Die norwegische Klassifizierungs- und Beratungsgesellschaft DNV kommt in ihrer jüngsten Untersuchung – dem „DNV Maritime Forecast“ – zu der Einschätzung, dass die Dekarbonisierung der Schifffahrt die Kosten des Warentransports in Containern bis Mitte des Jahrhunderts verdoppeln könne. Unabhängig davon, welcher Weg dazu eingeschlagen werde, müsse die Industrie mit erheblichen Merkosten bezogen auf die geleistete Transportarbeit (Tonne/TEU je nautischer Meile) rechnen. Für Massengutfrachter rechnen die Autoren mit Mehrkosten in Höhe von 69 bis 75 Prozent, für Tanker zwischen 70 und 86 Prozent bis 2050, verglichen mit heutigen Kosten. In der Containerschifffahrt liege die Kostensteigerung zwischen 91 und 112 Prozent.
Die Höhe der Mehrkosten hänge am Ende stark von der Verfügbarkeit und dem Preis umweltfreundlicher Treibstoffe ab, sowie den Kosten für den operativen Betrieb des Schiffes. Auch die Höhe des CO₂-Preises und die Verfügbarkeit neuer Technoligen wie der CO₂-Speicherung an Bord der Schiffe spiele eine Rolle bei den Prognosen.
„Letztlich wird man die steigenden Kosten des Seetransports entlang der Wertschöpfungskette weiterreichen müssen. Bereits jetzt zeichnen sich im Markt Trends zur Verlagerung dieser Kosten hin zu den Endverbrauchern ab“, meint Eirik Ovrum, Berater bei DNV und federführender Autor der Studie.
Da klimaneutrale Treibstoffe dem DNV zufolge in absehbarer Zeit nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung stünden, und der Schiffsbetrieb deutlich teurer wird, müssten Reedereien und Schiffsmanager alle denkbaren Möglichkeiten zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs ausloten. „Die Priorisierung von Energieeffizienz, der Einsatz von Technologielösungen und eine zielstrebige Digitalisierung sind entscheidende Schritte auf dem Weg zur Reduzierung der Kostenlast und zur Erreichung unserer Dekarbonisierungsziele“, sagt Knut Ørbeck-Nilssen, CEO der DNV-Sparte Maritime.
Dem Unternehmen zufolge lasse sich durch operative und technische Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz der Kraftstoffverbrauch bis 2030 um 4 bis 16 Prozent reduzieren. Eine Reduzierung des Energieverbrauchs der Weltflotte um 16 Prozent würde 40 Millionen Tonnen Kraftstoff und 120 Millionen Tonnen an CO₂-Emissionen einsparen. Das wäre so viel, als betriebe man die 55.000 kleinsten Schiffe oder die 2.500 größten Schiffe mit klimaneutralem Kraftstoff.