Wichtig bei der Einführung von Carbon Accounting ist ein strukturierter Ansatz. Im Wesentlichen geht es um drei Kernschritte.

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Carbon Accounting in der Transport- und Logistikbranche: Pflicht und Chance

25.09.2024

Mit neuen EU-Regelungen wie der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sind Unternehmen ab 2024 unter Anderem verpflichtet, detaillierte Berichte über ihre CO₂-Bilanz vorzulegen. Doch selbst für engagierte Unternehmen gibt es viele Fragezeichen: Wo setzt man an? Welche Daten sind relevant?

Der Klimawandel und der steigende Druck, CO₂-Emissionen zu senken, stellen Unternehmen der Transport- und Logistikbranche vor große Herausforderungen. Warum Carbon Accounting nicht nur eine Verpflichtung ist, sondern auch eine Chance sein kann – und wie Sie diese Herausforderung meistern können.

Gesetzliche Vorgaben: Was Unternehmen beachten müssen

Die CSRD verlangt von Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitenden und einem Umsatz über 40 Millionen Euro, ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten offenzulegen. Auch die EU-Taxonomie und der European Green Deal setzen klare Ziele: Europa soll bis 2050 klimaneutral sein. Wer die Vorgaben nicht einhält, riskiert erhebliche Strafen. Unternehmen müssen sich daher jetzt mit Carbon Accounting beschäftigen, um zukünftige Auflagen zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Transportbranche: Ein großer CO₂-Verursacher

Der Transportsektor trägt weltweit etwa ein Fünftel der CO₂-Emissionen bei. Allein der Straßengüterverkehr in der EU verursacht jährlich rund 800 Millionen Tonnen CO₂. Der Luftverkehr ist für etwa drei Prozent, der Schiffsverkehr für etwa 2,5 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich. Unternehmen müssen daher gezielt Maßnahmen ergreifen, um ihre Emissionen zu senken und den ökologischen Fußabdruck ihrer Lieferketten zu reduzieren.

Herausforderungen für Unternehmen: Überforderung vermeiden

Für viele Unternehmen, vor allem kleinere und mittelständische, erscheint Carbon Accounting auf den ersten Blick komplex. Die Erfassung der Daten und die Umsetzung von Maßnahmen sind ressourcenintensiv. Die gute Nachricht: Sie stehen nicht allein vor dieser Aufgabe. Es gibt spezialisierte Beratungen und Softwaretools, die den Einstieg erleichtern. Zudem bieten Schulungen und Workshops praxisnahe Hilfe. Möglicherweise bietet sich auch der Austausch innerhalb der Branche an.

Carbon Accounting als Chance: Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Die neuen EU-Vorgaben sind nicht nur Belastung, sondern auch eine große Chance. Wer jetzt aktiv wird, kann nicht nur gesetzliche Anforderungen erfüllen, sondern sich auch als nachhaltiges Unternehmen positionieren. Kundinnen und Kunden und Geschäftspartner legen zunehmend Wert auf transparente CO₂-Bilanzen und klimafreundliche Lieferketten. Unternehmen, die hier überzeugend auftreten, können nicht nur Emissionen erfolgreich senken, sondern langfristig Wettbewerbsvorteile erlangen und ihre Marktposition stärken.

Carbon Accounting: So geht’s

Wichtig bei der Einführung von Carbon Accounting ist ein strukturierter Ansatz. Im Wesentlichen geht es um drei Kernschritte, die Sie nacheinander umsetzen sollten. Mit der genannten Unterstützung und entsprechender Schulung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind diese für jedes Unternehmen gut machbar.

1. Datenerhebung: Wo fallen Emissionen an?

Zuerst müssen alle relevanten Emissionen entlang der Wertschöpfungskette erfasst werden – von den direkten Emissionen bis hin zu indirekten Emissionen. Eine gute Datengrundlage ist für alle weiteren Schritte entscheidend. Dabei werden Emissionen in drei Kategorien unterteilt:
- Scope 1: Direkte Emissionen, wie beispielsweise der Kraftstoffverbrauch Ihrer Flotte.
- Scope 2: Indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie, z. B. Strom für Büros und Lager.
- Scope 3: Alle weiteren indirekten Emissionen, etwa durch Ihre Lieferanten oder Kundinnen und Kunden.
Scope 1 und 2 sind in der Regel auf Basis von vorhandenen Daten, etwa Stromrechnungen oder Tankbelegen, relativ einfach zu erfassen. Kniffliger wird es bei Scope 3, da diese über die eigenen Unternehmensaktivitäten hinausgehen und die beiden meisten Unternehmen den Löwenanteil der Emissionen darstellen. Beginnen Sie am Besten mit ihren größten und wichtigsten Lieferanten. Hilfreich sind am Anfang Durchschnittswerte und Branchenbenchmarks, wenn es keine exakten Daten gibt. Global anerkannte Datenbanken wie das GLEC Framework für den Transportsektor, unterstützen Sie mit geschätzten modellierte Standarddaten. Langfristig wird die Datenqualität aber eine wichtige strategische und finanzielle Rolle spielen: denn je präziser Daten erhoben werden, idealerweise Primärdaten, die direkt aus Energieverbrauchsmessungen gewonnen werden, desto robuster die Grundlage auf der Entscheidungen getroffen werden können.

Workshop „Carbon Accounting Decoding your Carbon Footprint“
Wer den Einstieg in das Thema Carbon Accounting praxisnah erlernen möchte, kann den Carbon Accounting Workshop der Kühne Logistics University in Hamburg besuchen. Dieser zweitägige Intensivkurs richtet sich an Fach- und Führungskräfte, die ihre Kenntnisse in der CO₂-Bilanzierung vertiefen und umsetzen möchten. In praktischen Übungen lernen Sie, wie Sie die Emissionen in Ihrem Unternehmen messen, analysieren und reduzieren können. Der Workshop wird in Zusammenarbeit mit Shipzero und dem Smart Freight Center angeboten.
Datum: 14.–15. Oktober 2024
Ort: Hamburg, KLU Campus
Kosten: 1.950 EUR
Weitere Informationen und Anmeldung: Hier geht's zum Workshop

2. Emissionen analysieren: Was bedeuten die Daten?

Die Daten allein sind wichtig, aber nicht ausreichend. Jetzt müssen sie in CO₂-Äquivalente umgerechnet und analysiert werden. Dafür gibt es spezielle Softwarelösungen, die auf Standards wie dem GHG Protocol oder ISO 14064 basieren. Diese Analysen helfen, Schwachstellen in der Wertschöpfungskette zu identifizieren und gezielte Maßnahmen abzuleiten. Viele innovative junge Servicedienstleister können Ihnen bei diesem Schritt helfen, die Analysen zu automatisieren.

3. Maßnahmen umsetzen: Wie reduzieren Sie die Emissionen?

Sobald die Daten vorliegen, können konkrete Reduktionsmaßnahmen geplant werden. Die Beispiele reichen von einfach umsetzbaren Maßnahmen wie Schulungen von Fahrerinnen und Fahrern oder Optimierung von Reifenwechseln, bis hin zu Software-Lösungen (bspw. zur Optimierung von Routen) oder Investitionen in Infrastruktur und Ausstattung, wie etwa einer Elektrifizierung der Flotte oder dem Einsatz von erneuerbaren Energien in Büros und Lagerhallen: Spürbare Effekten für die Umwelt, aber auch für das Unternehmen selbst.

Fazit: Carbon Accounting ist machbar – und lohnt sich

Carbon Accounting ist kein Selbstzweck. Es hilft Unternehmen, nicht nur gesetzliche Vorgaben einzuhalten, sondern auch nachhaltiger und effizienter zu wirtschaften. Wer klare Schritte – Datenerfassung, Analyse und Maßnahmen – befolgt, kann diese Herausforderung meistern und dabei sowohl ökologisch als auch ökonomisch profitieren.

Prof. Dr. Johannes Meuer ist Professor of Sustainability Strategy and Operations und Direktor des Center for Sustainable Logsitics and Supply Chains an der Kühne Logistics University.

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