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E-Mobilität im Depot: Checkliste für die Fuhrparkumstellung bei Nutzfahrzeugen

29.01.2025

Die Elektrifizierung einer Flotte bedarf einer zuverlässigen Ladeinfrastruktur. Wie Unternehmen am eigenen Standort leistungsfähige Ladesäulen aufbauen können und was dabei besonders zu beachten ist, erklärt Gero Kretschmar, Projektmanager Ladeinfrastruktur bei Mer, in einem Gastbeitrag.

Unternehmen, die frühzeitig in die Elektrifizierung ihres Fuhrparks investieren, profitieren langfristig von reduzierten Betriebskosten und unterstützen gleichzeitig ihre Umweltziele. Im Rahmen dessen wird die Bereitstellung geeigneter Ladeinfrastruktur allerdings von vielen Unternehmen als Hürde wahrgenommen, da Nutzfahrzeuge höhere Ladeleistungen benötigen, für die viele Unternehmensstandorte technisch noch nicht ausreichend vorbereitet sind. So müssen Themen wie eine Erweiterung des Netzanschlusses oder ein gegebenenfalls notwendiges Energie- und Lastmanagement für eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden.

Um die Ausstattung des Betriebshofes mit Ladeinfrastruktur effektiv und zukunftssicher zu gestalten, ist eine klare, mehrstufige Planung mit entsprechenden Partnern unerlässlich. Diese helfen, Aspekte wie Standortwahl und Lastmanagement zu berücksichtigen, um unnötig hohe Betriebskosten zu vermeiden. Doch was sind die wichtigsten Aspekte einer nachhaltigen Ladeinfrastruktur und wie können Hindernisse frühzeitig adressiert werden? Die folgenden sechs Tipps sorgen für Klarheit:

1. Analyse des Ladebedarfs

Zunächst gilt es, den gesamten Ladebedarf der Flotte am jeweiligen Standort zu bestimmen. Dabei sollte jedes aktuelle und künftig geplante elektrische Nutzfahrzeug auf seinen spezifischen Energiebedarf einzeln untersucht werden. Das ist insbesondere wichtig, wenn die Flotte unterschiedliche Einsatzzwecke abdeckt, beispielsweise im Verteiler-, Regional- oder Fernverkehr. Grundlage der Berechnung ist die benötigte Energiemenge, die für den täglichen Fahrzeugeinsatz erforderlich ist, sowie die zur Verfügung stehende Ladezeit. Zudem sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, Ladepunkte gemeinsam zu nutzen. Nicht jedes E-Nutzfahrzeug benötigt zwangsläufig einen eigenen Ladepunkt, sofern die Ladezeiten der Fahrzeuge gut aufeinander abgestimmt werden können.

Auf Basis des berechneten Energiebedarfs sollte anschließend geprüft werden, ob der bestehende Netzanschluss am Standort die notwendige Leistung sowohl aktuell als auch perspektivisch bereitstellen kann. Falls das nicht der Fall ist, muss der Netzanschluss entsprechend erweitert werden. Für diesen Prozess ist es ratsam, frühzeitig den zuständigen Netzbetreiber einzubeziehen, um Verzögerungen im Projekt zu vermeiden.

2. Auf den Standort kommt es an

Im nächsten Schritt müssen die räumlichen Gegebenheiten auf dem Betriebshof betrachtet werden, die den Rahmen für den Aufbau der Ladeinfrastruktur vorgeben. Potenzielle Ladestandorte sollten bevorzugt dort eingerichtet werden, wo Fahrzeuge lange Standzeiten haben, beispielsweise an Verladerampen oder auf Freiflächen des Betriebshofs. Darüber hinaus sollten mögliche Einschränkungen durch bestehende Leitungen wie Gas- oder Wasserrohre berücksichtigt werden, da sie die Installation von Stromleitungen erschweren können.

3. Technische Anforderungen an die Ladesäulen

Die eingesetzte Ladeinfrastruktur-Hardware sollte optimal auf die Ladeszenarien der Nutzfahrzeuge abgestimmt sein. In erster Linie unterteilen sich diese in kürzere Lade-Standzeiten, die zum Beispiel während der Be- oder Entladung auftreten, sowie in längere Ladezeiten über Nacht oder am Wochenende. Wenn weniger Zeit zur Verfügung steht, sind Ladeleistungen von 300 bis 400 kW erforderlich, während bei längeren Standzeiten Leistungen zwischen 100 und 150 kW ausreichen. Da jedoch in beiden Fällen keine Leistungen über 400 kW benötigt werden, kann der Aufbau der Ladeinfrastruktur auf Basis des Combined Charging System (CCS) mit DC-Ladepunkten erfolgen. Sollte die Notwendigkeit für eine ultra-schnelle Aufladung der Fahrzeuge zukünftig gegeben sein, muss perspektivisch auch die Marktentwicklung neuer Schnellladesysteme wie dem Megawatt Charging System (MCS) im Auge behalten werden.

4. Effizient laden mit Lastmanagement

Damit die Verteilung der Leistung reibungslos funktioniert und es nicht zu teuren Lastspitzen kommt, ist ein Lastmanagement unerlässlich. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem statischen und dem dynamischen Lastmanagement. Das statische Lastmanagement, das eher in Betriebshöfen mit einer geringen Anzahl an Ladepunkten Anwendung findet, verteilt die verfügbare Leistung gleichmäßig auf alle Ladepunkte bei gleichzeitiger Einhaltung einer festgelegten Obergrenze. Bei komplexeren Installationen oder (Flotten-)Anforderungen an das System empfiehlt sich die Einrichtung eines dynamischen Lastmanagements, bei dem eine permanente Messung und Steuerung des Leistungsbezuges, auch gegenüber anderen Verbrauchern, wie zum Beispiel ansässiger Produktion, erfolgt. Dieses System erlaubt eine bedarfsgerechtere Verteilung, indem priorisierte Fahrzeuge bevorzugt geladen werden, während andere auf die verbleibende Leistung zugreifen. Ladezeiten und -kosten können so weiter optimiert werden. Dabei gilt: Je genauer die Fahrzeiten und -strecken bekannt sind, desto effizienter kann die Leistung verteilt werden. Eine zusätzliche Lastgangmessung des aktuellen Stromverbrauchs über einen repräsentativen Zeitraum kann helfen, eine noch bessere Datengrundlage für die Planung des Lastmanagements zu erhalten.

5. Integration von Energiespeichersystemen

Falls es Schwierigkeiten gibt, die Ladezeiten flexibel zu gestalten oder Ladevorgänge zu verteilen, kann der Einsatz eines Energiespeichersystems sinnvoll sein. Dadurch kann überschüssige Energie in Zeiten geringer Auslastung zwischengespeichert und bei Bedarf abgegeben werden. Besonders effizient ist die Kombination eines Batteriespeichers mit einer Photovoltaikanlage. Wegen der Komplexität des Systems ist dafür ein durchdachtes Lastmanagement einzuplanen, um Ladeinfrastruktur wie Gebäude sinnvoll mit Strom aus Photovoltaikanlage und Energiespeicher zu versorgen.

6. Förderungen in die Planung einbeziehen

Wenn es an die Budgetplanung geht, sollte die Vielzahl an Förderungen und Entlastungen wie die Befreiung von der CO2-Maut keineswegs außer Acht gelassen werden. Zusätzlich bieten einzelne Bundesländer komplementäre oder alternative Förderprogramme an, die sowohl die Anschaffung von E-Nutzfahrzeugen als auch die notwendige Ladeinfrastruktur finanziell unterstützen.
Unternehmen können darüber hinaus von der Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote) profitieren – einem nationalen Instrument zur Umsetzung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie. Dieser Mechanismus verpflichtet Unternehmen der Mineralölwirtschaft, die CO₂-Emissionen der von ihnen in Verkehr gebrachten Kraftstoffe zu senken. Im Gegenzug können Besitzer elektrisch betriebener Fahrzeuge ihre eingesparten CO₂-Emissionen in Form von Zertifikaten an Mineralölunternehmen verkaufen und dadurch am Quotenhandel partizipieren.

Mit erfahrenen Partnern zum Ziel

Die Elektrifizierung eines Fuhrparks ist ein komplexer Prozess, der jedoch mit guter Planung und der Unterstützung erfahrener Partner angegangen werden kann. Eine gut gemanagte Kostenplanung, modernes Lastmanagement und staatliche Förderprogramme erleichtern Flottenmanagern, die Herausforderungen zu bewältigen und langfristig von den Vorteilen der Elektromobilität zu profitieren. Spezialisten wie Mer Germany können dabei helfen, alle relevanten Aspekte einzubeziehen und den Weg zur E-Lkw-Flotte so unkompliziert und effizient wie möglich zu gestalten.

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  • Potenzielle Ladestandorte sollten bevorzugt dort eingerichtet werden, wo Fahrzeuge lange Standzeiten haben.

    Potenzielle Ladestandorte sollten bevorzugt dort eingerichtet werden, wo Fahrzeuge lange Standzeiten haben.

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