Die Politik müsse erhebliche Investitionen in die nötige Tank- und Ladeinfrastruktur für alternative Treibstoffe anstoßen, so die OECD-Unterorganisation International Transport Forum (ITF).

Bild: Weitzel/Aufwind-Luftbilder.de

ITF fordert Paradigmenwechsel

15.06.2023

Der Verkehr kann seinen Beitrag zum Erreichen der UN-Klimaschutzziele leisten, meinen die Autoren des „Transport Outlook 2023“, den das International Transport Forum heute zum Treffen der Verkehrsminister in Leipzig vorlegt. Nötig seien dazu allerdings ehrgeizigere Vorgaben der Politik für eine andere Infrastruktur.

Die Verkehrspolitiker sollten weltweit versuchen, die Verkehrsinfrastruktur so zu bauen, dass Transport deutlich umweltverträglicher wird, anstatt die Infrastruktur der erwarteten Transportnachfrage anzupassen. Das könne finanziell insgesamt sogar günstiger sein, und die UN-Klimaschutzziele würden dadurch erreichbar, heißt es im „Transport Outlook 2023“, den die OECD-Unterorganisation International Transport Forum (ITF) zum Gipfeltreffen von Verkehrsministern aus aller Welt vom 24. bis 26. Mai in Leipzig vorgelegt hat.

Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum würden bei aktueller Politik bis 2050 fast zu einer Verdoppelung der weltweiten Transportnachfrage im Güterbereich von gut 179 Billionen Tonnenkilometer (2022) auf nahezu 332 Billionen Tonnenkilometer führen, sagen die Autoren voraus.

Mit der derzeit geplanten Verkehrspolitik führe das zu güterverkehrsbezogenen CO2-Emissionen von circa 4,6 Gigatonnen in 2050 (7,6 Gigatonnen durch den gesamten Verkehr). Durch eine deutlich ehrgeizigere Verkehrspolitik lasse sich diese Menge auf 0,9 Gigatonnen im Frachtbereich (1,6 Gigatonnen im gesamten Verkehr) reduzieren. Diese Emissionsmenge wäre laut ITF kleiner als die, die vom UN-Klimaschutzrat IPCC noch für maximal vertretbar angesehen wird.

„Dieses hoch ambitionierte Szenario lässt sich nur durch eine Kombination sich ergänzender politischer Instrumente erreichen“, erklärt ITF-Generalsekretär Young Tae Kim. Dazu gehörten das Vermeiden „unnötigen“ Verkehrs, der Einsatz von Niedrig-Emissionsfahrzeugen und mehr Effizienz im Transport, zum Beispiel durch „intelligente“ Transportsysteme und die Nutzung von Transportmitteln mit hoher Ladekapazität. Vermieden werden könne Verkehr unter anderem durch eine „kompaktere“ Stadtplanung. „Wir können das alles erreichen, wenn wir jetzt entschlossener handeln“, sagt Kim.

Flottenumrüstung im Fokus

Drei Viertel der CO2-Einsparungen durch das „hoch ambitionierte“ Politikszenario werden laut Bericht erreicht, wenn umweltfreundlichere Antriebe und Treibstoffe schneller eingeführt werden. Zu den vom ITF angenommenen Zielvorgaben gehört etwa, dass Schiffe und Flugzeuge 2050 nur noch mit Nullemissionskraftstoffen beziehungsweise nachhaltigen Flugzeugtreibstoffen (SAF) betankt werden, dass ab 2040 in den „Leitmärkten“ EU, China, USA und Japan nur noch Lkw mit Batterie- oder Brennstoffzellenantrieb verkauft werden und dass die weltweite Stromerzeugung bis 2040 völlig dekarbonisiert ist.

Um Güter und Menschen mit „viel, viel weniger Emissionen“ zu transportieren, sei eine rasche Flottenumrüstung nötig, betont Kim. Alternative Antriebe sollen etwa durch einen CO2-Preis oder durch das Streichen von Steuervergünstigungen für Schiffsdiesel und Kerosin wettbewerbsfähiger werden. Zudem müsse die Politik erhebliche Investitionen in die nötige Tank- und Ladeinfrastruktur für alternative Treibstoffe anstoßen. Der Bedarf dafür wird im ITF-Bericht auf 0,4 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts beziffert.

Gerade im Langstreckenverkehr soll die Politik auf Klimaschutz durch sauberere Fahrzeuge setzen. Es gelte, den Modal Shift am stärksten dort zu fördern, wo das am effektivsten ist. Am einfachsten gelinge das in Ballungsräumen. Dem ITF gehören 64 Staaten an, darunter auch Deutschland.

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