Sandra Achternbusch verantwortet seit Januar 2022 als Executive Director Corporate Sustainability den Bereich Nachhaltigkeit bei Fiege.

Bild: Fiege

Sandra Achternbusch: „Die CSRD ist eine große Chance“

22.11.2024

Nachhaltigkeit steht bei Fiege ganz oben auf der Agenda – und das wurde jetzt auch offiziell gewürdigt: Das über 150 Jahre alte Familienunternehmen aus dem westfälischen Greven hat den Deutschen Nachhaltigkeitspreis gewonnen. Im Interview erklärt Sandra Achternbusch, Executive Director Corporate Sustainability bei Fiege, wie der Logistikdienstleister die Herausforderung der nachhaltigen Transformation meistert.

DVZ: Herzlichen Glückwunsch zum Deutschen Nachhaltigkeitspreis! Was bedeutet diese Auszeichnung für Sie, Ihr Team und das Unternehmen Fiege?

Sandra Achternbusch: Vielen Dank für die Glückwünsche! Der Preis ist für uns eine schöne Anerkennung und zeigt, dass unser Engagement wahrgenommen wird. Gleichzeitig ist er Ansporn, unseren Weg weiterzugehen – denn wir sind noch lange nicht am Ziel und haben noch sehr viel Wegstrecke vor uns.

Da denken Sie sicher an die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Welche Herausforderungen bringt sie mit sich?

Die CSRD ist für uns ein zentrales Thema, weil sie hohe Anforderungen an die Berichterstattung stellt. Unter anderem die doppelte Wesentlichkeitsanalyse hat uns in den vergangenen Monaten stark gefordert. Sie bietet viel Interpretationsspielraum und führt dadurch mitunter auch zu Unsicherheiten. Wir stehen daher in engem Austausch mit Wirtschaftsprüfern und auch anderen Unternehmen, um hier keine Fehler zu machen. Gleichzeitig sehe ich in der CSRD eine große Chance, denn sie bringt eine neue Transparenz, die nicht nur uns, sondern die gesamte Branche voranbringen kann und wird.

Fiege setzt auf unterschiedliche alternative Kraftstoffe und Antriebe. Wie geht es hier voran?

Wir haben mittlerweile acht E-Lkw im Einsatz, sechs davon in Deutschland und zwei in der Schweiz, um Erfahrungen mit batteriebetriebenen Lkw zu sammeln. Zudem testen wir die Umrüstung auf Bio-CNG und Bio-LNG sowie den Umstieg auf HVO100. So können wir den CO₂-Ausstoß reduzieren, ohne unsere bestehenden Fahrzeuge oder die unserer Partner sofort ausmustern zu müssen – das ist eine pragmatische Zwischenlösung. Was wir bei uns vermeiden möchten, ist ein Silodenken. Denn am Ende wird vermutlich nicht eine alternative Antriebsform allein den Unterschied machen, sondern eher die technologische Entwicklung insgesamt. Deswegen denken und testen wir in viele Richtungen.

Sandra Achternbusch

Seit Januar 2022 verantwortet Sandra Achternbusch als Executive Director Corporate Sustainability den Bereich Nachhaltigkeit bei Fiege. Ihre Aufgaben umfassen unter anderem die Strategieentwicklung und -implementierung des Familienunternehmens für das Thema Nachhaltigkeit, das ESG-Datenmanagement und das Nachhaltigkeitsreporting. Vor ihrer Zeit bei Fiege arbeitete Achternbusch zunächst für ein Start-up im Bereich der Lebensmittelherstellung und später im Management Consulting der PricewaterhouseCoopers GmbH.

Besteht die Gefahr, dass der Einsatz von Übergangslösungen wie HVO100 langfristige Investitionen in emissionsfreie Technologien verzögert?

Wir setzen auf Augenmaß: Mit HVO100 sparen wir erst einmal deutlich CO₂ ein, nutzen vorhandene Ressourcen und vermeiden die unnötige Verschrottung funktionierender Fahrzeuge. So gewinnen wir Zeit, um die technologische Entwicklung zu beobachten und gezielt in ausgereiftere emissionsfreie Systeme zu investieren. HVO100 ist sicherlich keine Dauerlösung – aber es hilft uns, die CO₂-Emissionen jetzt schon zu reduzieren und gleichzeitig flexibel zu bleiben, wenn sich neue Antriebe als praktikabel und besonders nachhaltig erweisen.

Eine Säule der Nachhaltigkeitsstrategie von Fiege ist „Partners“. Welche Rolle spielen Kriterien der Nachhaltigkeit bei der Auswahl und Zusammenarbeit Ihrer Partner?

Das Thema Nachhaltigkeit fließt zunehmend auch in die Auswahl unserer Partner ein. Alle Lieferanten müssen beispielsweise unseren Supplier Code of Conduct einhalten, der bestimmte Umwelt- und Sozialstandards festlegt. Konkrete CO₂-Grenzwerte haben wir bislang noch nicht festgelegt, prüfen aber kontinuierlich, wo dies sinnvoll sein könnte. Gleichzeitig fordern natürlich auch viele Kunden nachhaltige Dienstleistungen ein. Das Signal an den Markt, dass es Veränderungen in Richtung mehr Nachhaltigkeit braucht, um in Zukunft als Dienstleister noch erfolgreich sein zu können, ist also durchaus wahrnehmbar. Ganz allgemein gilt: Unsere Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf der Ausgewogenheit ökologischer, sozialer und ökonomischer Aspekte – diese ganzheitliche Sichtweise ist für uns wichtig.

Sie haben sich auch der Science Based Targets Initiative (SBTi) verpflichtet. Welche konkreten CO₂-Reduktionsziele sind für Fiege damit verbunden?

Mit den Science Based Targets haben wir uns dazu verpflichtet, unsere Emissionen in Scope 1 und 2, basierend auf dem Jahr 2021, um rund 50 Prozent zu senken. In Scope 3 streben wir, basierend auf dem Jahr 2023, ebenfalls eine SBTi-konforme Reduktion an. Darüber hinaus verpflichten wir uns, langfristig unsere direkten und indirekten Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen zur Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles auf netto null zu senken.

In Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie „People, Planet, Partners“ spielt der Bereich „People“ eine zentrale Rolle. Was sind hier Ihre wichtigsten Maßnahmen?

„People“ steht vor allem für unsere Unternehmenskultur, die auf Vielfalt, Gleichberechtigung und Wertschätzung basiert. So haben wir beispielsweise die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet, um Vielfalt und Chancengleichheit innerhalb unseres Unternehmens noch besser zu fördern. Über allem steht das Ziel, ein bestmöglicher und maximal attraktiver Arbeitgeber zu sein. Mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit haben wir zum Beispiel ein umfassendes Schulungsprogramm für unsere Führungskräfte aufgelegt, um das Thema noch stärker in unsere täglichen Entscheidungen einfließen zu lassen und es noch tiefer in unserer Organisation zu verankern.

Was sind für Sie die wichtigsten Nachhaltigkeitsprojekte für das kommende Jahr?

Neben der Optimierung unserer Fuhrparkstrategie und unserem Schulungsprogramm für Führungskräfte führen wir aktuell Risikoanalysen für unsere Standorte durch, um auf die Folgen des Klimawandels noch besser vorbereitet zu sein. Außerdem setzen wir einen Schwerpunkt auf das gesamte Thema Energiemanagement. Wir wollen unsere Logistikzentren sukzessive zu nachhaltigen Kraftwerken weiterentwickeln, die sowohl uns als auch das öffentliche Netz mit grünem Strom versorgen können. Hier sind wir in den vergangenen Jahren schon große Schritte gegangen, viele weitere sollen und müssen – wie beim Thema Nachhaltigkeit insgesamt – folgen.

Bildergalerie

  • Die Logistikzentren von Fiege sollen sukzessive zu nachhaltigen Kraftwerken weiterentwickelt werden.

    Die Logistikzentren von Fiege sollen sukzessive zu nachhaltigen Kraftwerken weiterentwickelt werden.

    Bild: Fiege

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