Für Nutzer, Entwickler und Investoren im Logistikimmobilien-Sektor wird es immer wichtiger, Klimaschutzziele zu erfüllen und mit Immobilienprojekten einen signifikanten Beitrag zur unternehmenseigenen ESG-Strategie zu leisten. Gleichzeitig benötigen Kommunen Unterstützung bei der Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsvorgaben, indem durch Projekte dieser Art besonders klimafreundliche Unternehmensansiedlungen häufiger werden. So wie das vom Projektenwickler Delta Development realisierte neue Distributionszentrum für Levi Strauss & Co.
Das Projekt trägt den Namen „Positive Footprint Warehouse“. Die Logistikimmobilie für den Hersteller von Jeansbekleidung ist die erste in Deutschland, die nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip errichtet wird. Das bedeutet, dass alle Materialien dokumentiert, zertifiziert und aufbereitet sind, so dass sie ohne Qualitätsverlust für die gleiche Nutzung wiederverwendbar sind. Delta Development hat gemeinsam mit dem Mieter ein umfangreiches Nachhaltigkeitskonzept aufgesetzt. Essenzielle Bestandteile davon sind die Energieversorgung der Immobilie sowie die sich in ihr abspielenden Logistikprozesse.
Sunrock vermietet PV-Anlage
Damit die moderne Fördertechnik im Inneren der Immobilie sowie alle betrieblichen Prozesse im 24-Stunden-Betrieb so emissionsarm wie möglich mit Strom versorgt werden, suchten die Entwickler die Zusammenarbeit mit Sunrock. Der europäische Anbieter von Solarstromlösungen ist auf großflächige Dächer spezialisiert – mit seinen rund 70.000 Quadratmeter Gebäudefläche bietet das „Positive Footprint Warehouse“ viel Platz für Photovoltaikanlagen. Als unabhängiger Stromerzeuger – auf Englisch IPP für Independent Power Producer – kümmert sich Sunrock als Full-Service-Dienstleister um alle Aspekte rund um Planung, Montage, Wartung, die Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie den gesamten Abstimmungs- und Genehmigungsprozess mit Behörden. Im Vordergrund steht dabei eine langfristige Zusammenarbeit, in Dorsten beläuft sich die Mietdauer für die PV-Anlage auf 25 Jahre.
Insgesamt 8.264 Module werden verbaut, so dass eine Maximalleistung von 3,45 Megawatt Peak (MWp) erreicht werden kann – das entspricht etwa dem Bedarf von knapp 1.000 Zweipersonenhaushalten. Durch die Erzeugung und Nutzung des Stroms aus erneuerbarer Energiequelle werden circa 1.322 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Seit September 2023 fangen die metallisch-blauen Photovoltaikplatten auf dem Dach Sonnenenergie auf und wandeln sie in grünen Strom um, der in der Immobilie genutzt wird.
„Die Photovoltaikanlage entspricht dem neusten Stand der Technik. Hinzukommen wird ein ausgeklügeltes Konzept für die Speicherung von überschüssigem Strom in sonnenreichen Monaten“, sagt Hugo Willink, Managing Director Deutschland von Sunrock, und fügt hinzu: „Im April 2024 installieren wir zusätzlich eine Batterieeinheit, die unser Serviceangebot für die Erzeugung, Nutzung und smarte Steuerung des Grünstroms abrundet.“ Die Einheit soll eine Leistung von 1.000 Kilowattstunden aufweisen und wird genutzt, um das Gebäude mit so viel Ökostrom wie möglich zu versorgen.
Gewinn für Nutzer und Gemeinde
Die Projektentwicklung in Dorsten steht für ambitionierte Zielsetzungen. Die Bundesregierung strebt an, die Stromversorgung bis 2035 nahezu klimaneutral aufzustellen. Das bedeutet, dass unter anderem der Bau von PV-Anlagen maßgeblich gefördert wird. Dabei sind die Anforderungen einer Installation von Solarpanels, auch und gerade auf den großflächigen Dächern von Logistikimmobilien, hoch. Dafür braucht es zunächst eine Machbarkeitsstudie durch einen unabhängigen Zertifizierungsexperten, bei der es darum geht zu ermitteln, ob die Traglast des Daches, die Qualität der Dachein- deckung, aber auch die Netzkapazität am Standort geeignet sind für die Installation einer PV-Anlage.
Darüber hinaus werden Alter, Qualität und Material der Dacheindeckung sowie der Isolierung geprüft. Anzahl und Lage der Panele müssen auf exakten Berechnungen der Sonneneinstrahlung beruhen; gleichzeitig ist darauf zu achten, dass alle Bestandteile der Verkabelung wasser- und UV-beständig sind. Auch die Stromrichter, die die Stromspannung für die Netzeinspeisung von Gleich- in Wechselspannung übersetzen, müssen mit Überspannungs- und Temperatursicherungen ausgestattet werden und im besten Fall dafür geeignet sein, um aus der Ferne in Echtzeit kontrolliert zu werden.
Neben dem Immobiliennutzer können auch Kommunen von der Solaranlage profitieren. Diese liefert die durch die PV-Anlage erzeugte Energie als lokales PPA (Power Purchase Agreement) an den Nutzer. Der Strom könnte darüber hinaus aber auch über ein virtuelles PPA an eine Gemeinde geliefert werden, die dafür einen Vertragspartner benötigt, der die Gemeinde vertritt. So ist es auch bei der Solaranlage auf dem Standort des Transport- und Logistikdienstleisters DSV im baden-württembergischen Möckmühl, dem ersten Sunrock-Projekt auf dem deutschen Markt. DSV wird nicht den gesamten Strom für seine Logistikservices benötigen, so dass der Überschuss der Netze BW, dem größten Verteilnetzbetreiber des EnBW-Konzerns, zur Verfügung gestellt werden kann. Dies hilft den Kommunen dabei, die Vorgaben der Bundesregierung und der EU zu erfüllen, was den Ausbau von erneuerbaren Energien betrifft.