Das Clover-Team: Dr. Leopold Kuttner, Maurice Morabel und Felix Tamke (v.l.)

Bild: Clover Optimization

Lieber heute als morgen klimaneutral

01.03.2024

Das Dresdner Start-up Clover Optimization bietet eine digitale Belade- und Tourenplanung. Mittels Planungsalgorithmen werden Entscheidungen über den Transport getroffen und dieser somit optimiert. Welchen Beitrag ihr Unternehmen zur Nachhaltigkeit leistet, verraten die Gründer selbst.

DVZ: Warum haben Sie ein Start-up in der Logistik gegründet und dabei den Schwerpunkt auf die Nachhaltigkeit gelegt?

Clover Optimization: Die Logistik spielt eine entscheidende Rolle als Motor unseres wirtschaftlichen Wohlstands. Trotz dieser Bedeutung steht die Branche vor Herausforderungen wie steigenden Kosten, Fachkräftemangel und den Auswirkungen des Klimawandels. Der Straßengüterverkehr allein verursacht mehr als 10 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen.
Vor diesem Hintergrund klingt es beinahe utopisch: Unternehmerisches Wachstum, attraktivere Arbeitsplätze für Mitarbeiter und gleichzeitig umweltfreundlicher agieren. Doch mit den Lösungen von Clover haben wir einen Weg gefunden, um wesentliche Teile der Logistikindustrie zu stärken und sie zukunftsorientiert aufzustellen.
Dieser Ansatz ist nicht nur faszinierend, sondern auch eine Möglichkeit, aktiv die Zukunft unserer Branche mitzugestalten.

Welches Problem bei der Nachhaltigkeits-Transformation von Unternehmen entlang der Lieferkette lösen Sie?
Durch Clovers Touren- und Beladeoptimierung unterstützen wir Disponenten dabei, schnellere und fundiertere Entscheidungen zu treffen. Unsere Entscheidungshilfen ermöglichen höhere Auslastungsraten, kürzere Touren und eine flexiblere Planung. Diese Effizienzsteigerung führt nicht nur zu erheblichen Zeit- und Kostenersparnissen, sondern auch zu einer Reduzierung der täglichen Emissionen und einer Steigerung der Rentabilität.
Mit der EU-Verordnung zur CO2-Maut ab dem 1. Dezember 2023 wird die Bedeutung von Touren- und Beladeoptimierung sowie eines effizienten Flottenmanagements noch weiter zunehmen.

Wo haben etablierte Logistikdienstleister bei der Nachhaltigkeits-Transformation den größten Nachholbedarf?

Viele Logistikdienstleister sind digital, aber erkennen nicht, dass sie durch innovative Tourenoptimierung bis zu 25 Prozent der Transportkosten und CO2-Emissionen sparen könnten. Selbst bei hochdigitalisierten Unternehmen fehlt oft eine integrierte Beladeplanung, um die Transportkosten weiter zu reduzieren – dies ist algorithmisch äußerst anspruchsvoll.
Es zeigt sich jedoch auch, dass nicht jeder Betrieb diese speziellen Module oder die oft hoch-gelobte Künstliche Intelligenz benötigt. Unserer Meinung nach sollte der Fokus weiterhin auf den Bedürfnissen der Mitarbeitenden liegen. Hier entscheidet sich, wer in diesem Wettbewerb erfolgreich ist.
Darüber hinaus bleiben die Stärkung vorhandener Systeme und die Datenpflege wichtige Eckpfeiler. Im Übrigen auch um zukünftig alternative Antriebsarten und die dafür notwendige Infrastruktur effizient einzusetzen.

Welchen Sektor/Teil der Logistik adressiert Ihr Unternehmen konkret?

In der Transportlogistik adressieren wir vornehmlich Verlader und Speditionen im Landverkehr im europäischen Raum sowie die genutzten Dienstleister aus dem Leistungsspektrum der Transport Management Systeme (TMS), Warehouse Management Systeme (WMS) und Frachtbörsen.

Wer sind Ihre Partner und Kunden?

Die größten Profiteure von Clover Produkten sind transportierende Unternehmen und deren Mitarbeitenden, allen voran den Disponenten. Auch Speditionen mit wenigen Fahrzeugen können mit Clover Optimization schon etwas für sich rausholen.
Vor einer Integration gehen wir mit potenziellen Partnern in eine Analyse des Ist-Zustands und erfassen mögliche Entwicklungspotenziale, denn die Bedürfnisse können je nach Spedition sehr unterschiedlich ausfallen. Zusammen mit den bestehenden Systemen integrieren wir innerhalb weniger Wochen unsere Schnittstellen und begleiten die Integration kulturell.
Da es auch für TMS, WMS, Frachtbörsen und andere SaaS-Anbieter zunehmend wichtig wird Ihre Services auszubauen, um damit Kunden zu stärken, gehören diese ebenfalls zu unseren Gesprächspartnern.

Welches Marktpotenzial für Nachhaltigkeitslösungen in der Logistik beziehungsweise entlang der Lieferkette sehen Sie?

Gerade in Deutschland findet der Gütertransport überwiegend auf der Straße statt und bringt damit einen vergleichsweise hohen CO2-Fußabdruck mit sich. Entsprechend groß ist das Markt- und Optimierungspotenzial für Start-Ups mit Nachhaltigkeitslösungen. Bereits heute kann man aus bestehenden Datensätzen viel mehr rausholen. Bei künftig steigender Datenquantität und -qualität steigt das Potenzial noch weiter. Auch durch die alternativen Antriebsmethoden der Flotten und den vermehrte Einsatz von künstlicher Intelligenz werden sicher weitere Geschäftsmodelle zu erwarten sein. Eine Zukunft, der wir mit Spannung entgegensehen.

Wo kann Ihr Unternehmen selbst noch nachhaltiger werden?

Wir achten bereits auf grünen Strom bei unseren Servern, verzichten beispielsweise auf innerdeutsche Flugreisen und leben eine remote-Kultur. Zugegebenermaßen haben wir es da als Softwarefirma auch viel einfacher als unsere Speditionspartner.
Durch den Einsatz unserer Software wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern noch weitaus mehr zur Nachhaltigkeit beitragen.

Ist eine klimaneutrale Logistik ein realistisches Zukunftsszenario? Wann könnte es so weit sein?

Derzeit ist eine vollständige Treibhausgas-Neutralität für 2045 gesetzlich verankert. Ob das mit den derzeitigen technischen Möglichkeiten möglich ist, bleibt offen. Wir versuchen jedenfalls unseren Teil dazu beizutragen und folgen der Devise „lieber heute als morgen“, damit genug Zeit bleibt, alle mit an Bord zu holen.

Clover Optimization

Die Clover Optimization GmbH ist ein Spin-Off der TU Dresden und wurde 2022 von den drei Gründern Felix Tamke, Dr. Leopold Kuttner und Maurice Morabel ins Leben gerufen.

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