Während Biodiversität in der Landwirtschaft logischerweise eine wichtige Rolle spielt, ist sie auch im Finanzsektor von Bedeutung. Deshalb ist es umso risikoreicher für Finanzinstitute, wenn sie in Wirtschaftsaktivitäten investieren, die sich negativ auf die biologische Vielfalt auswirken. Gleichzeitig bieten Investitionen zum Schutz der Biodiversität große Chancen, wie eine Studie des Kreditversicherers Allianz Trade zeigt. Schließlich sei mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaft auf ein gut funktionierendes Ökosystem angewiesen, so Markus Zimmer, Senior Volkswirt und ESG-Experte bei Allianz Trade. Die Studie schätzt die Finanzierungslücke zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt bis 2030 auf ganze 711 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Doch was würde passieren, wenn keine Investitionen in die Biodiversität getätigt werden und Ökosysteme immer mehr Schaden nehmen? Einen ersten Ansatz zur Beantwortung dieser großen Frage soll die Pilotstudie von Allianz Trade bieten, mit Fokus auf den Aspekt des Bienensterbens sowie des Rückgangs der Bestäubung.
Anders als beim Klimawandel, dessen Fortschreiten am Temperaturanstieg eingeordnet werden kann, gibt es für den Verlust von Biodiversität keinen eindeutigen Indikator. Um dieser Schwierigkeit entgegenzuwirken, will Allianz Trade in ihrer Studie mittels eines quantitativen Ansatzes zeigen, welche Auswirkungen eine geringere Bestäubung mit sich zieht. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Verlust von nur 20 Prozent bei der Bestäubungstätigkeit eine Reduktion der jährlichen landwirtschaftlichen Produktion von 1,3 Prozent bedeuten würde. Umso gravierender wären die Folgen eines vollständigen Wegfalls der Bestäubung: Dabei würde die landwirtschaftliche Produktion um 3 Prozent in Deutschland zurückgehen.
Neben der Landwirtschaft selbst sind auch Bereiche wie die Lebensmittelindustrie, die von landwirtschaftlichen Produkten abhängig sind, von den potentiellen Folgen ausbleibender Bestäubung betroffen. Die Verluste bei verarbeiteten Lebensmitteln würden sich allein in Deutschland auf schätzungsweise 2 Milliarden US-Dollar pro Jahr belaufen und auch das Bruttoinlandprodukt würde um 0,1 Prozent sinken. „Die absoluten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Ohne Bienen und Bestäubung würden in Deutschland jedes Jahr Verluste von 3 Milliarden US-Dollar entstehen“, sagt Zimmer. (gru)