie an die richtigen Orte zu bringen, wird die große Herausforderung sein“, sagte Andy Eastlake, CEO von Zemo Partnership aus Großbritannien. Für Daniel Fraile vom Wasserstoffverband Hydrogen Europe ist das Stromnetz „ein limitierender Faktor“ beim Umstieg auf E-Lkw.

Dalene Viljoen von Deutsche Post DHL Group betonte, dass ihr Unternehmen daran arbeite, treibhausgasneutral zu werden, aber zunächst „technologieneutral“ bleibe und auch andere alternative Lkw-Antriebe neben Strom und Wasserstoff ausprobiere. Sie unterstrich, dass es auch darauf ankomme, ob der Ladestrom CO2-frei produziert werde.

Stromerzeuger sehen hohen Investitionsbedarf

Michelangelo Aveta vom EU-Stromerzeugerverband Eurelectric sagte, es lasse sich genug Strom aus erneuerbaren Quellen produzieren, um die europäische Gesellschaft zu „elektrifizieren“. Dafür seien allerdings Milliarden-Investitionen in die Infrastruktur nötig. Beim Aufbau eines Ladenetzes für Lkw, das den Transportunternehmen den nötigen unternehmerischen Spielraum lässt, sei auch noch eine Menge praktischer Probleme zu lösen, damit es etwa zu Stoßzeiten an besonders gefragten Standorten nicht zu Staus vor den Ladesäulen komme.

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