Immer mehr Reeder bezweifeln, dass das von der EU-Kommission beschlossene Ziel erreichbar ist, bis 2030 die Emissionen um mehr als 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren. Das ist eines der Ergebnisse der aktuellen Reederstudie des Beratungsunternehmens PriceWaterhouseCoopers (PwC).
23 Prozent der Führungskräfte in den Schifffahrtsunternehmen halten die Klimavorgaben für „definitiv nicht erreichbar“; 51 Prozent sind der Ansicht, das Ziel ist „wahrscheinlich nicht erreichbar“.
Die Skepsis in der Reederschaft hat somit gegenüber 2021 zugenommen. Damals hielten 13 Prozent der Reeder die Klimaziele für nicht erreichbar; 9 Prozent der 2021 befragten Manager wiederum gaben an, die Vorgaben seien „definitiv erreichbar“; aktuell sagen das nur noch 3 Prozent der Befragten.
Grundsätzlich offen für Green Shipping
Trotz der wachsenden Skepsis hat sich laut der Studie in der Branche eine zunehmende Akzeptanz für umweltfreundlichere Maßnahmen eingestellt. So hat beispielsweise der Einsatz von Smart-Shipping-Tools zugenommen. Mit dieser Technologie lassen sich etwa Route und Treibstoffverbrauch in Echtzeit nachverfolgen. Bei 77 Prozent der Reedereien kommen diese digitalen Werkzeuge mittlerweile zum Einsatz – ein Plus von 13 Prozentpunkten im Vergleich zu 2021.
Zudem hat sich der Anteil der Reedereien, in denen Maßnahmen zur Emissionsreduktion umgesetzt wurden, mehr als verdoppelt. Während 2021 erst jede dritte Reederei berichtete, dass sie bewusst Emissionen reduziert, tun dies heute bereits 71 Prozent.
Große Verunsicherung besteht nach wie vor bei der Frage, welche alternativen Treibstoffe sich in der Branche künftig durchsetzen werden.
Viele Reedereien geben an, dass sie den aktuell diskutierten alternativen Treibstoffen wie LNG oder Wasserstoff nicht zutrauen, sich langfristig als dominierendes Bunker durchzusetzen. Einzig Methanol scheint sich als Lösung herauszukristallisieren; 65 Prozent glauben, dass der alternative Brennstoff die Langstrecken in 20 Jahren dominieren könnte.