Die ISO 14083 deckt ein breites Spektrum von Verkehrsträgern und -prozessen ab, darunter Luft-, Schienen-, Straßen-, See- und Binnenschiffsverkehr, Pipelines und Seilbahnen.

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Neue ISO-Norm: Was die Regel für die Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich bedeutet

06.10.2023

Die neue Norm ISO 14083 verspricht einen umfassenden Ansatz zur Berechnung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen. Die Regelung führt einige Änderungen in der Art und Weise ein, wie der Ausstoß schädlicher Stoffe im Verkehrssektor betrachtet wird. Ein Gastbeitrag von Waves-Gründer Armin Neises und Malte Neises, Sustainability Project Manager.

„Wie soll ich nur die Anforderungen meiner Kunden erfüllen, die Nachweise zu CO2-Emissionen haben wollen?“ Diese und ähnliche Fragen stellen sich aktuell viele Logistikdienstleister, deren Kunden nicht nur den Transport anfragen, sondern auch nach Nachhaltigkeitsindikatoren fragen. Dabei kann die im März 2023 veröffentlichte ISO 14083 helfen und als wichtiger Schritt in den weltweiten Bemühungen gesehen werden, Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor einheitlich zu berichten aber auch zu reduzieren.

Die Norm mit dem englischen Titel "Greenhouse gases - Quantification and reporting of greenhouse gas emissions arising from transport chain operations" und dem deutschen Titel "Treibhausgase - Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen aus Transportvorgängen" verspricht einen umfassenden Ansatz zur Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen im Verkehr. Damit kann dem Verlader oder Frachtzahler Orientierung gegeben werden, welche Kennzahlen relevant sind und wie sie verlässlich berechnet werden.

Anwendungsbereich der Norm

Die ISO 14083 deckt ein breites Spektrum von Verkehrsträgern und -prozessen ab, darunter Luft-, Schienen-, Straßen-, See- und Binnenschiffsverkehr, Pipelines und Seilbahnen. Hinzu kommen die Standorte oder Drehkreuze wie Hubs, Bahnhöfe, Distributionszentren, Flug- und Seehäfen. Dieser umfassende Ansatz ermöglicht es erstmalig, standardisiert die gesamte Transportkette zu betrachten. Das bedeutet, dass nicht nur die Treibhausgasemissionen der verschiedenen Verkehrsträger erfasst werden, sondern auch die Emissionen, die an den Standorten entstehen.

Mit dieser auf dem Ansatz „Well-to-Wheel“ basierenden Norm werden gemeinsame Regeln und Grundsätze für die Berechnung der Emissionen von Beförderungsvorgängen eingeführt, die die Emissionen aus der Nutzung der Fahrzeuge und aus der Bereitstellung der Energie für die Fahrzeuge einschließen.

Über WAVES:
WAVES wurde 2019 in Luxemburg mit der Vision gegründet, Nachhaltigkeit durch Digitalisierung sicht- und managebar zu machen. Mit der TÜV-zertifizierten Sustainability Management Platform (SMP) bietet WAVES seinen B2B-Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen Carbon Footprint-Berechnungen und vielfältige Nachhaltigkeitsanalysen an und ermöglicht es Entscheidern, ihr Unternehmen nachhaltiger auszurichten.

Aufgrund ihres internationalen Charakters kann die Norm EN ISO 14083:2023 auch zur Berechnung der Emissionen aus grenzüberschreitenden Beförderungsvorgängen herangezogen werden, einschließlich jener, an denen mehrere Verkehrsträger beteiligt sind.

Die ISO 14083 legt den Schwerpunkt auf die Quantifizierung und Berichterstattung von Treibhausgasemissionen in multimodalen und globalen Transportketten, sowohl für Fracht als auch für Passagiere. Sie baut auf bewährten Standards wie dem GHG Protocol, der EN 16258 und dem GLEC-Framework auf und trägt zur Erhöhung der Transparenz in der gesamten Lieferkette bei.

Neuheiten und Innovationen

Die Norm führt einige Änderungen in der Art und Weise ein, wie Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor betrachtet werden:
1. Transportkette als zentraler Betrachtungspunkt: Anstatt nur einzelne Transportabschnitte zu betrachten, bezieht sich die ISO 14083 auf die gesamte Transportkette. Dies ermöglicht eine umfassendere Bewertung der Emissionen.
2. Drehkreuze als integraler Bestandteil: Hubs, wie Häfen und Verteilungszentren, werden in die Berechnung der Emissionen einbezogen. Dabei werden nicht nur die Emissionen durch den Transport, sondern auch durch alle Aktivitäten an diesen Knotenpunkten und Standorten berücksichtigt.
3. Verpackung und Umschlagsvorgänge: Die Norm berücksichtigt auch die Emissionen, die durch Verpackung und Umschlagsvorgänge entstehen.
4. Neue Emissionsfaktoren für Kraftstoffe: Im Vergleich zur EN 16258 werden aktualisierte Emissionsfaktoren für verschiedene Kraftstoffe eingeführt, um genauere Berechnungen zu ermöglichen.
5. Vorgaben zur Berichterstattung: Die Norm definiert klare Anforderungen an die Berichterstattung und stellt Vorlagen zur Verfügung, um die Konsistenz in der Datenerhebung sicherzustellen.
6. Berücksichtigung von Kompensationsmaßnahmen: ISO 14083 ermöglicht die Berücksichtigung von Kompensationsmaßnahmen, um die Auswirkungen von Treibhausgasemissionen auszugleichen.

Die Bedeutung für Unternehmen in der EU

Die Europäische Union hat das "Green Transport Package" als einen wichtigen Baustein im Rahmen ihres Programms "Fit-for-55" und des europäischen "Green Deal" auf den Weg gebracht. Die Internationalisierung der Norm zur Treibhausgasberechnung und -berichterstattung ist dabei ein wichtiger Schritt zur weltweiten Harmonisierung und Vergleichbarkeit. Diese internationale Norm soll transparente Informationen liefern, um Emissionen zu verringern und vergleichen zu können, sowie eine Entscheidungshilfe für die Auswahl des nachhaltigsten Verkehrsmittels zu bieten.

Somit markiert die ISO 14083:2023 einen bedeutsamen Schritt hin zu einer nachhaltigeren und transparenteren Zukunft im Verkehrssektor. Mit einem ganzheitlichen Ansatz zur Emissionsberechnung und Berichterstattung soll diese Norm dazu beitragen, die Ziele im Kampf gegen den Klimawandel zu erreichen. (fw)


Über die Autoren:
Armin Neises ist CEO und Gründer von WAVES. Er glaubt daran, dass verantwortungsbewusste Manager:innen und Expert:innen in Unternehmen ihre Entscheidungen in Richtung mehr Nachhaltigkeit beeinflussen werden, sobald sie mehr Transparenz und Managebarkeit in Bezug auf die Auswirkungen ihres Handelns erhalten. Er ist außerdem Co-Autor des Buches „Nachhaltigkeit lernen“.
Malte Neises ist Sustainability Project Manager bei WAVES, konzeptioniert neue Produkte für die Sustainability Management Platform und berät Kunden zu Aspekten der Nachhaltigkeit in Verbindung mit der EU-Regulatorik.

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