Bei der von dem Logistik-Softwareunternehmen Transporeon durchgeführten jährlichen Umfrage zur Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs haben dieses Mal 181 Verlader und 527 Spediteure teilgenommen. Die drei Hauptfragen, mit denen sich die Umfrage befasst, sind: Wodurch werden Akteure dazu motiviert, den Güterverkehr zu dekarbonisieren? Was sind die aktuellen Prioritäten und Trends bei der Dekarbonisierung? Und wie messen die Akteure den Erfolg ihrer Strategien und Maßnahmen der Dekarbonisierung? In dem ersten Teil wird sich auf ZERO by DVZ den Ergebnissen zur ersten Frage gewidmet. Der zweite und dritte Teil folgen am 8. Mai und 10. Mai.
Größte Motivationen und größte Herausforderungen
In der Umfrage werden von den Spediteuren die bevorstehenden Regulierungen als Hauptmotivator angegeben, gefolgt von Kundenanforderungen und finanziellen Anreizen (s. Grafik 1). Die Unternehmen würden sich besonders dadurch ermutigt fühlen, ihre Emissionen zu reduzieren, wenn ihre Kunden Prämien zahlen und längere Verträge anbieten oder der Staat Subventionen und steuerliche Anreize bietet. Zusätzliche Informationen über Maßnahmen und Technologien zur Kraftstoffreduzierung sowie Online-Plattformen zur Unterstützung der CO2-Messung und -Reduzierung scheinen dagegen weniger motivierend zu wirken (s. Grafik 2). Dabei seien dies laut den Autoren des Berichts, Logistikexperte und Berater Wolfgang Lehmacher und Professor der maritimen Informatik Mikael Lind, die tiefhängenden Früchte und „Quick Wins“, die eine unmittelbare positive Auswirkung auf die Betriebskosten haben, während die Änderung des Kundenverhaltens einen viel längeren Zeitraum in Anspruch nehme.
Die wichtigsten Hindernisse für die Dekarbonisierung sind bei den Spediteuren nach wie vor Bedenken hinsichtlich der Kosten sowie der Verfügbarkeit von Infrastruktur und Fahrzeugen. Diese Rangfolge hat sich im Vergleich zu 2022 nur geringfügig verändert. Eine positive Veränderung zu 2022 ist, dass die Besorgnis über die fehlende externe Nachfrage nach einem kohlenstoffarmen Betrieb von zwölf auf sieben Prozent gesunken ist. Genauso ist auch die Besorgnis über die Verfügbarkeit von kohlenstoffarmen Kraftstoffen von 16 auf zwölf Prozent gesunken (s. Grafik 3).
Trotz Nachfrage keine Geschäftsmöglichkeit für Spediteure
Die Veränderungen in der Nachfrage lässt sich auch an anderer Stelle in der Umfrage bestätigen: So gab etwa ein Drittel der Spediteure an, dass Verlader Energie- und Kraftstofflösungen mit niedrigem CO2-Gehalt anfragen. Diese Zahl ist von 21 Prozent im Jahr 2022 auf 34 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Dagegen gaben mehr als die Hälfte der befragten Verlader an, dass sie von den Transportunternehmen kohlenstoffarme Energie- und Kraftstofflösungen fordern. Diese Unstimmigkeit in den Angaben müsse beobachtet werden, wichtig sei jedoch der positive Trend im Jahresvergleich, der auf eine allmähliche Zunahme der Nachfrage nach kohlenstoffarmen Kraftstofflösungen hindeutet, stellen die Autoren des Berichts heraus. Spediteure können davon ausgehen, dass die Nachfrage nach kohlenstoffarmen Lösungen für den Straßengüterverkehr weiter steigen wird.
Dennoch zeigt die Umfrage, dass nur rund 24 Prozent der Spediteure die ökologische Nachhaltigkeit als große oder sehr große Geschäftschance sehen, während circa 28 Prozent es als moderate und etwa 48 Prozent es sogar als kleine oder gar keine Geschäftsmöglichkeit betrachten. Im Vergleich zum Jahr 2022 sind deutlich weniger Unternehmen davon überzeugt, dass ökologische Nachhaltigkeit eine Geschäftschance sein kann (s. Grafik 4). Diese Entwicklung könne auf ein sich verschlechterndes Wirtschaftsklima und eine ungewisse Zukunft zurückgeführt werden, geben die Autoren des Berichts an. Bei den Verladern, die in der Umfrage 2023 zum ersten Mal hierzu befragt wurden, stimmen dagegen immerhin 51 Prozent zu, dass die ökologische Nachhaltigkeit eine große oder sehr große Geschäftsmöglichkeit darstellt (s. Grafik 5).