Als sie im August 2013 ihre Ausbildung zur Industriekauffrau im Duisburger Hafen begann, hätte sie nicht gedacht, dass sie rund zehn Jahre später für den nachhaltigen Umbau von Duisport verantwortlich sein würde. In der neu geschaffenen Position als Head of ESG (Environmental, Social and Governance) bei Duisport trägt Christina Rubach heute das Thema Nachhaltigkeit in alle Bereiche des Unternehmens.
Nach dem erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung arbeitete Rubach ab Januar 2016 zunächst für knapp vier Jahre in der Finanzbuchhaltung des Duisburger Hafens. Eine lehrreiche Zeit, die für sie rückblickend aber immer klar begrenzt war: „Ich wusste, dass ich das nicht ewig machen möchte.“ In dieser Zeit wuchs ihr Interesse an den Themen Umweltschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Schließlich wurde ihr klar, dass sie in diesem Bereich auch beruflich tätig sein wollte.
Im Herbst 2019 wechselte sie deshalb in die Abteilung Corporate Development, in der Nachhaltigkeit zu diesem Zeitpunkt ebenfalls immer wichtiger wurde. „Ich habe es als große Chance gesehen, diesen Bereich mit aufbauen und gestalten zu können“, sagt die 30-Jährige, die von 2013 bis 2021 berufsbegleitend an der FOM studiert hat: „Mit dem Studium habe ich das nötige Handwerkszeug gelernt, um die Theorie in die Praxis zu bringen. Ich wollte mich von Beginn an einbringen und meine Stärken für eine nachhaltige Entwicklung einsetzen.“ Das Umweltleitbild von Duisport, das Rubach Ende 2019 mitentwickelt hat, ist heute das Fundament für eine ganzheitliche ESG-Strategie.
Von Generalisten zu Spezialisten
Wie in vielen anderen Unternehmen sind auch im Duisburger Hafen die Anforderungen rund um das Thema ESG in den letzten Jahren gestiegen, so dass zum Jahreswechsel eine eigene Abteilung geschaffen wurde. Für Rubach ist die persönliche Weiterentwicklung ein ständiger Begleiter und so war die Leitung des neuen Teams der logische nächste Karriereschritt, nachdem sie vier Jahre lang den Bereich bei Duisport aufgebaut und sich intensiv mit vielen damit verbundenen Aspekten rund um Nachhaltigkeit beschäftigt hat. „Jetzt kann ich die Themen noch gezielter vorantreiben“, freut sie sich.
Neben Rubach sind momentan drei Mitarbeitende im ESG-Team tätig. Eine weitere Stelle soll in Kürze besetzt werden. „Eigentlich sind wir momentan alle Generalisten“, antwortet sie auf die Frage nach der Aufgabenverteilung untereinander. Künftig sollen sich die einzelnen Kolleginnen und Kollegen aber stärker auf einzelne Bereiche fokussieren, dann soll es Experten für die soziale Säule oder die Emissionsmessung geben. Aufbau der Nachhaltigkeitsberichterstattung und des ESG-Risikomanagements, Beobachtung von regulatorischen Entwicklungen sowie Markt- und Trendanalysen, Entwicklung von Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion, interne Kommunikation und Schulungen zum Thema. Das kleine Team hat eine Vielzahl von Aufgaben zu bewältigen. Rubach weiß, dass die Komplexität der einzelnen Themen eine stärkere Spezialisierung erfordert.
CSRD hat oberste Priorität
„Zum 1. Januar 2025 muss das Konstrukt Nachhaltigkeitsberichterstattung stehen“, beschreibt Rubach die wichtigste Aufgabe ihres Teams. Für das Jahr 2025 muss Duisport einen Bericht nach der neuen EU-Richtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erstellen. Dabei gibt es noch viele lose Enden, die zusammengeführt werden müssen. Die noch fehlende nationale Rechtsgrundlage ermöglicht noch Ermessensspielraum in Bezug auf den Anwendungsbereich. Reicht ein Konzernabschluss oder müssen Einzelabschlüsse für alle Tochtergesellschaften erstellt werden? „Das wäre deutlich mehr Aufwand“, stellt die ESG-Managerin klar. Sie und ihr Team versuchten derzeit, sich bestmöglich auf alle möglichen Szenarien vorzubereiten. Zur Unterstützung im Bereich der Treibhausgasbilanzierung wurde im Herbst 2023 eine Carbon Accounting Softwareeingeführt. Zuvor wurden die Emissionsdaten im Duisburger Hafen mit Excel erfasst. Ein aufwändiger und fehleranfälliger Prozess, der durch die Softwarelösung ersetzt wurde.
Das Mindset verändern
„Nachhaltigkeit ist ein kontinuierlicher Prozess“, sagt Rubach im Gespräch mit der DVZ. Der perfekte Zustand könne nie erreicht werden. Es gebe immer etwas zu optimieren. Dieser realistische und zugleich ehrgeizige Anspruch sagt viel über ihre Arbeitsweise aus. Dabei weiß sie, dass eine nachhaltige Transformation nur gelingen kann, wenn alle Mitarbeitenden mitmachen. Neben dem Aufbau des Reportings und der Entwicklung von Reduktionsmaßnahmen sieht sie einen Schwerpunkt ihrer Arbeit in der „Sensibilisierung und Information“. Nachhaltigkeit müsse in alle Bereiche von Duisport einfließen und die Unternehmenskultur Schritt für Schritt verändert werden.
Dabei ist sie durchaus stolz auf das bisher Erreichte. In der Belegschaft sei ein deutlicher Bewusstseinswandel spürbar. Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachbereichen kämen inzwischen häufig mit eigenen Ideen auf sie zu. „Das ist natürlich sehr schön zu sehen, dass unsere Arbeit Früchte trägt“, freut sie sich über diese Entwicklung.
Auch außerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit spielt Nachhaltigkeit im Leben von Christina Rubach eine wichtige Rolle. Die Vegetarierin engagiert sich seit vielen Jahren als Kursleiterin in der Erwachsenenbildung. In dem Kurs „Klimafit – Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“ stehen die Auswirkungen des Klimawandels in der Region im Mittelpunkt. „Mir ist es sehr wichtig, mein Wissen weiterzugeben, nicht nur im Beruf. In den Kursen lerne ich auch selbst viel von den Teilnehmern“, sagt sie. Das 1,5-Grad-Ziel hält Rubach nicht mehr für realistisch. Dennoch blickt sie optimistisch in die Zukunft: „Ich finde es grundsätzlich sehr positiv, wie wir uns als Gesellschaft entwickeln.“ Sie rechnet mit einem Temperaturanstieg von mindestens 2 Grad. „Das werden wir besonders in Europa und so auch in Deutschland stark spüren“, meint sie. Für die Zukunft sieht sie den Duisburger Hafen gut aufgestellt, auch wenn es noch viel zu tun gibt. Sie freut sich auf die Aufgaben der kommenden Jahre.