Derzeit gibt es nur wenige Ladesäulen für E-Lkw.

Bild: IMAGO / Hanno Bode
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Die große Hürde auf dem Weg zum E-Lkw

14.06.2024

Die Lkw-Hersteller haben ihre Hausaufgaben gemacht – doch der Umstieg auf lokal emissionsfreie Antriebe kommt nur schleppend in Gang. Größtes Hemmnis ist laut den Referenten eines Workshops des Verbandes der Automobilindustrie der zögerliche Auf- und Ausbau der notwendigen Infrastruktur.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller, Mercedes-Benz-Chefin Karin Rådström und MAN-Vertriebsvorstand Friedrich Baumann waren sich einig: Damit der Umstieg von fossilem Diesel auf die lokal emissionsfreien Alternativen wie rein batterieelektrisch betriebene Lkw und Brennstoffzellen-Trucks im wünschenswerten Umfang gelingen kann, muss der Aufbau der Ladesäulen-Infrastruktur und der Wasserstoff-Tankstellen deutlich ambitionierter vorangetrieben werden.

„Die Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) muss um eine ambitionierte Regelung für Nutzfahrzeuge ergänzt werden“, forderte Müller. Vor allem müsse es darum gehen, die Standorte der Ladesäulen an das Stromnetz anzubinden und dabei die notwendigen Strukturen für das Megawatt-Charging für Lkw zu schaffen. Das, in Verbindung mit einer dauerhaften und verlässlichen Förderung, wäre ein Anreiz für Transportunternehmen, auf E-Lkw umzusteigen.

„Wir sind definitiv Teil des Problems“, sagte Rådström. Immerhin sei der weltweite Straßengüterverkehr für rund 7 Prozent der CO₂-Emissionen verantwortlich. Um den Umstieg auf E-Lkw zu unterstützen, baut der Ladetechnik-Betreiber Milence, ein Joint Venture, an dem neben Daimler Truck auch die Volvo Group und Traton beteiligt sind, ein Netz von 1.700 Ladepunkten in den wichtigsten europäischen Ländern auf.

Das aber sei bei weitem nicht genug, führte Rådström aus. Gegenwärtig existieren in der EU nur rund 200 Ladepunkte, welche die für Lkw notwendige Mindest-Ladekapazität von 300 bis 400 Kilowatt aufweisen. Der Bedarf ist laut der Mercedes-Benz-Chefin deutlich größer: Bis zum Jahr 2030 müssten rund 35.000 Ladepunkte aufgebaut sein. Das wiederum bedeutet, dass künftig pro Monat 400 neue Ladepunkte installiert werden müssten. Doch mit dem bisherigen Tempo gelinge das nicht. Zudem mahnte Rådström an, echte Megawatt-Charger zu installieren, da die meist installierte Ladeleistung von 400 Kilowatt in Zukunft nicht ausreichen werde, die Akkus eines E-Lkw innerhalb von 30 bis 45 Minuten zu laden.

Die Notwendigkeit des Ausbaus der Ladeinfrastruktur entlang der Autobahnen sieht auch Friedrich Baumann, Vertriebsvorstand bei MAN. Im Nah- und Regionalverkehr hingegen sei zu beobachten, dass die Transportunternehmen zunehmend unabhängiger von öffentlichen Ladesäulen werden. So werden nicht nur Anlagen zur Energieerzeugung wie Photovoltaik-Systeme aufgebaut, sondern auch Stromspeicher-Systeme sowie lokale Ladeinfrastrukturen.

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